Plage in ParisSo schützen Sie sich in den Ferien vor Bettwanzen
Die französische Hauptstadt kämpft gegen Bettwanzen. Wie gefährlich sind sie, warum verkriechen sie sich gern ins Reisegepäck, und wie wird man sie los?
Aus der Stadt der Liebe ist aktuell die Stadt der Wanzen geworden. Seit Wochen kämpfen in Paris Hotels, Kinos, Bibliotheken oder öffentliche Verkehrsmittel gegen die Plagegeister an. Während Fachleute die Bevölkerung zu beruhigen versuchen, wächst sich das Phänomen in den sozialen Medien zur biblischen Plage aus. Viele teilen Bilder und Erlebnisberichte, einige Betroffene sprechen gar von «tiefen Depressionen», in die sie wegen der gruseligen Insekten gefallen seien.
Doch wie gefährlich sind die kleinen Viecher, wie erkennt man sie beim Städtetrip, und was tun, wenn man sie versehentlich im Reisegepäck mit nach Hause genommen hat? Hier sind die Antworten auf die drängendsten Fragen.
Warum breiten sich Bettwanzen so stark aus?
Nicht nur in Paris, auch anderswo vermehren sich Bettwanzen derzeit stark. Denn sie lieben Reisen, viel frequentierte Plätze und Secondhand, was sie zum Tier der Stunde macht. Auch bei uns in der Schweiz tauchen sie immer wieder auf und machen selbst vor Luxushotels, Kasernen oder hoch renommierten Forschungseinrichtungen wie der ETH nicht halt.
Die starke Verbreitung der juckenden Quälgeister ist auch mit dem Ende der Pandemie und dem Comeback der Reisefreude zu erklären. Die Leute sind erneut mehr unterwegs und bringen deshalb häufiger unliebsame Bettwanzen als Souvenir mit nach Hause. «Wir haben wieder ähnlich viel zu tun wie vor Corona», sagt Manuela Stäheli von der Firma Bettwanzen-Spürhunde in Obergösgen SO. Die Anfragen von Betroffenen in Hotels, Wohnungen oder anderen Unterkünften steigen.
Wie viele Hotelbetten sind von Bettwanzen betroffen?
Schwer zu sagen, verlässliche Statistiken gibt es hierzu keine. Sicher ist: Bettwanzen kommen in den besten Unterkünften vor, und auch eine vorbildliche Reinigung schützt nur bedingt. In den USA hat 2016 eine Umfrage unter hundert Hotels ergeben, dass 82 Prozent von ihnen innerhalb eines Jahres gegen Bettwanzen ankämpfen mussten. Besonders betroffen sind gemäss einer aktuellen Untersuchung Chicago, New York und Philadelphia.
In der Schweiz führt unter anderem das Zürcher Gesundheits- und Umweltdepartement eine Statistik mit gemeldeten Bettwanzen-Anfragen. Diese nehmen seit Jahren stetig zu; den bisherigen Rekord markiert das Jahr 2016 mit 164 Anfragen. Nach einem Rückgang in den Jahren 2020 und 2021, die mit Reiseeinschränkungen aufgrund von Corona zu erklären sind, nehmen die Zahlen wieder zu.
Wie äussert sich ein Bettwanzenbefall, und sind die Tierchen für Menschen gefährlich?
Weil Bettwanzen oft nicht beim ersten Stich ein Blutgefäss erwischen, hinterlassen sie vor allem an unbedeckten Körperstellen wie etwa Armen, Beinen, Füssen, Nacken, Hals und Gesicht mehrere Einstichstellen hintereinander, eine sogenannte Wanzenstrasse. Die kleinen Quälgeister können bei ihren Opfern allergische Reaktionen auslösen und Pusteln verursachen. Wer sich nun viel und stark kratzt, riskiert unter Umständen noch eine besonders lästige Sekundärinfektion.
Nach Angaben des Bundesamts für Umwelt (Bafu) zeigen jedoch 20 bis 30 Prozent aller Leute nach einem Bettwanzenstich überhaupt keine Symptome. Dennoch warnten amerikanische Forscher in der Fachzeitschrift «Journal of Entomology», dass Bettwanzen gar nicht so ungefährlich für die Gesundheit seien wie bisher immer angenommen. Denn sie seien in Laborversuchen in der Lage gewesen, den Erreger der besonders riskanten Chagas-Krankheit zu übertragen.
Können Bettwanzen auch von weit her kommen?
Ja. Weil die Tierchen eine Vorliebe für dunkle Verstecke haben, verkriechen sie sich gern ins Reisegepäck, wo sie sogar über längere Zeit ausharren können. Selbst Langstreckenflüge können ihnen nichts anhaben. Vor einigen Jahren musste die Swiss gar temporär einen Airbus aus dem Verkehr ziehen, nachdem es auf einem Flug von Mumbai nach Zürich in der Businessklasse zu einem Befall der Blutsauger gekommen war. Die Flugzeugkabine wurde anschliessend mit einem Heissluftgerät auf 60 Grad erwärmt, um die Wanzen und deren Larven zu vernichten.
Wie kann man Bettwanzen überhaupt erkennen?
Die kleinen Parasiten sind lichtscheu und verbergen sich tagsüber. Nachts ernähren sie sich von menschlichem Blut. Vollgesogen können sie dann fast zehn Millimeter lang werden und ähneln im Aussehen einem Apfelkern. Bei Zimmertemperatur brauchen sie etwa alle drei Tage eine Blutmahlzeit. Wenn diese plötzlich ausbleibt, weil das geplagte Opfer etwa unter juckendenden Quaddeln leidet und inzwischen aufs Sofa gezogen ist, kriechen die Tierchen aus ihren Verstecken hervor: Vom Schlafzimmer verteilen sie sich zum Beispiel in der ganzen Wohnung oder ziehen im Extremfall über irgendwelche Leitungsschächte sowie andere Durchgänge zu den Nachbarn.
Auf ihrer Wanderschaft hinterlassen sie überall kleine, dunkle Kotflecken bei Ritzen und Spalten, etwa am Bettgestell, bei Steckdosen, bei Bodenleisten oder hinter Bildern. Nach Angaben des Gesundheits- und Umweltdepartements der Stadt Zürich kann ein Teil der Bettwanzen bei Zimmertemperatur sogar bis zu ein halbes Jahr ohne Nahrung überleben. Sie halten sich nicht nur in Matratzen, sondern auch in Möbeln, Büchern oder Elektrogeräten auf.
Wie bekämpft man Bettwanzen zu Hause?
Das Bafu rät, das Gepäck nach einer Reise gut zu durchsuchen, am besten auf dem Balkon auszupacken und gut durchzuschütteln. Die Kleider sollten möglichst bei 60 Grad gewaschen oder mehrere Tage im Tiefkühler bei –18 Grad aufbewahrt werden.
Für die Plage daheim gibt es im Handel zwar spezielle Insektensprays zu kaufen. Diese sind jedoch nur bedingt empfehlenswert. Zum einen ist es schwierig, die Bettwanzen in allen Ritzen zu erreichen. Zum anderen sind mindestens zwei Behandlungen im Abstand von zwei, drei Wochen nötig, weil nur die geschlüpften Tierchen mit den Insektiziden abgetötet werden, nicht aber die Eier. Schliesslich können Insektizide im schlimmsten Fall auch noch dazu führen, dass sich die vor den Sprays flüchtenden Bettwanzen weiter in der Wohnung ausbreiten.
Meist kommt man daher nicht um eine professionelle Schädlingsbekämpfung herum. Die spezialisierten Firmen setzen unter anderem auf elektrische Wärmeöfen, die befallene Zimmer auf bis zu 60 Grad aufheizen und die Bettwanzen so abtöten.
Welche Rolle spielen Spürhunde beim Kampf gegen die Schädlinge?
Um die Parasiten effizient bekämpfen zu können, muss man zuerst wissen, wo sie sich aufhalten. Zwar können auch Spuren wie Kothaufen und Häutungsreste sowie Blutflecken auf dem Bettlaken ein wichtiger Hinweis auf einen Bettwanzenbefall sein. Eine solche Suche ist allerdings oft nicht so einfach und relativ zeitaufwendig. Spürhunde erkennen die Tierchen dagegen sofort am süsslichen Geruch. «Wir haben sie darauf trainiert, dass sie sogar eine einzelne Bettwanze in einem Koffer identifizieren können», erklärt die Expertin Manuela Stäheli.
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