Kommentar zum Fall Alex WilsonNur die Schweizer Medaillen überstrahlen den GAU
Egal, wie die Dopingverdachtsfälle von Wilson und Hussein noch enden: Professionell haben sich beide nicht verhalten. Das grosse Glück für die Leichtathleten ist, dass andere an Olympia glänzen.
Die Olympischen Spiele in Tokio haben erst begonnen, und die Schweizer Delegation hat ihr Minimalziel an Medaillen bereits erreicht. Dank Silber von Marlen Reusser im Rad-Zeitfahren kam schon Nummer 6 hinzu.
Die Leistungen sind für das Ansehen des Schweizer Spitzensports bitter nötig, denn die Leichtathleten sorgen nun schon seit Tagen für Negativschlagzeilen: Erst wurde der frühere Hürden-Europameister Kariem Hussein für neun Monate gesperrt. Nun droht dem Schweizer 100-m-Rekordhalter Alex Wilson nach seinem angeblich fatalen Biss in kontaminiertes Rinderfleisch das gleiche Schicksal.
Würden in Tokio also die Schweizer Olympioniken nicht derart abliefern, wären die Fast-Olympioniken Hussein und Wilson die grossen sportlichen Themen im Land. So haben sie das Glück, dass ihre Fälle im olympischen Rauschen nur peripher wahrgenommen werden.
Zwei Leitfiguren dieses Sports zerlegen sich gerade in aller Öffentlichkeit selbst.
Dass man ob ihres Verhaltens kein bisschen erfreut ist in der Schweizer Olympiadelegation, versteht sich von selbst. Und dass die Schweizer Leichtathletik-Funktionäre wiederum sich um maximale Begrenzung des Schadens bemühen, indem sie den Fall von Hussein klein und denjenigen von Wilson noch kleiner reden, ist verständlich.
Aber zwei Leitfiguren dieses Sports zerlegen sich gerade in aller Öffentlichkeit. Denn selbst wenn der Arzt Hussein tatsächlich nur an einem «Sugus» für Wanderer lutschte, das dummerweise eine verbotene Substanz enthielt, und Vielfleischesser Wilson straflos davonkäme: Professionell haben sich diese zwei Profis nicht verhalten.
Es lässt die Fragen aufkommen, wie sehr und ob der eigene Verband ihnen auf die Finger schaut. Primär der Fall Wilson allerdings könnte bitter enden: Denn wird er tatsächlich freigesprochen – sein Verfahren beginnt erst –, dürfte sich der Basler wahrlich als Opfer im Kampf gegen Betrüger sehen. Unschuldig daran aber wäre er trotzdem nicht.
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