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Tätlichkeit gegen Emmanuel Macron
Ohrfeiger hat rechtsextremen Hintergrund

«Nieder mit der Macronie»: Damien T. verpasst in Tain l’Hermitage Emmanuel Macron eine Ohrfeige.
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Einen Tag nachdem Frankreichs Präsident Emmanuel Macron von einem Mann geohrfeigt wurde, mehren sich die Hinweise, dass der Täter von rechtsextremen Kreisen beeinflusst war. Damien T. und sein Begleiter Arthur C., beide 28 Jahre alt, wurden festgenommen und haben sich bislang nicht zu ihrer Motivation geäussert.

Doch die Auswertung der Profile von Damien T. in den sozialen Netzwerken durch lokale Medien zeigt, dass er verschiedenen rechtsextremen Konten folgte. Bei einer Hausdurchsuchung fanden Ermittler in der Wohnung von Arthur C. eine Ausgabe von Adolf Hitlers «Mein Kampf».

Der Ruf «Montjoie Saint-Denis» ist ein Erkennungsslogan rechter Bewegungen.

Als Damien T. am Mittwoch ausholte, um Macron zu schlagen, rief er zugleich «Montjoie Saint-Denis» und «Nieder mit der Macronie». Bei dem Ruf «Montjoie Saint-Denis» handelt es sich um einen Kampfschrei der Royalisten aus dem 12. Jahrhundert, der zu einem Erkennungsslogan rechter Bewegungen geworden ist. Auch als ein Abgeordneter der «La France insoumise» 2018 mit einer Rasierschaum-Torte beworfen wurde, rief der Täter «Montjoie Saint-Denis».

Einige Stunden bevor Damien T. zuschlug, wurden er und zwei weitere Männer, die ihn begleiteten, von einem Reporter der Fernsehsendung «Quotidien» befragt.

Macron wollte Leute hinter Absperrung begrüssen

Der dritte Mann, dessen Name nicht bekannt ist, antwortete auf die Frage, warum sie gekommen seien, mit einigen Halbsätzen: «Wir wollen unseren lieben Monsieur Macron sehen. Es gibt Dinge, die wir ihm sagen wollen, die man aber leider nicht sagen darf. Der Niedergang Frankreichs.» Und: «Wir haben einen lieben Präsidenten, der sagt, wir hätten keine Kultur.» Der zweite Begleiter sagte: «Man weiss, dass die Medien die Tendenz haben, Aussagen zu verdrehen.» Damien T. schwieg.

Der Angriff auf Macron ereignete sich am Dienstagmittag, nachdem der Präsident eine Hotelfachschule in der Kleinstadt Tain l’Hermitage im Département Drôme besucht hatte. Damien T. und Arthur C. kommen beide aus dem Nachbarort. Statt direkt zu seinem Auto zu gehen, sprintete Macron zu einer Gruppe von Menschen, die hinter einer Absperrung auf ihn wartete.

Als Macron Damien T. die Hand entgegenstreckte, um ihn zu begrüssen, hielt dieser ihn mit der Linken fest und holte mit der Rechten aus. Die Sicherheitskräfte des Präsidenten griffen sofort ein. Videos zeigen, wie Macron danach auf Damien T. zugehen will, von den Sicherheitskräften jedoch abgehalten wird. Nach der Ohrfeige, und nachdem Damien T. abgeführt worden war, setzte Macron das Händeschütteln fort.

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Bei einem erneuten Bad in der Menge, am Dienstagabend in der südfranzösischen Stadt Valence, war der Präsident darum bemüht, den Angriff zu relativieren. «Lassen wir Einzelfälle und ultragewalttätige Individuen nicht die öffentliche Debatte in Beschlag nehmen, das verdienen sie nicht», sagte Macron, und fügte hinzu: «Ich werde auch weiterhin überall hinfahren.»

Der Besuch in der Drôme war der zweite Termin einer Frankreichtour, die Macron gerade unternimmt, und die es ihm nach der langen Periode aufeinanderfolgender Lockdowns ermöglichen soll, wieder Kontakt mit der Bevölkerung aufzunehmen. Kritiker sprechen von einer Wahlkampftour, die nicht als solche deklariert sei. 2022 wählt Frankreich eine neue Präsidentin oder einen neuen Präsidenten.

Macrons Beliebtheit steigt von 44 auf 50 Prozent

Trotz der Ohrfeige war der Dienstag für Macron, was die kommende Wahl betrifft, ein freudiger Tag. Eine Ifop-Umfrage bescheinigt ihm steigende Beliebtheitswerte. 50 Prozent der befragten Franzosen sagen, dass sie ein positives Bild des Präsidenten haben – eine Zunahme von sechs Prozentpunkten.

Macrons Vorgänger, der Sozialist François Hollande, kreiste zum gleichen Zeitpunkt seines Mandats um einen Zustimmungswert von 25 Prozent. Der beliebteste Politiker des Landes bleibt aktuell der Konservative Édouard Philippe. Von 2017 bis 2020 war Philippe Macrons Premierminister, wurde dann jedoch gegen Jean Castex ausgetauscht. Seitdem ist Philippe wieder, wie zuvor, Bürgermeister der nordfranzösischen Hafenstadt Le Havre.

Es wird regelmässig über Philippes Präsidentschaftsambitionen spekuliert. Philippe selbst hat sich auf folgende Formel festgelegt: Er sei Macron gegenüber loyal, gleichzeitig auch frei in seinen Entscheidungen.