Oasis-Tournee 2025«Die Kanonen schweigen. Die Sterne stehen richtig»
Liam und Noel Gallagher wollen nach 16 Jahren wieder zusammen auf die Bühne. Das bedeutet ein Oasis-Comeback im nächsten Sommer – freilich nur, wenn der Friede zwischen den Brüdern so lange hält.
So recht glauben wollten es viele vorab nicht, im Zuge der Spekulationen der letzten Tage. Aber als es bestätigt wurde, gab es in Grossbritannien und Irland kein Halten mehr.
Keine zwei Stunden nach Bekanntgabe der neuen Oasis-Tour im Sommer 2025 waren schon die ersten Hotels in der Umgebung des Wembley-Stadions ausgebucht. In anderen schossen die Preise binnen Minuten um ein Vielfaches in die Höhe. Und das, obwohl die Tickets zu den Wembley-Konzerten erst am Samstag dieser Woche auf den Markt kommen werden – und sich noch zeigen muss, ob der Friede zwischen Liam und Noel Gallagher überhaupt bis zum nächsten Juli hält.
14 Oasis-Auftritte geplant
Aber Bedenken dieser Art konnten die Begeisterung Hunderttausender auf den Britischen und Irischen Inseln am Dienstag nicht dämpfen. Dass Oasis nach 16 Jahren noch einmal aus der Asche bitterer Zerwürfnisse auferstehen soll, hat jede Menge Aufregung hierzulande ausgelöst.
14 Auftritte zwischen dem 4. Juli und dem 17. August, verteilt auf Cardiff, Manchester, London, Edinburgh und Dublin, sind jetzt fürs Erste angekündigt worden. Für die Zeit danach sind weitere Auftritte «über Europa hinaus» geplant. In aller Eile musste die Wikipedia-Webseite ihren Eintrag zu Oasis ändern, auf dem es vor ein paar Tagen noch hiess, die Band sei eine englische Rock-Gruppe «gewesen». Nun erläutert der Eintrag, dass Oasis eine englische Rock-Gruppe «ist».
Gallagher-Rivalität prägte Oasis schon immer
Nicht nur Wikipedia wurde davon überrascht, dass die zwei Protagonisten der einflussreichsten Band der Britpop-Ära, der bei Briten und Iren ein Ruf wie kaum ein anderer anhaftet, nach so langer Pause noch einmal zusammen auftreten wollen. Denn die Band Oasis, 1991 gegründet, war nicht bloss berühmt für ihre Songs, ihre Originalität und ihren «Cool-Britannia»-Sound.
Schon während ihres grossen Durchbruchs, mit dem Debütalbum «Definitely Maybe» im August 1994, drang an die Öffentlichkeit, dass Liam hinter der Bühne mit einem Tamburin auf seinen Bruder eingeschlagen hatte und Stühle durch die Lüfte geflogen waren. Auch in den folgenden Jahren, auf dem Weg zum Top-LP-Hit «(What’s the Story) Morning Glory?» und zu anderen weltweiten Erfolgen, bildete das angespannte Verhältnis der beiden Brüder zusammen mit Alkohol und ruppigen Sprüchen den unguten Hintergrund zu vielen ihrer Auftritte, die sie weltberühmt machten.
Das Londoner Boulevardblatt «The Sun» taufte Oasis damals in Blowasis um – in eine Band, bei der es von Zeit zu Zeit Schläge hagelte. Und im Sommer 2009 war das Verhältnis so zerrüttet, dass ein schon angelaufenes Konzert beim «Rock en Seine Festival» nahe Paris abgesagt werden musste. Er habe «keinen Tag länger mit Liam arbeiten können», erklärte Noel seinerzeit.
Noel lobte Liams Stimme
Mit dem unversöhnlichen Streit der beiden Brüder, die als Söhne irischer Zuwanderer in einem Arbeiterviertel Manchesters aufgewachsen waren, wo sie in ihren frühen Jahren ein Kinderzimmer teilten, schien auch das Schicksal von Oasis besiegelt. In der Folgezeit, in der sie separate Wege gingen, liessen sich Liam und Noel teils recht gehässig übereinander aus.
In letzter Zeit war es allerdings zu freundlicheren Tönen und sogar zu Friedensofferten gekommen. Diese Woche lobte Songwriter Noel die Stimme seines Bruders so: «Meine Stimme ist wie ein halbes Glas Guinness an einem Dienstag. Seine ist wie zehn Schuss Tequila an einem Freitag.»
Und nachdem sie sich, wie jetzt bekannt wurde, bereits im Juli zusammen für ein neues Poster hatten ablichten lassen, um in aller Stille ihre Tournee vorzubereiten, sahen sie sich jetzt in der Lage, eine gemeinsame Erklärung abzugeben. «Die Kanonen schweigen», hiess es darin. «Die Sterne stehen richtig. Das grosse Warten ist vorüber. Kommt und schaut. Im Fernsehen übertragen wird das nicht.»
Oasis-Tournee könnte 400 Millionen Pfund einspielen
Britische Experten der Branche, wie Jonathan Shalit von der Agentur Intertalent, haben wenig Zweifel an der Ertragskraft der richtig stehenden Sterne. 400 Millionen Pfund könne die Tournee leicht einspielen, meint Shalit: «Mit Tickets, Sponsorship, Handelsartikeln und Filmrechten würde ich Noel und Liam jeweils 50 Millionen Pfund prophezeien.»
Zyniker haben bereits gefragt, ob sich Noel Gallagher wegen seiner jüngsten Ehescheidung, die ihn 20 Millionen Pfund gekostet haben soll, zu einem kleinen «Zuverdienst» genötigt sah. Die Gallagher-Brüder reagieren auf derlei Vermutungen freilich nur mit Spott und verächtlichen Kommentaren.
Für sie geht es um ein Wiederanknüpfen an eine glorreiche Vergangenheit. Und verblichen ist der Glanz des Bandnamens bis heute zweifellos nicht.
Eine der erfolgreichsten Popgruppen aller Zeiten
Auf Spotify kommt Oasis immer noch auf fast 22 Millionen Zuhörer im Monat. Und selbst bei ihren Solokonzerten der letzten Jahre zogen beide Brüder noch enorme Zahlen junger – und neuer – Fans mit ihrer Musik an. Insgesamt verkauft worden sind bislang 75 Millionen ihrer Platten weltweit.
Das macht Oasis zu einer der erfolgreichsten Popgruppen aller Zeiten. Natürlich bleibe ein guter Rest Ungewissheit, was die für 2025 geplante Tournee betreffe, fand am Dienstag der Londoner Kritiker Alexis Petridis: «Hundertprozentig sicher kann man nicht sein, was da ablaufen wird. Aber ich nehme an, das macht es sehenswert.»
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