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BMX-Racing
Claessens bleibt trotz Holperstart cool

Bronze medalist Zoe Claessens of Switzerland poses with her medal after the medal ceremony after the women's cycling BMX final race at the 2024 Paris Summer Olympics in Paris, France, Friday, August 2, 2024. (KEYSTONE/Laurent Gillieron)

Sie kann ihr Glück kaum fassen. Als ihr auf einem Bildschirm Bilder von zuhause gezeigt werden, wo ein Fanclub gerade um die Wette jubelt, strahlt Zoé Claessens wie ein Marienkäfer.

Eben hat die 23-Jährige Bronze im BMX-Racing gewonnen. Bezwungen wird sie nur von der überragenden Saya Sakakibara und der Niederländerin Manon Veenstra. Die Olympiasiegerin aus Australien bleibt im BMX-Stadion von Saint-Quentin-en-Yvelines makellos. Schon in den drei Halbfinal-Läufen klassiert sie sich stets an erster Stelle und macht damit deutlich, dass Gold nur über sie führen kann.

Doch zurück zu Claessens. Ihr macht die Erwartungshaltung zunächst zu schaffen. Die Waadtländerin startet verkrampft in die Halbfinals, nur als Fünfte beendet sie den ersten Halbfinal-Lauf. Als dreifache Europameisterin und WM-Zweite ist sie nach Paris gereist, die Augen sind deshalb von Anfang an auch auf sie gerichtet. Und das spielt bei Olympia eine ganz andere Rolle, gerade für Randsportlerinnen wie Claessens, die sonst kaum je im Fokus stehen. Doch dann gelingt ihr ein veritabler Steigerungslauf. In den folgenden beiden Läufen wird sie jeweils Dritte. Derweil die zweite Schweizerin Nadine Aeberhard den Final verpasst, schafft Claessens den Sprung in die Runde der letzten 8 souverän – womit der Knoten endgültig geplatzt ist.

Ein Familienprojekt

«Das waren wirklich nicht die besten Halbfinals, aber ich habe es in den Final geschafft», hält Claessens fest. «Und dann sagte ich mir: Jetzt gehst du ans Limit und lässt nicht locker.» Gesagt, getan! Noch immer strahlt Claessens und sagt dann: «Ich bin sehr glücklich über diese Medaille, das ist ein Traum.»

Diese Olympia-Bronze ist gewissermassen ein Familienprojekt. Denn bei Claessens’ sind fast alle der Leidenschaft für die kleinen Räder verfallen. Nur eines von Zoés fünf Geschwistern fährt nicht BMX. Auch die drei jüngeren Pflegekinder, welche ihre Eltern aufgenommen haben, haben sich schon auf eines dieser Bikes gewagt. Das kommt nicht von ungefähr: Vater Vincent Claessens ist der Schweizer BMX-Pionier, gemeinsam mit Freunden gründete er 1983 den ersten Club und baute auch gleich die erste Piste hierzulande. 41 Jahre später sitzt er nun in dieser stimmungsvollen Arena in Saint-Quentin-en-Yvelines und darf zuschauen, wie seine Tochter die erste Olympiamedaille im BMX-Racing überhaupt für die Schweiz gewinnt.

Zoé Claessens zeigt schon früh Talent für diesen Sport. 2018 wird sie an der Juniorinnen-WM Zweite, drei Jahre später holt sie ihr erstes Gold an der Elite-EM. Mittlerweile ist die Waadtländerin dreifache Europameisterin und kann zweimal WM-Silber vorweisen. Mit Olympia aber hatte sie noch eine Rechnung offen. Bei ihrer Premiere 2021 stürzt Claessens im Halbfinal und muss mit Rang 14 vorlieb nehmen. Sie gewinnt diesem Erlebnis nicht nur Schlechtes ab. Es sei gut, habe sie die grosse Aufmerksamkeit und den Stress, der diese generiere, schon einmal erlebt, hält Claessens vor wenigen Wochen anlässlich eines Medientreffens von Swiss Cycling fest. Der Druck ist in Paris zwar ungleich grösser, als er es in Tokio für die damals noch unbekannte Romande war. Aber sie schafft es, damit umzugehen.

Totaler Heim-Triumph

«Allez les Bleus», halt es durchs stimmungsvolle BMX-Stadion von Saint-Quentin-en-Yvelines. Und die Gastgeber, sie liefern ultimativ ab: Joris Daudet siegt vor Sylvain André und Romain Mahieu. So sieht blau-weiss-rote Glückseligkeit aus. Der Beste des Rests, ist ein Schweizer. Wobei das für Cédric Butti im ersten Moment ein schwacher Trost sein dürfte. Der 25-Jährige aus dem thurgauischen Herdern verpasst Bronze nur um den Hauch einer Zehntelssekunde. Simon Marquart, der zweite Schweizer im Final, fährt auf Rang 7 – unfreiwillig. Denn vor ihm stürzt der Neuseeländer Izaac Kennedy, wodurch der Winterthurer ausgebremst wird.

Es passt zu diesem französischen Freudentag, triumphiert bei den Frauen Saya Sakakibara. Die Australierin ist mit Bronzegewinner Romain Mahieu verheiratet. Kaum hat sie die Ziellinie überquert, fällt er ihr mit Freudenschreien um den Hals.