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Geheimverträge für Impfstofflieferung
Pfizer wälzt Risiken auf Käufer ab, grosse Unterschiede bei Preisen

Pfizer verdient viel mit dem Covid-Impfstoff – und hat den Käufern jegliche Haftung übertragen. Pfizer-Impfstoff in der Kantonsapotheke Zürich.
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Wenn sie geschickt vorgehen, können Retter in der Not reich werden. Dem New Yorker Pharmakonzern Pfizer und seinem deutschen Partnerunternehmen Biontech scheint dies mit dem Impfstoff gegen das Coronavirus zu gelingen. An die Öffentlichkeit gedrungene Lieferverträge mit mehreren Ländern enthüllen, dass sich Pfizer bei mehreren Regierungen mit krass einseitigen Klauseln gegen jegliche Risiken absichert.

Der erste der Verträge wurde kürzlich von albanischen Journalisten entdeckt und am vergangenen Mittwoch von Ehden Biber, einem Experten für Informationssicherheit in London, via Twitter veröffentlicht. Da der Kurznachrichtendienst dessen Konto daraufhin teilweise sperrte, postete Biber einen zweiten Vertrag mit Brasilien auf dem Messagingdienst Telegram. Für die Echtheit dieses Vertrags bürgt laut Biber eine digitale Unterschrift.

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Bei beiden vorliegenden Verträgen sind die allermeisten Abschnitte gleich. Pfizer sichert sich darin auf eine Weise ab, die bei Fachleuten Stirnrunzeln auslösen könnte. Biber, der schon viele Herstellungsverträge studiert haben will, sagte in einem Videointerview mit «America’s Frontline Doctors» am Mittwoch: «Ich habe noch nie so etwas gesehen.»

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Verträge müssen zehn Jahre geheim bleiben

Pfizer setzte erfolgreich durch, dass die Verträge zehn Jahre lang geheim bleiben müssen. Sie dürfen unter keinen Umständen ausser Kraft gesetzt werden. Die Abnahmeverpflichtung bleibt bestehen, selbst wenn erfolgreiche Heilmittel gegen Covid-19 gefunden werden. Für Biber erklärt dies, warum viele Regierungen am Therapeutikum Ivermectin zur Behandlung von Covid-Patienten kein Interesse zeigen.

Haften muss Pfizer laut den Verträgen für praktisch nichts. «Unter keinen Umständen wird Pfizer einer Haftung für verspätete Lieferung unterstellt», heisst es etwa im Vertrag mit Albanien. Der Schutz gilt sogar, wenn dem Hersteller Fehler unterlaufen. Es gibt keine Retouren, und Rückrufe sind nur für den Fall vorgesehen, dass der eigentliche Impfstoff cGMP defekt ist.

Bei Schadenersatzklagen haften die Käufer, nicht Pfizer

Bei Schadenersatzklagen, zum Beispiel wegen Nebenwirkungen, haften die Käufer, also die Staaten. Mehr noch: Laut den Verträgen müssen Staaten sogar Pfizers gerichtliche Verteidigung übernehmen und dafür bezahlen. Als Gerichtsort ist ausschliesslich New York vorgesehen.

In den USA geben Klauseln in den Notfall-Zulassungen den Herstellern der Covid-Impfstoffe Immunität gegen viele Gerichtsklagen. «Ein gewisser Schutz vor Haftung macht Sinn», sagte im Februar Laurence Gostin vom WHO-Zentrum für Gesundheitsrecht. «Aber sicher nicht für Betrug, grobe Nachlässigkeit, Missmanagement und Missachtung von Richtlinien der Herstellung.» Ein lateinamerikanischer Landesvertreter nannte Pfizers Verhandlungsmethoden «Bullying auf hohem Niveau».

Grosse Unterschiede bei den Preisen

Die Verträge nennen auch Verkaufspreise: Brasilien zahlt pro Dosis 10 US-Dollar, Albanien 12. Die
Preise sind wesentlich tiefer als für die USA mit 19,50 Dollar, die EU mit 15,50 Euro oder Israel, das laut Berichten im Dezember sogar 65 Dollar pro «Shot» zahlte. In der Schweiz will das Bundesamt für Gesundheit über «vertrauliche vertragliche Vereinbarungen mit den Impfstoffherstellern» keine Angaben machen.

Obwohl diese Preise im Vergleich mit neuen Impfstoffen gegen andere Krankheiten niedrig sind, verdient sich Pfizer mit dem Covid-19-Vakzin eine goldene Nase. Laut dem Quartalsergebnis trug der Impfstoff in den letzten drei Monaten 7,8 Milliarden Dollar zum Umsatz bei. Bis Ende Jahr erwartet Pfizer Impfstoffverkäufe von über 33,5 Milliarden Dollar, was bei einer geschätzten Profitmarge von 20 Prozent auf einen Anteil von gegen 7 Milliarden Dollar am Konzerngewinn hinausläuft.

Profitabelstes neues Pharmaprodukt

Während dem Impfstoff von Pfizer und Biontech der Rang als profitabelstes neues Pharmaprodukt der Geschichte sicher ist, schreibt AstraZeneca mit seinem Corona-Vakzin vorerst noch Verluste. Das
britisch-schwedische Unternehmen teilte mit, es habe eine Milliarde Dosen an 170 Länder ausgeliefert, damit aber 13 Millionen Dollar verloren.

Pfizer erläuterte auch, dass aufgrund der allmählich sinkenden Wirksamkeit des Impfstoffs gegen eine Covid-19-Ansteckung ein dritter «Booster-Shot» für Risikogruppen bald angezeigt sein werde. Wenn
Gesundheitsbehörden diese Sicht übernehmen, kann Pfizer zusätzliche Dosen ausliefern – mit zusätzlichem Gewinn.