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Abbild der Konsumgesellschaft
Plastik, Kleider, Hühnerknochen – welche Fossilien wir hinterlassen werden

Offiziere räumen Müll aus dem Citarum-Fluss in Bandung, Indonesien, am 27. Januar 2025. Der Müll wiegt schätzungsweise 19 Tonnen und erstreckt sich über 800 Meter.
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In Kürze:
  • Geologen erwarten, dass unsere Gesellschaft Plastikabfälle für künftige Fossilien hinterlässt.
  • Getränkedosen könnten ebenfalls als langlebige Technofossilien erhalten bleiben.
  • Masthühner hinterlassen Fussspuren, da sie die häufigste Vogelart sind.
  • Betonbauten und Kleidung werden ebenfalls langfristig fossilisiert.

Was Menschen in abertausend Jahren versteinert aus der Erde graben, wird ein Abbild unserer Konsumgesellschaft sein. Davon gehen zwei britische Geologen aus. Plastik, Dosen, Kleider und Hühnerknochen: Das ist es, was die heutigen Generationen hinterlassen werden.

«Plastik wird definitiv ein ‹Technofossil› sein, weil es unglaublich haltbar ist, wir riesige Mengen davon produzieren und es um den ganzen Globus verbreitet wird», sagt Sarah Gabbott, Professorin an der University of Leicester und als Paläontologin Expertin für die Entstehung von Fossilien. «Wo auch immer die künftigen Zivilisationen graben, werden sie Plastik finden. Es wird rund um die Erde zu finden sein.»

Oder Getränkedosen: «Sie werden lange Zeit in den Schichten verbleiben, und wir erwarten, dass an der Stelle, an der die Dose stand, kleine Gärten aus Tonmineralien wachsen.» So sagt das Gabbotts Kollege Jan Zalasiewicz. Die beiden Professoren haben ein Buch über Technofossilien geschrieben, über das der «Guardian» berichtet: «Discarded.»

Es gibt 25’000’000’000 Masthühner

Auch Hühnerknochen seien ein Zeugnis für die Ewigkeit, mutmassen die Autoren. Sie sind zwar zerbrechlicher als etwa die Knochen von Dinosauriern, aber allein die schiere Anzahl Masthühner, die es auf der Welt gibt, sorgt dafür, dass sie Fussspuren hinterlassen werden. Die Autoren beziffern die Weltpopulation von Hühnern auf derzeit 25 Milliarden. Das ist signifikant mehr als jeder andere Wildvogel. Es handelt sich wahrscheinlich um die häufigste Vogelart der Erdgeschichte.

Kleidung dürfte ebenso in den Fossiliennachweis der Menschheit eingehen. Synthetische Massenware hat jahrtausendelang verwendete Materialien wie Baumwolle, Leinen oder Seide abgelöst – sie wird die Zeit überdauern. «Wir stellen sie in lächerlichen Mengen her», sagt Gabbott, etwa 100 Milliarden Kleidungsstücke pro Jahr, doppelt so viele wie vor 20 Jahren. Vieles davon wird nach kurzer Gebrauchszeit weggeworfen und in Mülldeponien verrotten, die wie riesige Mumiengräber sind. Die Geologen: «Es ist jetzt schon klar, dass ein Grossteil der modernen Mode am Ende wirklich zeitlos sein wird.»

Zu guter Letzt dürfte die heutige Zivilisation ein Erbe hinterlassen, das heute schon Gestein ist: Beton. Jedes Jahr wird genug Beton gegossen, um jeden Menschen auf der Erde mit vier Tonnen zu versorgen – zusätzlich zu den bereits vorhandenen 500 Milliarden Tonnen Vorrat.

New Orleans wird zur «Zombie-Stadt»

Weil Fossilien unter Sedimenten in Seen und Meeren besonders gut erhalten werden, sind die Chancen gross, dass es viele Gebäude in die Ewigkeit schaffen werden. Stichwort Meeresspiegelerhöhung.

Als Beispiel dient den Autoren die US-Südstaatenstadt New Orleans. Die Hälfte der Stadt liegt bereits jetzt unter dem Meeresspiegel, und die Prognose von Gabbott und Zalasiewicz ist eindeutig: «Es handelt sich um eine Zombie-Stadt, die durch Ertrinken sterben wird, wahrscheinlich noch in diesem Jahrhundert, und die daher reif ist für die Fossilisierung. Wolkenkratzer, Gebäudefundamente, Gehwegplatten, Kanalisationsrohre und die Stadtmauern sind allesamt Kandidaten für die Konservierung.»