Heute vor 40 JahrenPfadilager in der Höhle und eine überschwemmte Seestrasse
Schon vor 40 Jahren spielte das Wetter im Sommer am See verrückt. Das Höhlenlager der Pfadis Küsnacht und Erlenbach kämpfte derweil mit den steinzeitlichen Begebenheiten.

Es ist kein Rekordsommer, den wir gerade erleben. Zwischen dem Regen- und Sturmwetter drückt die Sonne nur ganz selten scheu durch die Wolkendecke. Nach den Unwettern in den vergangenen Wochen galt es vor allem, aufzuräumen, zu reparieren und zu reinigen. Unter ähnlichem Motto rückte im August 1981 auch die Feuerwehr Thalwil aus. Bei einem schweren Unwetter war eine Wasserleitung der Kläranlage geborsten. Die Wasser- und Schlammmassen fluteten die Seestrasse, sodass diese in beide Richtungen gesperrt werden musste.
Vom Samstagabend bis zum frühen Sonntagmorgen standen etwa 130 Personen der Feuerwehr Thalwil und benachbarten Pflichtfeuerwehren im Einsatz, um die Strasse zu räumen. Wie der «Anzeiger des Bezirks Horgen» schreibt, blieben in den Schuttmassen mehrere Autos stecken. Auch das Strandbad und die Garage Maag hätten nach der Schlammflut ein jämmerliches Bild geboten. Bis Sonntagvormittag beseitigten die Helfer rund hundert Lastwagenladungen Erd- und Steinmaterial und wollten die Strasse für den Verkehr wieder öffnen. Kurz darauf ereignete sich aber ein zweiter Erdrutsch, weshalb die Arbeiten bis in den Abend andauerten.
Viele Kilometer von Thalwil entfernt, verbrachten zur gleichen Zeit die Pfadis Erlenbach und Küsnacht ihr Sommerlager in einem speziellen Setting. Für einmal lautete das Motto nicht Sola (Sommerlager), sondern Höla. Nachdem die Pfadfinderinnen und Pfadfinder in Duggingen angekommen waren (das damals zum Kanton Bern gehörte, heute Basel-Landschaft), bezogen sie dort nämlich keinen Lagerplatz, sondern mehrere Höhlen. Während zwölf Tagen genossen sie dort das einfache Leben unserer Vorfahren vor Tausenden von Jahren, wie die rechtsufrige «Zürichsee-Zeitung» damals berichtete.
Selbst gemachte Ledermokassins und Lederjasskarten komplettierten das Bild der «Höhlenmenschen», während «moderne» Annehmlichkeiten wie Uhren, Besteck, Seife und Kämme zu Hause bleiben mussten. Auch das Kochen unter Steinzeitbedingungen forderte heraus. Dass das Brot aus selbst gemahlenem Mehl erst zur Mittagszeit gegessen werden konnte, störte die Höhlentruppe nicht. Umso mehr Mühe hatten einige Eltern damit, bei der Rückkehr ihr Kind unter der Löwenmähne, den zerrissenen, verdreckten Jeans und den Bartstoppeln zu finden.
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