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Bilanz der PK-Aufsicht
Pensionskassen trotzen der Krise, dennoch sinken die Renten

Trübe Aussichten für künftige Rentnerinnen und Rentner: Vor zehn Jahren erhielten Neurentner noch deutlich höhere Pensionskassenrenten als heute.
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Die wirtschaftliche Lage war letztes Jahr so unsicher wie lange nicht mehr, an den Aktienmärkten kam es vor allem in der ersten Jahreshälfte zu starken Einbrüchen. Dennoch standen die meisten der rund 1500 Vorsorgeeinrichtungen Ende 2020 besser da als im Vorjahr, wie der Jahresbericht der Oberaufsichtskommission Berufliche Vorsorge (OAK BV) zeigt. Der durchschnittliche Deckungsgrad betrug 113,5 Prozent (111,6 Prozent in 2019). Möglich wurde dies, weil die Vorsorgeeinrichtungen trotz Wirtschaftskrise eine Vermögensrendite von 4,4 Prozent erzielten. Die Aktienmärkte erholten sich in der zweiten Jahreshälfte weitgehend.

Zwar fiel die Vermögensrendite der Pensionskassen im letzten Jahr geringer aus als 2019, als sie 10,4 Prozent betrug. Dennoch profitierten die Versicherten auch 2020 von einer Verzinsung ihres Vorsorgekapitals, die mit durchschnittlich 1,84 Prozent über dem obligatorischen Mindestzins von 1,0 Prozent lag.

Die Pensionskassen nutzten die Erträge vor allem dazu, ihren Deckungsgrad und die Wertschwankungsreserven zu erhöhen. Die Wertschwankungsreserven, die zum Ausgleich von Schwankungen auf den Kapitalmärkten dienen, seien so hoch wie noch nie in den letzten zehn Jahren, sagte OAK-Präsidentin Vera Kupper Staub bei der Präsentation des Jahresberichts.

Renten dennoch im Sinkflug

Aus Sicht der Gewerkschaften ist die Situation für die Rentnerinnen und Rentner dennoch unerfreulich. Männer wie Frauen erhalten nämlich immer weniger Rente für das in die Pensionskassen einbezahlte Geld, wie eine Erhebung des Schweizerischen Gewerkschaftsbundes (SGB) zeigt. So betrug der Durchschnitt aller ausbezahlten Monatsrenten der zweiten Säule für Männer 2019 noch 2901 Franken, 2007 waren es 3030 Franken gewesen. Bei den Frauen sank die durchschnittliche Rente seit 2007 von 1598 auf 1518 Franken. Die Renten gingen zurück, obwohl die Pensionskassen die durchschnittlichen Beitragssätze in diesem Zeitraum von 12 auf 14 Prozent erhöhten, die Versicherten und die Arbeitgeber also immer mehr Geld in die Pensionskassen einzahlen. Die Erhebung des SGB umfasst 50 Pensionskassen mit über einer Million aktiv Versicherten.

Die Rentenstatistik des SGB ermittelt den Durchschnitt aller laufenden Renten. Prekär sieht die Situation jedoch vor allem für die Neurentner aus. Männer, die 2019 pensioniert wurden, erhielten im Schnitt eine Pensionskassenrente von monatlich 2144 Franken, Frauen von 1160 Franken. Zusammen mit der AHV kam die Hälfte aller 2019 pensionierten Personen auf ein Renteneinkommen von weniger als 3439 Franken, die Hälfte der Frauen mit einer zweiten Säule musste gar mit weniger als 2934 Franken auskommen. «Wer pensioniert wird, muss seinen Lebensstandard immer mehr einschränken», stellt SGB-Chefökonom Daniel Lampart fest.

Den Grund für die sinkenden Renten der zweiten Säule ortet der SGB in den stetig sinkenden Umwandlungssätzen der Pensionskassen. Der mittlere Umwandlungssatz beträgt in diesem Jahr noch 5,4 Prozent, womit pro 100’000 Franken Vorsorgekapital 5400 Franken Rente pro Jahr ausgerichtet werden. 2010 lag der mittlere Umwandlungssatz noch bei 6,7 Prozent. Die Umwandlungssätze sind also heute 20 Prozent tiefer als noch vor zehn Jahren, und dementsprechend erhalten heutige Neurentner mit dem gleichen Vorsorgekapital auch ein Fünftel weniger Rente, als dies 2010 der Fall gewesen wäre.

Der SGB rechnet damit, dass die Renten der zweiten Säule weiter unter Druck bleiben. Zahlreiche Pensionskassen hätten eine weitere Senkung des Umwandlungssatzes angekündigt. Ein Grund seien die anhaltend tiefen Zinsen. Nach Ansicht der Gewerkschaften müssen die Rentenverluste in der zweiten Säule dringend kompensiert werden, einerseits durch den fixen Rentenzuschlag von 150 Franken pro Monat, der im BVG-Reformvorschlag der Sozialpartner vorgesehen ist. Die BVG-Reform wird zurzeit von der Sozialkommission des Nationalrats beraten. Andererseits fordert der SGB mit seiner Volksinitiative für eine 13. AHV-Rente einen Ausbau der ersten Säule.

Weniger Umverteilung zu Rentnern

Positiv entwickelt hat sich laut OAK die in der zweiten Säule unerwünschte Umverteilung von den erwerbstätigen Versicherten zu den Rentnern. 2020 flossen von den aktiven Versicherten 4,4 Milliarden Franken an die Pensionierten, 2019 waren es 7,2 Milliarden gewesen. Der Grund des Rückgangs ist vor allem technischer Natur: Der technische Zinssatz, der die Verzinsung des Rentnerkapitals festlegt, wurde weniger stark gesenkt als in den Vorjahren. Damit wurde weniger Kapital zur Nachfinanzierung der Renten benötigt.