Männerkörper in «White Lotus»Penis-Kontroverse in Hollywood: «Frauen würde man diese Fragen nicht stellen»
«White Lotus»-Star Jason Isaac musste zuletzt viele Fragen zu seinem Körper erdulden. Zuerst regte er sich darüber auf, dann nahm er vieles wieder zurück.

- Die Penisprothese von Jason Isaac in «White Lotus» sorgte für Diskussionen.
- Jason Isaac fühlt sich auf seinen Körper reduziert und sieht Doppelmoral.
- Seine Aussagen hat er zum Teil zurückgenommen.
- Die Debatte wirft Fragen zur Objektivierung von Männerkörpern in Filmen auf.
In Folge drei der aktuellen Staffel des Reiche-Leute-Thrillers «White Lotus» sitzt Finanzberater Timothy Ratliff, gespielt von Jason Isaac, niedergeschlagen auf einem Stuhl in seinem Luxusbungalow, umgeben von seinen drei Kindern und der Ehefrau. Er trägt einzig einen Bademantel. Und irgendwann schlägt er die Hände über seinem Kopf zusammen, der Bademantel öffnet sich untenrum und gibt den Blick auf den Penis des Schauspielers frei. Die Kinder drehen sich peinlich berührt ab.
Wobei, da fängts schon an. Es ist nicht wirklich der Penis von Jason Isaac, wie die Welt inzwischen erfahren hat, sondern eine Penisprothese, ein imposantes Stück dazu.
Nun wird überhaupt ziemlich viel über jede neue Folge von «White Lotus» geschrieben und gewerweisst – die HBO-Serie ist ein internationaler Hit, neue Folgen gibts wöchentlich. Aber die Penisszene sorgte tagelang für Diskussionen, zunächst auf Social Media, dann auch bei Interviews mit dem Schauspieler.
Bis Isaac im Frühstücksfernsehen der Kragen platze. In der Sendung «CBS Mornings» sagte er, dass er die Aufregung nicht verstehe. «Was soll diese Obsession mit Penissen? Es ist schräg.» Für männliche Schauspieler gälten andere Massstäbe als für seine Kolleginnen, so Isaac. «Es herrscht eine Doppelmoral.» Dann nannte er, unglücklicherweise, muss man sagen, zwei Beispiele aus aktuellen Filmen: Mikey Madison und Margaret Qualley, die in ihren Filmen «Anora» und «The Substance» «ständig» nackt seien, sich aber keine Fragen dazu anhören müssten.
Kurzum: Jason Isaac fühlte sich auf den Penis reduziert.
Männerkörper werden zum Objekt
Die Kritik folgte sofort. Zum einen wurde Isaac korrigiert, weil er fälschlichweise behauptete, dass in «Anora» die Vulva von Hauptdarstellerin und Oscargewinnerin Mikey Madison zu sehen sei, was nicht stimmt. Und andererseits wurde gerade Margaret Qualley in zahlreichen Interviews zu ihren Nacktszenen in «The Substance» befragt. (Sie trug künstliche Brüste, wie das bei nackten Körperteilen in Filmproduktionen längst üblich ist.)

Überhaupt sei es doch sehr vermessen, wenn ein Mann sich darüber beklage, dass sein Körper derart in den Fokus gerückt werde, während Frauen und ihre Körper im Filmgeschäft seit Jahrzehnten objektiviert würden.
Jason Isaacs Aussagen fallen aber in eine Zeit, in der tatsächlich anders über männliche Körper und Nacktheit diskutiert wird. Männer werden unverblümt zum Objekt gemacht – und spielen mehrheitlich auch bereitwillig mit. Gerade werden die neuen Calvin-Klein-Bilder mit Musiker Bad Bunny kollektiv angeschmachtet.

«White Lotus»-Star Jason Isaac selbst ist nun zurückgekrebst. Seine Aussagen seien unsensibel gewesen. Er hätte keine Namen nennen sollen, denn er respektiere die beiden Schauspielerinnen für ihre Arbeit sehr.
Und natürlich: «Frauen werden im Kino seit je monströs ausgebeutet, sie werden grundlos nackt gezeigt, und es werden ihnen völlig unangemessene Fragen gestellt.» Doch er bleibe dabei: Die vielen Fragen zum Penis und zur Prothese seien nicht angebracht gewesen. Es habe sich angefühlt, als sei es ganz wichtig, ob die Menschen jetzt seinen echten Penis zu sehen gekriegt hätten oder nicht. «Das kommt mir ein bisschen seltsam und leicht zwanghaft vor.»
Was die Peniskontroverse aus «White Lotus» damit aufzeigt, ist wohl: Vielleicht wäre es auch an der Zeit, darüber zu reden, wie über Männerkörper geredet wird. Jason Isaac ist nicht der Einzige, der sein Unbehagen darüber ausspricht, dass sein Körper derart zum Thema gemacht wird – Jacob Elordi deutete schon 2022 in der «Ellen Show» an, dass Männerkörper anders kommentiert würden als weibliche und dass es ihn belaste.
«White Lotus»-Regisseur Mike White scheint es derweil ein Anliegen zu sein, in Sachen Nacktszenen ein historisches Ungleichgewicht etwas auszugleichen. Allein die aktuelle Staffel kommt auf drei Penisszenen.
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