Abstimmung in Paris18 Euro pro Stunde für einen Parkplatz – SUV-Lenker sollen zur Kasse gebeten werden
Die Pariser entscheiden am Sonntag, ob die Besitzer von SUV massiv mehr für Parkplätze zahlen sollen. Das ist Teil einer grösseren Strategie von Bürgermeisterin Anne Hidalgo.
Paris war in seiner langen und gloriosen Geschichte ja schon oft kulturelle Avantgarde, Trendsetter, Modemacher im Wortsinn. Einmal war es der Welt sogar Licht: ein heller Strahl der Aufklärung. Nun, an diesem Sonntag, ist der Gestus etwas kleiner, aber vielleicht nicht minder wegweisend.
Die Pariserinnen und Pariser sind aufgerufen, bei einer Volksabstimmung über den Umgang mit den SUV zu befinden, diesen grossen und ganz offensichtlich immer populäreren Autos mit hohem Fahrersitz, die sich seit einigen Jahren auch durch die Grossstädte pflügen, als müsste man hinter jeder Strassenecke einen Canyon fürchten, eine Prärie, etwas für 4x4.
Anne Hidalgo, die sozialistische Bürgermeisterin von Paris, will die Fahrer von solchen Sports Utility Vehicles bestrafen für ihren protzigen, irgendwie übergriffigen, zuweilen gefährlichen und vor allem verpestenden Auftritt in ihrer Stadt. Sagen die Pariser mehrheitlich Ja zum Vorhaben, und das ist sehr wahrscheinlich, dann bezahlen Besitzer von SUV in Zukunft fürs Parkieren in Paris dreimal so viel wie bisher.
Betroffen wären vor allem die von aussen – und die Touristen
In den zentralen Stadtbezirken, den Arrondissements 1 bis 11 also, würde die Stunde neu 18 Euro kosten, in den weniger zentralen Vierteln, vom 12. bis zum 20. Arrondissement, wo sie jetzt 4 Euro kostet, wären es dann 12 Euro. Ausgenommen sind die Bewohner der Stadt, die bereits über Parkierbewilligungen in ihrer Strasse verfügen – aber nur genau dort. Die Gebührenerhöhung bringe etwa 35 Millionen Euro Mehreinnahmen im Jahr, sagt Hidalgo.
Treffen würde die Neuerung vor allem die, die von aussen kommen – natürlich auch die Auto fahrenden Touristen aus dem Ausland. Ein Nachmittag in Paris wird dann schnell sehr teuer. Da steigt man wohl noch eher auf öffentliche Verkehrsmittel um. Und das ist das Ziel von allem, was diese Stadtverwaltung seit einigen Jahren gegen viele Widerstände durchsetzt.
Keine europäische Kapitale baut ihre Mobilität radikaler um als Paris: mit immer neuen Velowegen, neuen Metrolinien, neuen Fussgängerzonen. Fahrspuren für Autos fallen weg, auch Parkplätze. Das Auto wird zum Jagdobjekt.
Da es keine technisch einheitliche Definition dafür gibt, was ein SUV ist, hat Hidalgo eigene Kriterien aufgestellt. Entscheidend ist das Gewicht. Für Benziner, Dieselautos und Hybride gilt als Richtmass alles über 1,6 Tonnen, für elektrische Autos ab 2 Tonnen. Es geht eben nicht nur um den Ausstoss von Treibhausgasen, sondern auch um den Raum, den die grossen Autos einnehmen.
Eine Gaunerei? Ein Wink an die Welt
Pierre Chasseray, der Präsident der Vereinigung 40 Millions d’Automobilistes, hält die Abstimmung für eine «Gaunerei»: Sie sei mit dem Motto «Mehr oder weniger SUV?» so aufgelegt, dass nur die stimmen gehen würden, die keinen SUV besässen. Tatsächlich? Viele werden es wohl ohnehin nicht sein. Als die Pariser vor einem Jahr für eine Verbannung der wilden Verleihdienste von E-Scootern abstimmten, gingen 7,46 Prozent der Stimmberechtigten zu den Wahllokalen. Aber die stimmten massiv dafür.
Die Kampagne gegen das Auto wirkt. Immer mehr Pariser fahren Velo. Ein wahrer Kulturwandel ist das, ein Wink an die Welt.
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