Ihr Browser ist veraltet. Bitte aktualisieren Sie Ihren Browser auf die neueste Version, oder wechseln Sie auf einen anderen Browser wie ChromeSafariFirefox oder Edge um Sicherheitslücken zu vermeiden und eine bestmögliche Performance zu gewährleisten.

Zum Hauptinhalt springen
Meinung

Kommentar zu Oben-ohne-Trend
Bedeckt eure Brüste!

In immer mehr deutschen Freibädern können Frauen genießen, was für Männer schon lange selbstverständlich ist: Baden oben ohne. Für Pia und ihre Freundin ganz natürlich.
Jetzt abonnieren und von der Vorlesefunktion profitieren.
BotTalk

Vorweg der Disclaimer: Ich bin ein mittelalter Mann und schreibe darüber, wie Frauen mit ihren Brüsten umgehen sollen. Sollte Ihnen das jetzt schon zu viel sein, dann legen Sie Ihr Smartphone oder die Zeitung weg. Es gibt andere schöne Artikel hier.

Für alle anderen: Willkommen. 

Ich hörte Radio. Dort waren sich zwei Frauen einig, dass es schön wäre, wenn Frauen oberkörperfrei mit dem Velo durch unsere Städte fahren könnten. Die eine war Moderatorin der Sendung, die andere die Basler Sexologin Amelie Boehm. Hintergrund des Gesprächs war eine sehenswerte Doku namens «Befreite Brüste».

Die «Free the Nipple»-Bewegung hat eine Denklücke

Mir ist bewusst, woher diese Forderung kommt. Sie ist feministischer Natur und hat daher in 99 Prozent aller Fälle meine Unterstützung. Allerdings hat die «Free the Nipple»-Bewegung – manche werden das nun Mansplaining nennen – eine Denklücke.

Bevor ich darauf eingehe, eine Erläuterung über die Bewegung: Sie nahm ihren popkulturellen, neuzeitlichen Anfang durch einen Dokfilm aus dem Jahr 2012. Dafür lief eine Filmemacherin durch New York, oben ohne. Zur Veröffentlichung des Films startete sie auf Social Media die Kampagne #FreeTheNipple. Facebook entfernte diese Clips, weil Richtlinien verletzt worden waren, Frauenbrüste gezeigt wurden. Daraufhin zeigten sich Frauen wie Miley Cyrus, Lena Dunham und Rihanna Bilder in den sozialen Netzwerken mit ihren entblössten Brüsten. Auch andere nicht unmächtige Frauen wie Jennifer Aniston und Naomi Campbell unterstützen das Anliegen.

Und ich – das interessiert aber keinen Menschen – tue das auch.

Denn, wo ist in einer sexualisierten digitalen Welt – in der Portale wie Youporn zum Alltag gehören – der Unterschied, ob Brustwarzen von Männern oder Frauen gezeigt werden? Sie sind schliesslich da.

Die vergangenen zwei Zeilen dürften auch die angesprochene Radio-Sexologin und -Moderatorin unterstützen.

Beamen wir uns mal in die Zukunft, in die Utopie der beiden Radio-Feministinnen: Zürichseeufer, 2034, Mitte Juli, früher Abend, 32 Grad, am Zürichseeufer sitzen, spazieren, joggen Frauen und Männer – alle oberkörperfrei. Sie drängeln sich durch junge Pärchen mit ihren Kinderwagen (selbstfahrend?), die auch alle ihre Brüste zeigen, Männer wie Frauen.  

Wird nicht vorkommen?

In vielen Städten im deutschsprachigen Raum gibt es bereits die Initiative namens «Gleiche Brust für alle». In Dresden bouldern Frauen mit nackten Brüsten in einer Kletterhalle. Die Mitglieder der Initiative fordern ihr Recht, es Männern gleich tun zu können. Auch Badi-Feministinnen dürften das gutheissen.

Sieht so unsere Zukunft aus? Bouldern mit nackten Brüsten.

Doch, Frauen, bitte, bitte, nehmt den Rat eines mittelalten Mannes an: Ihr müsst nicht jede Dummheit nur deswegen wollen, weil Männer sie tun. Denn das Problem bei eurer «Free the nipple»-Bewegung im öffentlichen Raum sind – voilà – die Männer.

Man muss nicht durch Zürich, Hamburg, Bern im Jahr 2034, sondern durch die Städte heute laufen – und sie fallen immer mehr auf: Männer, die ohne Shirts spazieren gehen, Bus fahren, auf ihrem Velo sitzen. Zuletzt beobachtete ich einen Mann, Ende vierzig, mitten in München, der so Glace bestellte. 

Auch wir Männer können Ästheten oder mit unserem Körperbild unzufrieden sein – und oberkörperfreie Männer in unseren Städten bringen uns daher in Nöte. Meist sind es entweder diese Sieben-Tage-die-Woche-Fitness-Dudes, die sich zeigen wollen, oder Väter, denen eh bereits alles egal ist, sich gehen lassen. Beides ist zu aufdringlich und rücksichtslos, solche Männer gehören raus aus unserem Stadtbild. Daher: Macht in Badis oder anderen ähnlichen Betrieben der Nacktheit, was ihr wollt, Männer wie Frauen. Aber haltet unsere Strassen – stillende Mütter natürlich ausgenommen – sauber von nackten Oberkörpern! Anstelle #freethenipple sollte es daher heissen #CoverYourTorso, bedeckt eure Oberkörper. Bitte.

Unser Autor freut sich auf den Diskurs über das Thema mit beiden Geschlechtern in der Utoquai-Badi oder am Unteren Letten – mit oder ohne Shirt. Und hier kann man die 3sat-Doku schauen.