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Weltklasse-Reiter Martin Fuchs
Pferde sind sein Leben – und das seiner ganzen Familie

VERSAILLES, FRANCE - AUGUST 05: Martin Fuchs and horse Leone Jei of Team Switzerland compete in the Jumping Individual Qualifier on day ten of the Olympic Games Paris 2024 at Chateau de Versailles on August 05, 2024 in Versailles, France. (Photo by Buda Mendes/Getty Images)
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Zuletzt kamen die Schweizer Springreiter nicht mehr darum herum, von einem Debakel zu sprechen. Mit der stärksten Equipe je, den hochklassigsten Pferden, waren sie am vergangenen Donnerstag im Park von Schloss Versailles in die Qualifikation für den Team-Final gestartet. Und dann kläglich gescheitert. Zu viele Abwürfe, zu viele Fehler, Zwölfte statt Zehnte – «wir waren zu wenig parat an diesem wichtigen Tag», sagt Martin Fuchs. Mit seinem Wallach Leone Jei ist er die Nummer 8 der Welt, am letzten Hindernis patzte auch er. «Ich hatte ein sehr gutes Gefühl, war zuversichtlich, vielleicht zu sehr, und dann war es schon passiert.» 

Am Montag war heisser Nachmittag der Wiedergutmachung. Bei knapp dreissig Grad fand Steve Guerdat auf Dynamix de Bélhème in der Ausmarchung für den Einzelfinal von Dienstagmorgen (10.00) zurück zum Selbstvertrauen, Fuchs ritt ohne Probleme durch den Parcours, beide verzeichneten standesgemäss einen Nuller, und sie waren schnell. Nur Edouard Schmitz, der junge Genfer, der erstmals an Olympischen Spielen reitet und für Pius Schwizer eingewechselt worden ist, überstand den Cut nicht. 30 der 74 Gestarteten kamen weiter, für den 24-Jährigen waren zwei Abwürfe zwei zu viel, es bleibt bei der wertvollen Erfahrung.  

In Tokio brauchte er psychologische Hilfe

Und Fuchs ist nach seinem makellosen Ritt wieder ruhig, weiss, dass «ich vom ersten bis zum letzten Hindernis aufmerksam bleiben muss». Der 32-Jährige ist ein Routinier, bestreitet bereits seine dritten Spiele. Jene in Tokio waren schwierig für ihn. 2020 war sein damaliges Pferd Clooney in Topform, verlor diese aber während der Corona-Pandemie und fand sie erst kurz vor den Spielen in Japan wieder. Ein grosser Fehler seinerseits beendete dann die Ambitionen.

Er sagt: «Ich war damals extrem nervös, was ich sonst im Wettkampf nicht bin.» Es war so extrem, dass er sich sogar Hilfe bei Jörg Wetzel holte, dem Sportpsychologen von Swiss Olympic, der an Spielen jeweils vor Ort ist. Fuchs arbeitet üblicherweise nicht mit einem Mentaltrainer, «in dieser Situation hat mir das aber sehr geholfen.» Bezüglich Selbstvertrauen, sagt er, sei er ohnehin ein ganz anderer geworden. «Es sind drei Jahre vergangen seither, das sind drei Jahre Erfahrung.» Fuchs hat seit Januar und bis zur Team-Qualifikation mit Leone Jei noch keine Stange auf höchstem Niveau gerissen. Eine Leistung, die ihm viel Bewunderung eingebracht hat.

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Seine Vorfreude auf Paris war enorm gewesen, «jeder, der mit mir redete und auch gar nichts mit unserem Sport zu tun hat, sprach mich auf die Spiele an. Das riesige Interesse freut mich schaurig.» Es sei wieder einmal die Chance, den Sport über die Reiterkreise hinauszutragen. Und es ist seine Chance, weiter an der Familiengeschichte Fuchs zu schreiben, die jetzt schon eine stolze Länge hat. Und sogar mehr eine Verwandtschaftsgeschichte Fuchs ist, die wie keine andere für den Pferdesport und Pferdehandel in der Schweiz steht.

Grossvater Mathias begründete alles, die Eltern Renata und Thomas Fuchs waren beide äusserst erfolgreich im Trabrennsport und der Vater zuvor auch dreimal Spring-Europameister mit dem Team. Thomas Fuchs ist heute Nationaltrainer und sieht und spürt, wer wo mit seinem Pferd Stärken und Defizite hat. Er hat einst Nino de Buissonnets an Steve Guerdat, beziehungsweise dessen Mäzen, verkauft, der Guerdat das Pferd zur Verfügung stellte. 2012 führte Fuchs die beiden dann in London zum Olympiasieg. 

Pferde suchen, finden und weiterverkaufen

Und dann ist da noch Markus Fuchs, der Onkel, der die grösste Karriere machte, Weltcupsieger war und Silbermedaillengewinner an den Spielen 2000 in Sydney mit dem Team. Er wurde danach Nationaltrainer verschiedener Länder und ist heute Sprungtrainer des Vielseitigkeitsteams. In all ihren Spuren ist der junge Fuchs aufgewachsen, hat viel von allen profitiert, hat sich aber in allen Bereichen das Eigene erarbeitet und aufgebaut. 

Seit vier Jahren ist er Besitzer seines eigenen Handelsstalls in Wängi, an der Grenze der Kantone Thurgau und Zürich. «Ich versuche, interessante und talentierte Pferde zu finden, die ich dann zu einem Freund in die USA bringe, der sie verkauft. Derzeit haben wir gut 30 Tiere.» Fuchs hält aber nicht nur nach Pferden für den Springsport Ausschau, sondern auch nach Dressurpferden. Zufall ist das nicht: Simone Pearce, seine australische Freundin, ist Dressurreiterin. Auch sie war vergangene Woche an den Spielen im Einsatz – und er ihr Edelhelfer.

Edouard Schmitz lernte bei Fuchs

Dass der junge Schmitz ebenfalls zum Olympiateam gehört, hat für Fuchs eine besondere Bedeutung. Als dieser vor einigen Jahren wegen seines Studiums an der ETH im Raum Zürich einen Stall suchte, kam er bei der Familie Fuchs in Wängi unter. Schmitz sagt: «Ich habe dann sechs Monate dort gearbeitet, Martins Pferde beritten und dabei sehr viel gelernt.» Fuchs reite technisch perfekt, mache praktisch keine Fehler. Schmitz brachte damals zwei eigene Tiere mit und nutzte das bewährte «Umfeld Fuchs». Diese Zeit geht im September nun zu Ende, er wird dort ausziehen und sich in Genf seinen eigenen Stall aufbauen. Heute aber wird er noch seine beiden Kollegen unterstützen, wenn es um Gold geht.