Kommentar zur Gas-DebatteNun können die Städte zeigen, dass es ihnen ernst ist mit Energiesparen
Um Gas zu sparen, erwägen Zürich und Bern, die Temperaturen in ihren Liegenschaften zu senken. Sie müssen das tun. Sonst machen sie sich unglaubwürdig.
Was unerschütterlich schien, ist ins Wanken geraten: die Gewissheit, zu jeder Zeit genügend Energie zu haben. Die Schockwellen des Ukraine-Kriegs haben die Schweiz erreicht, die Gefahr einer Gas- und Stromknappheit im kommenden Winter ist bedrohlich gewachsen. Das hat der Bundesrat – wenn auch reichlich spät – erkannt.
Man kann nun über Versäumnisse in der Energiepolitik der letzten Jahre streiten. Die Vergangenheit aufzuarbeiten, ist zwar wichtig. In der gegenwärtigen Lage bringen Schuldzuweisungen aber kaum etwas. Was es nun vielmehr braucht, sind Taten – oder besser: Nicht-Taten: Wir müssen verzichten lernen, zumindest ein wenig. Wir müssen Energie sparen, insbesondere Gas. 25 Grad im Wohnzimmer, T-Shirt statt Pullover: Das muss nicht sein. 20 Grad genügen. Es ginge auch mit weniger. Alles eine Frage der Gewohnheit.
Im besten Fall würde der Profit dreifach ausfallen. Wir sparen Gas, wir belasten das Klima weniger und wir helfen der Wirtschaft.
Zürich und Bern erwägen deshalb zu Recht, ihre Liegenschaften im Winter weniger stark zu heizen. Das genügt aber nicht. Sie müssen ihre Pläne auch wirklich umsetzen. Damit wäre die Gefahr einer Gasmangellage zwar noch nicht gebannt, es wäre aber zumindest ein wichtiger Sparbeitrag. Und überdies ein starkes Signal an andere Städte, aber auch an private Hauseigentümer, dem Beispiel zu folgen.
Im besten Fall würde der Profit dreifach ausfallen. Wir sparen Gas und damit Geld. Wir belasten das Klima weniger. Und wir bewahren die Wirtschaft vor möglicherweise schwerem Schaden. Sie wäre es nämlich, die von Gas-Rationierungen zuerst betroffen wäre.
Nicht zufällig haben Wirtschaftsvertreter in den letzten Tagen gefordert, dass auch die Haushalte ihren Teil zur Krisenbewältigung beitragen müssen. Die Forderung ist berechtigt, gerade im Fall von Rot-Grün dominierten Städten wie Zürich und Bern. Hier ballt sich ein Grossteil der Klimaschutzbewegung, die seit Jahr und Tag die enorme Bedeutung des Energiesparens predigt. Nun können diese Kreise zeigen, dass sie dazu bereit sind.
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