Zu Fuss auf den Speer SGEine lohnende Nagelfluh-Strapaze
Unser Wanderkolumnist ist wieder unterwegs: Diesmal geht es über zerklüfteten Alpboden auf Europas höchsten Nagelfluh-Berg, den Speer.
Wer den Speer besteigen will, 1950 Meter über Meer, tut dies am besten von Amden SG aus. So hat er oder sie mit dem öffentlichen Verkehr schon etwas Höhe gewonnen. Freilich gibt es da ein Problem. Der Speer hat einen geringfügig niedrigeren Nachbarn. Der Mattstock blockiert die Speer-Direttissima ab Amden, ihn gilt es östlich oder westlich zu umrunden.
Wir haben uns für westlich auf dem Hinweg und östlich auf dem Rückweg entschieden. Schnell lassen wir Amden auf einem Nebensträsschen hinter uns. Und sofort ist die Aussicht gross. Hinter Amden ritzt der Leistchamm den Himmel. Tief unten zieht sich der Fjord des Walensees. Auf der anderen Seite des Sees beeindruckt der Mürtschenstock.
Bei Durschlegi drehen wir Richtung Norden und gehen länger in schattigem Waldgelände. Eine Steilstufe durch die Alpweiden bringt uns hinauf zur Hintermatt, die nächste hinauf zur Alpwirtschaft von Oberchäseren. Der Alpboden ist eigenartig zerklüftet: Nagelfluh-Rinnen, die mit Gras und Farnkraut gepolstert sind. Direkt vor uns haben wir jetzt den Speer, im Rücken den Mattstock.
Ein klassischer Bergpfad führt zum Gipfel, stellenweise sind Eisenstufen montiert, gemächlich zickzacken wir in der Sonne höher. Oben auf der mit einem Drahtseilzaun gesicherten Gipfelfläche haben wir den Zürichsee und die Bodenseeregion vor uns, dazu den Alpstein und die Schwyzer, Glarner und Bündner Alpen. Grandios.
Weil wir Hunger haben, nehmen wir endlich doch Abschied. Wieder unten auf Oberchäseren, setzen wir uns ins Wirtschäftli. Das Essen ist gut und wird geschätzt. Ich habe Fleischkäse mit Spiegeleiern, die anderen Hamburger, Gerstensuppe, Käse.
Der Mattstock, dieser arme düpierte Klotz, steht uns weiterhin im Weg. Und so holen wir Richtung Vordermatt weit nach Osten aus, bis wir endlich bei der Hinter Höhi Richtung Amden schwenken können.
Gegen Schluss der Wanderung wird das Gelände sanfter mit grünen Weiden. Die Sesselbahn hinab nach Amden beim Niederholz nutzen wir gern.
Als wir unten im Dorf sind, sehen wir den Speer nicht mehr. Aber wir wissen, dass er da ist. Und dass die Nagelfluh-Strapaze sich gelohnt hat.
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