Geflüchtete in OberriedenGemeinderat plant nun eine Asylunterkunft beim Sportplatz
Das Grundstück neben dem Sportplatz Cholenmoos ist einer von zwei Standorten für eine Asylunterkunft. Widerstand regte sich an einer Infoveranstaltung jedoch gegen den zweiten Standort.
Das Thema Asylunterkünfte bewegt in Oberrieden. Rund 150 Personen kamen am Montag an eine Informationsveranstaltung ins Multifunktionsgebäude Langweg. Dort stellte der Gemeinderat seine Pläne für die Unterbringung von Asylsuchenden vor.
Im Mai des letzten Jahres präsentierte die Behörde an einer Infoveranstaltung bereits mögliche Standorte. Damals favorisierte sie ein Grundstück am Wiesengrundweg und eines an der Bruggstrasse. Letzteres ist nun aus der Planung gestrichen worden. Stattdessen will der Gemeinderat neuerdings auf einem Grundstück am Feldweg gleich neben dem Sportplatz Cholenmoos eine Unterkunft für Geflüchtete errichten. An der Unterkunft am Wiesengrundweg hält der Gemeinderat fest.
Das bestehende Gebäude auf dem Grundstück an der Bruggstrasse soll derweil abgerissen und durch einen Neubau mit durchmischter Nutzung ersetzt werden.
Höhere Aufnahmequote
Die beiden Unterkünfte sind notwendig, da die Aufnahmequote von Geflüchteten in den letzten Jahren kontinuierlich gestiegen ist. Per 1. Juli hat sie der Kanton Zürich wegen der vielen Asylgesuche auf 1,6 Prozent erhöht. Seither muss jede Gemeinde pro 1000 Einwohnerinnen und Einwohner 16 Geflüchteten eine Unterkunft bieten.
Für Oberrieden bedeute das, dass die Gemeinde insgesamt 86 Personen unterbringen müsse, erklärte der Ressortvorsteher Gesellschaft Martin Eichenberger (parteilos). Stand heute beherbergt Oberrieden 76 Asylsuchende. Sie leben in gemeindeeigenen und angemieteten Wohnungen. «Die angemieteten Wohnungen machen mir Bauchweh», sagte Eichenberger.
Denn Gemeindepräsident Reto Wildeisen (FDP) präsentierte an dem Abend auch die Strategie des Gemeinderats: «Wir wollen dem Wohnungsmarkt möglichst keine günstigen Wohnungen entziehen und bereits entzogene Wohnungen zurückgeben», sagte er unter anderem. «Dies, damit auch unsere Jugend in Oberrieden eine Chance auf günstigen Wohnraum hat.»
Platz für bis zu 50 Personen
Wie viele Asylsuchende in den geplanten Unterkünften auf den beiden Grundstücken dereinst wohnen könnten, erläuterte Liegenschaftenvorsteher Urs Klemm (parteilos). Beim Sportplatz Cholenmoos wären es 18 bis 20 und am Wiesengrundweg etwa 30 Personen. Grob geschätzt dürften sich die Kosten für die Unterkunft im Cholenmoos auf rund 2 Millionen Franken und beim Wiesengrundweg auf 2,5 bis 2,8 Millionen Franken belaufen.
Demnächst wolle der Gemeinderat zwei Baugesuche einreichen, erfuhren die Anwesenden an dem Infoabend. Die Behördenmitglieder betonten, dass es sich bei den geplanten Flüchtlingsunterkünften um Provisorien handle.
Ob es tatsächlich Provisorien sein werden, bezweifelte in der anschliessenden Diskussion ein Anwohner aus dem Wiesengrundquartier. Denn das bereits bestehende Gebäude am Wiesengrundweg, in dem heute schon Asylsuchende untergebracht sind, sei der Bevölkerung vor dreissig Jahren ebenfalls als Provisorium verkauft worden.
Sorgen um Sicherheit
Während der Diskussion zeigte sich auch: Nach der letztjährigen Infoveranstaltung haben die Anwohnerinnen und Anwohner des Wiesengrundwegs offenbar mobilisiert. Zahlreiche Voten kamen von ihnen. Und sie waren mehrheitlich kritisch.
Eine Frau klagte über Lärm, viel Besuch und einen Geflüchteten, der starker Raucher sei und seine Zigarettenstummel auf den Boden werfe. Ein Mann sorgte sich zudem wegen der Sicherheit: Er wisse nicht, sagte er, ob diese am Wiesengrundweg abends im Dunkeln gewährleistet sei. Eine weitere Votantin befürchtete zu viele spielende und somit laute Kinder.
Anwesende aus anderen Quartieren indessen lobten die Pläne des Gemeinderats. Es sei wie mit dem Fluglärm, meinte ein Oberriedner: Keiner wolle diesen, aber alle flögen gerne in die Ferien. Ein anderer Mann sagte: «Die Flüchtlinge kommen nicht aus Spass hierher. Und 70 bis 80 von ihnen aufzunehmen, ist keine grosse Sache.»
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