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Tourismus im Wallis
Gross-Resort in 200-Seelen-Dorf soll das Obergoms verändern

Obergesteln, Ulrichen, Obergoms.
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Das Obergoms stand in der Schweiz immer etwas abseits. Die Bewohnerinnen und Bewohner im hintersten Teil des Wallis sind zwar stolz auf Ruhe und Natur. Doch die Talflucht nimmt zu. 660 Personen wohnen noch ganzjährig in der Ebene, in der die Rhone entspringt. Die Region hat aber auch viele Stammgäste: Vor allem bei Wanderern, Segelfliegern und Langläufern ist das beschauliche Obergoms beliebt.

Doch mit der Ruhe könnte es bald einmal vorbei sein. Im kleinen Obergesteln ist für rund 100 Millionen Franken ein touristisches Grossprojekt geplant. Das «Resort Obergoms» soll laut dem «Walliser Boten» 130 Wohneinheiten für Feriengäste – Studios, Appartements und Maisonettewohnungen – umfassen. Verkäufe seien keine vorgesehen. Funktionieren soll das «Resort Obergoms» wie ein Hotel. Teil der Anlage sind ein Restaurant für über 80 Personen, Wellness, Fitness, eine unterirdische Parkhalle sowie eine Seenlandschaft. Die Investoren rechnen mit 100’000 Übernachtungen pro Jahr. Damit würde die heutige Zahl an Logiernächten im ganzen Goms fast verdoppelt.

Der Mann hinter dem Projekt ist schweizweit bekannt: Unternehmer Jean Claude Bregy baute mit der Poenina Holding eine der grössten Schweizer Firmen für Gebäudetechnik, Dachdeckerei und Spenglerei auf. Doch dann entzog ihm der Verwaltungsrat das Vertrauen. Dies nach einem Bericht der «SonntagsZeitung» über einen Millionenbetrug beim Bau des Lötschbergtunnels zwischen 2005 und 2009. Bregy wurde 2021 von der Zürcher Staatsanwaltschaft per Strafbefehl rechtskräftig verurteilt – wegen Gehilfenschaft zum gewerbsmässigen Betrug und mehrfacher ungetreuer Geschäftsbesorgung in Bereicherungsabsicht. Die Fusion der Poenina mit der Burkhalter-Gruppe 2022 brachte dem Walliser dank seines grossen Aktienpakets dann aber viel Geld ein.

BREGY Jean Claude
CEO
Poenina Holding

Auch einer seiner beiden Mitstreiter im Obergoms ist zumindest im Wintertourismus kein Unbekannter: Rainer Flaig lancierte in Saas-Fee die Saisonkarte für 222 Franken und führte später in Andermatt das Halbtax auf Skipisten ein. 2021 löste die Andermatt-Sedrun Sport AG (ASS) das Arbeitsverhältnis mit seinem damaligen CEO auf. Der Dritte im Bunde, Alexander Galliker, ist Architekt in Luzern.

«Luftschloss-Thematik muss weg»

Bregy hat beim Bau des Resorts einen Vorteil: Das Land für die geplanten Gebäude gehört ihm bereits – und es liegt in der Bauzone. Für die geplante Seenlandschaft braucht es aber eine Zonenanpassung. Die Gespräche mit dem Kanton laufen. Widerstand seitens der Gemeinde ist laut dem «Walliser Boten» nicht zu erwarten. Im Gegenteil. Patric Zimmermann, Präsident der Gemeinde Obergoms, positioniert sich als Fürsprecher des Resorts: «Dieses Projekt kommt genau zum richtigen Zeitpunkt.» Schliesslich habe das Obergoms in den letzten Jahren Hotelbetten verloren. Zimmermann ist überzeugt, dass das Projekt ortsverträglich sei. «Hier wird kein Andermatt 2.0 gebaut. Und es gibt auch kein Disneyland. Denn die Investoren nehmen Rücksicht auf das Dorfbild.»

Bregy geht von einer Bauzeit von zweieinhalb Jahren aus. Laut ihm planen die Investoren das Resort nicht für eine Luxuskundschaft. Doch bei der Qualität, die man bieten wolle, werde ein Aufenthalt seinen Preis haben, sagte er dem «Walliser Boten». Gelingt es dem Unternehmer auch, die wohl skeptischeren Obergommerinnen und Obergommer zu überzeugen? Visualisierungen des Projekts werden ihnen erst im Januar gezeigt. Und wohl kaum eine Kantonsbevölkerung hat so viel Erfahrung mit schneeblinder Bauwut und gescheiterten Grossprojekten wie die Walliser.

Im 200-Seelen-Dorf Obergesteln kam mit dem «Goms Village» ein ähnliches Projekt wie das Obergoms Resort vor Jahren nicht über den Planungsstatus hinaus. Bregy sagt denn auch: «Die Luftschloss-Thematik muss weg. Die Leute sollen spüren, dass wir nicht nur plappern.»

nlu