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Meinung

Papablog
Elternschaft: Ein Grund zum Feiern

Laughing couple with arms raised riding roller coaster
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Kürzlich war ich für die Buchpremiere einer Anthologie über Brüste (ja, das haben Sie richtig gelesen), an der ich mitgeschrieben habe, in meiner alten Heimat Berlin.

Neben einigen beruflichen Terminen hatte ich auch das Vergnügen, eine alte Freundin wiederzutreffen, auf die ich mich sehr gefreut habe. Gespräche mit ihr sind nicht nur warm und herzlich, sondern immer auch ziemlich lehrreich und überraschend. So erzählte sie mir beispielsweise, dass sie im vergangenen Jahr mit dem Vater ihrer Kinder eine Reise nach Marokko gemacht hat, um das Ende ihrer Elternschaft zu feiern. Also nicht direkt. Selbstverständlich sind sie jetzt immer noch Eltern, aber es ist in der Tat ein deutlicher Unterschied, ob man für seine minderjährigen Kinder Verantwortung trägt oder ob das letzte Kind gerade volljährig geworden ist. Sie haben also gefeiert, dass sie sich gemeinsam um ihre Kinder gekümmert haben, bis aus ihnen Erwachsene geworden sind. Mich hat das aus mehreren Gründen tief beeindruckt und nachhaltig beschäftigt.

Jenseits von Klischees

Zum einen ist das eine fantastische Idee. Es gibt ohnehin kaum Gelegenheiten, sich als Eltern zu feiern. Es gibt zwar Vater- und Muttertag, aber die sind jeder für sich genommen ziemlich mit Klischees überfrachtet und einigermassen absurd. Ausserdem wird da nicht Elternschaft gefeiert, sondern die jeweilige spezifische Elternrolle. Das ist nicht das, was mir vorschwebt. Ich finde, wir sollten tatsächlich jede sich bietende Gelegenheit nutzen, um Elternschaft zu feiern. Denn Elternschaft ist anstrengend, zäh, federleicht, bleischwer, wunderschön, nervenaufreibend, ätzend, sehr besonders, total gewöhnlich und Millionen andere Dinge. Sie verdient es, gefeiert und gewürdigt zu werden. Für- und miteinander. Nicht mit hässlichen Glückwunschkärtchen (Glückwunsch zur geilen Elternschaft!), sondern intim, persönlich und nachhaltig: Schau mal, wie lange wir das hier schon gemeinsam machen. Alles droht auseinanderzufliegen, aber wir halten die Kleinen und den Laden immer noch zusammen.

Zum anderen habe ich mich daran erinnert, dass meine Freundin das genau so schon vor über 15 Jahren geplant und angekündigt hat. Ziel und Termin standen zwar noch nicht ganz fest, aber dass das auf jeden Fall ansteht, stand mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit im Raum.

Heimat für die Kinder

Und da ist noch etwas: Meine Freundin und der Vater ihrer Kinder sind kein Liebespaar mehr. Sie sind schon seit Jahren getrennt, leben an verschiedenen Enden von Deutschland und haben trotzdem immer Mittel und Wege gefunden, sich gemeinsam um ihre Kinder zu kümmern. Auch das war von meiner Freundin so angekündigt: Falls die beiden zur Volljährigkeit ihres jüngsten Kindes kein Liebespaar mehr sind, würden sie diese Reise trotzdem unternehmen. Denn ihre Elternschaft erlischt ja nicht mit dem Ende der Liebesbeziehung. Sie kümmern, sorgen, verantworten, machen, tun, planen und verabreden ja trotzdem gemeinsam. So sollte es zumindest sein, auch wenn es in der Realität leider viel zu selten so ist.

Elternschaft ist grösser als Paarbeziehung. Eine Paarbeziehung kann man beenden. Man kann sich einander entziehen, sich entflechten und damit aufhören, sich ineinander zu beheimaten. Für die gemeinsamen Kinder sollte man hingegen immer Heimat sein. Selbstverständlich ist dieser Prozess Transformationen unterworfen. Wie sich Eltern und ihre Kleinkinder ineinander beheimaten, ist etwas anderes als der Beheimatungsprozess von Eltern und ihren bereits erwachsenen Kindern. Aber Heimat bleibt man. Der Plan steht also. 2032 ist für die Lebenskomplizin und mich Elternfest. Egal ob wir getrennt sind oder nicht.