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Ruderinnen vor Olympiapremiere
Sie musste alles vermeiden, was Vibrationen macht

Die Schweizer Rudererinnen des Damen Doppelvierer mit Lisa Loetscher, Celia Dupre, Pascale Walker und Fabienne Schweizer, von vorne, im Training anlaesslich Point de Press der Schweizer Ruder Nationalmannschaft am Rotsee vor dem Ruder Weltcup auf dem Rotsee in Luzern am Mittwoch, 22. Mai 2024. (KEYSTONE/Urs Flueeler)
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Sie muss passen. Auf die Frage, wie oft die Bootsbesetzung des Doppelvierers in den letzten Jahren gewechselt habe, weiss Pascale Walker keine Antwort. Einen Vergleich mit der internationalen Konkurrenz kann die Zürcherin aber ziehen: «Wir waren sicher eines der Boote mit den meisten Wechseln.» Die Gründe dafür sind vielfältig: unterschiedliche Formkurven und Trainerbeurteilungen, Verletzungen, die Rückkehr von Teammitglied Celia Dupré von der Stanford University.

Die grosse Auswahl ist grundsätzlich auch ein Zeichen für eine positive Entwicklung. Noch vor wenigen Jahren war ein Schweizer Frauen-Grossboot völlig unrealistisch gewesen. Schweizer Spitzenruderinnen waren akute Seltenheit, die Erfolgsschlagzeilen bei den Frauen wurden von Jeannine Gmelin monopolisiert. Es rückten aber immer mehr Hoffnungen nach, und auch der Verband begann, das Frauenrudern mehr zu priorisieren. Unter anderem entstand ein Pool von sieben Talenten: Lisa Lötscher, Salome Ulrich, Nina Wettstein und Celia Dupré, die 2021 gemeinsam U-23-WM-Gold gewannen, sowie Pascale Walker, Fabienne Schweizer und Sofia Meakin, die alle ebenfalls schon bei Grossanlässen auf dem Podest gestanden hatten.

Dieses Septett wurde zusammengefasst im Projekt «Succès», das von der ruderbegeisterten Basler Familie De Meuron und der Schweizer Sporthilfe unterstützt wird. Rasch stellten sich in diesen wechselnden Besetzungen erste Erfolge ein. Das Team war Stammgast in den A-Finals und holte etliche Podestplätze. Bald wurde klar: Hinsichtlich Paris wächst etwas heran. An der A- WM 2023 in Belgrad sicherten sich die Schweizerinnen durch den Einzug in den A-Final dann auch schon den Quotenplatz für Paris.

Plötzlich war Walkers Olympiatraum gefährdet

Eine Athletin war praktisch immer im Boot gewesen, ausser während eines kurzen Abstechers in den Skiff: Pascale Walker. Doch dann, zur Unzeit, zog sich die Zürcherin eine Verletzung im Rippenbereich zu. Ermüdungsbrüche sind im Rudern häufig, haben aber auch den Vorteil, dass man die Erholungszeit relativ genau definieren kann. Bei Walker war es aber anders. Es handelte sich um ein Knochenödem in zwei Rippenbögen, und hier war die Prognose schwieriger. «Es geht so lang, wie es geht, und es darf nicht mehr wehtun», rekapituliert sie das Votum der Ärzte.

Die Schweizer Ruderin Pascale Walker im Skiff anlaesslich eines Medientag beim Training auf dem Sarnersee am Dienstag, 19. April 2023. KEYSTONE/Urs Flueeler)

Rudern durfte sie fortan nicht mehr, musste alles vermeiden, was Vibrationen verursacht hätte. Besonders schwierig war das, weil in dieser Zeit der Trainingsblock mit vielen intensiven Belastungen anstand. Und weil das Schweizer Team unter Headcoach Ian Wright zu den am härtesten trainierenden Nationalteams der Welt gehört, wurde das Defizit sehr gross. Walkers Alternativprogramm: aufrecht Velo fahren, das Treppensteiggerät im Fitnesscenter und Krafttraining nur für die Beine.

Mittlerweile waren drei der vier Plätze praktisch vergeben – an Lötscher, Dupré und Schweizer. Walker, die im Normalfall deutliche Vorteile gegenüber Meakin gehabt hätte, lief die Zeit davon. Ein erster Test nach knapp vier Wochen verlief negativ: «Nach etwa 20 Minuten hatte ich das Gefühl, ich sei wieder am Anfang.» Letztlich hat es in extremis doch noch gereicht. «Ich bin einfach nur erleichtert, dass es doch noch geklappt hat», sagt sie. Sofia Meakin reist nun als Ersatz nach Paris.

Ihre Rolle auf dem Wasser hat sich geändert

Walker feierte vor kurzem ihren 29. Geburtstag und ist damit älter als Schweizer (26), Lötscher (24) und Dupré (22). Bis vor kurzem war sie das «Team-Mami» und stand ihren Kolleginnen mit Rat und Tat zur Seite. Auf dem Wasser habe sich das nun ziemlich geändert, sagt sie: «Ich habe vorher ziemlich viel gesagt, jetzt bin ich eher stiller. Meine Kolleginnen haben ja auch viel erreicht ohne mich, und ich versuche vor allem, mich wieder zu integrieren. An Land hat sich meine Rolle hingegen kaum verändert.»

Am Samstag geht das Olympiaabenteuer los, um 12.50 Uhr mit dem Vorlauf. Pascale Walker umreisst die Ziele so: «Zuerst wollen wir einmal in den A-Final. Wenn wir diesen erreichen, ist alles möglich.»