Zu Fuss von Court BE nach Undervelier JUPilze und ein kreisrundes Seeli
Unser Wanderkolumnist ist wieder unterwegs: diesmal im Jura – vom bernjurassischen Court nach Undervelier im Kanton Jura.
Eines schönen Spätherbstmorgens starten wir in Court, einem bernjurassischen Dorf an der Birs unweit von Moutier. Den Waldhang des Mont Girod gilt es auf dem langen Weg nach Undervelier als Erstes zu durchsteigen. Wir gehen Richtung Gorges de Court, vollziehen kurz vor der Schlucht eine Spitzkehre. Nun sind wir eingespurt, gleich geht es aufwärts, die Herbstluft ist frisch mit einer Note von modrigem Laub. Hier gebe es garantiert Pilze, raunt Josephine.
Unser erstes Ziel kommt in Sicht, der Lac Vert – eine Rarität, denn im Jura versickert Wasser an den meisten Orten im Kalk. Schade, liegt das Seelein auf Privatgrund, wir können es durch die Gitter nur erahnen. Etwas später und höher klappt es doch mit dem Blick. Smaragdfarben füllt das Gewässer, Durchmesser rund 90 Meter, den Kessel unter uns. Früher förderte man hier für eine Glashütte Sand, den man mit einer Transportbahn hinab nach Court transportierte.
An dieser Stelle verschwindet Josephine, als Letztes sehen wir noch, wie sie an einem nahen Waldrand in die Knie geht und den Boden mustert. Unsereins zieht im Folgenden über den Mont Girod und visiert Champoz an, wo übrigens Pierre Alain Schnegg lebt, der Berner Gesundheitsdirektor. Schön ist sein Dorf, stellt sich heraus, geborgen ruht es unter dem lang gezogenen Kamm des Moron.
Was für eine Teufelsrampe
Dessen Flanke attackieren wir als Nächstes, gleichmässig geht es auf einem breiten Forstweg lange steil aufwärts, ich gerate ins Schwitzen und Fluchen. Was für eine Teufelsrampe ist das denn! Nach Prés du Haut de la Charrière wirds besser. Und wir leisten uns eine substanzielle Abkürzung. Hier den Wanderweg zum Gipfel des Moron zu nehmen und erst dort nach Norden zu schwenken, wäre ein Riesenumweg. Und daher biegen wir an dem Punkt ab, wo auf der Karte die Höhe von 1145 vermerkt ist. Mit ebendieser Karte fällt es uns leicht, über ein Netz von Waldwegen hinab nach Les Echorcheresses zu gelangen.
Wieder folgt ein Aufstieg, es dauert, bis wir die abgelegene Auberge de la Côte erreichen, die noch zu Les Ecorcheresses gehört. Während wir bestellen, tritt Josephine ein und zeigt uns die Pilze, die sie gefunden hat. Wir zeigen uns beeindruckt. Dann kommt das Essen. Die einen haben Vol au Vent, Pastetli, die anderen Viande sur ardoise, Fleisch zum Selbergrillieren auf dem heissen Stein. Alles sehr gut.
Eine politische Wanderung
Anderthalb Stunden später treten wir ins Freie, es geht weiter. Bald überschreiten wir die Grenze zum Kanton Jura, die wir zuvor schon geritzt haben. In der Ferne erblicken wir die Abtei von Bellelay. Das – längst aufgehobene – Kloster gilt als Ort, wo der Käse Tête de Moine erfunden wurde. Wieder einmal einen Käseteller essen, das wärs, denke ich an dieser Stelle. Und dann erreichen wir schon, nach dem kurzweiligen Abstieg durch Wald und Wiesen an die Sorne, Undervelier.
Dort geht mir dies durch den Kopf. Das war eine politische Wanderung. Wir haben zu Fuss verbunden und als Einheit erlebt, was in der Realität auseinanderstrebt. Ein Terrain, das geografisch und sprachlich aus einem Guss ist und sich doch auf zwei Kantone verteilt.
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