Vor dem G20-Gipfel in RomPapst Franziskus empfängt Biden zu langer Privataudienz
Der US-Präsident lobte das Oberhaupt der Katholischen Kirche für dessen Engagement bei globalen Themen. Später traf der Demokrat seinen französischen Amtskollegen Emmanuel Macron.
Vor dem G20-Gipfel in Rom wurde Joe Biden von Papst Franziskus zu einer Privataudienz empfangen. Der von seiner Ehefrau Jill begleitete US-Präsident – ein gläubiger Katholik – und das Oberhaupt der katholischen Kirche trafen sich am Freitag im Apostolischen Palast im Vatikan mehr als eine Stunde lang.
Nach Angaben des Weissen Hauses würdigte Biden dabei den Papst für seine «Führungsrolle im Kampf gegen die Klimakrise» und seinen Einsatz für ein Ende der Corona-Pandemie «für alle durch das Teilen von Impfstoffen» sowie eine «gerechte weltweite wirtschaftliche Erholung. «Präsident Biden dankte Seiner Heiligkeit für ihren Einsatz für die Armen der Welt und jene, die unter Hunger, Konflikten und Verfolgung leiden», erklärte das Weisse Haus weiter.
Hinter verschlossenen Türen
Es war bereits die vierte Begegnung der beiden Männer, aber für Biden die erste seit seiner Wahl ins Weisse Haus. Der 78-Jährige ist erst der zweite katholische US-Präsident nach John F. Kennedy. Er spricht häufig über seinen Glauben und geht regelmässig in die Kirche. Weil er aber auch für das Recht von Frauen auf Abtreibungen eintritt, gibt es Spannungen mit der katholischen Kirche.
Die katholische Bischofskonferenz der USA stimmte im Sommer für einen Text, der zur Folge haben könnte, dass Politikern, die sich für das Abtreibungsrecht einsetzen, die Kommunion verweigert wird. Papst Franziskus hatte damals erklärt, es sei nicht Aufgabe der Kirche, sich in die Politik einzumischen. Zugleich machte der 84-Jährige seine Ablehnung von Abtreibungen deutlich, die er als «Mord» bezeichnet.
Das strittige Thema wurde auf der offiziellen Ankündigung der Audienz und auch in der Erklärung des Weissen Hauses nach dem Treffen des Papstes mit Biden nicht erwähnt. Die Begegnung fand hinter verschlossenen Türen statt, auch Live-Bilder wurden kurzfristig abgesagt – ebenso wie für das vorherige Treffen des Papstes mit dem südkoreanischen Staatschef Moon Jae In.
Den U-Boot-Streit beigelegt
Biden war am Donnerstag für den am Samstag startenden G20-Gipfel nach Rom geflogen. Auf seinem Programm für Freitag standen auch Treffen mit dem italienischen Staatschef Sergio Mattarella, Regierungschef Mario Draghi und dem französischen Präsidenten Emmanuel Macron.
Die Begegnung mit Macron galt als besonders wichtig: Ein U-Boot-Geschäft mit Australien hatte im September eine schwere diplomatische Krise zwischen Frankreich und den USA ausgelöst. Nun bemühten sich beide um eine Beilegung des Streits. Biden entschuldigte sich nicht ausdrücklich bei Macron, liess aber Zerknirschung erkennen. Die Art und Weise, wie ein neues Sicherheitsbündnis mit Australien eingefädelt worden sei, sei «ungeschickt» gewesen, sagte Biden am Freitag bei dem Treffen in Rom. Er habe damals den Eindruck gehabt, dass Paris schon lange vor der Ankündigung des Paktes informiert worden sei, sagte der amerikanische Präsident.
Frankreich hatte wegen des ohne Absprache verkündeten neuen Sicherheitsbündnisses einen milliardenschweren Rüstungsauftrag verloren. «Was wir gemacht haben, war ungeschickt. Das wurde nicht sehr galant gemacht», räumte Biden nun ein. «Ich will es sehr klar sagen: Frankreich ist ein extrem, extrem wertvoller Partner», betonte Biden bei dem Treffen in der französischen Vatikan-Botschaft.
Macron: «Geklärt, was zu klären war»
Macron schien ebenfalls sehr bemüht, den Streit nun hinter sich zu lassen. Was nun zähle, sei dafür zu sorgen, dass sich Derartiges nicht mehr wiederholen könne. Es gehe nun darum, eine noch stärkere Zusammenarbeit mit den USA zu schaffen, sagte Macron. Er betonte mit Blick auf das Zerwürfnis, die Partner hätten nun «geklärt, was zu klären war». Er fügte hinzu: «Für mich ist es die Zukunft, auf die wir blicken müssen.» Europa sei auch bereit, bei der Sicherheit des Indopazifiks mit den USA zu kooperieren.
Aus dem Elysée-Palast hatte es vor dem Treffen in der französischen Vatikan-Botschaft noch geheissen, es gehe bei dem Treffen darum, «das Vertrauen wieder herzustellen».
AFP/SDA/fal
Fehler gefunden?Jetzt melden.