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Risiko Strommangellage
Notstrom-Plan: Nicht einmal die Hälfte ist geschafft 

Ein Dieselmotor steht für die Notstrom­produktion bereit. 
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Der Bund will ein virtuelles Reservekraftwerk errichten. Gemeint ist damit ein Pool aus Notstromanlagen, die Unternehmen dem Bund zur Verfügung stellen – eine Energiereserve für den Fall einer Strommangellage. Im Gegenzug werden sie vom Bund finanziell entschädigt.

Ab Februar, so der Plan, sollte das Reservekraftwerk bereitstehen. Die Idee: Kann der Strommarkt die Nachfrage vorübergehend nicht decken, droht also ein Engpass, kann die nationale Netzgesellschaft Swissgrid die Reserve per Fernsteuerung abrufen. 

Das Bundesamt für Energie (BFE) ist Anfang Dezember davon ausgegangen, dass Anlagen mit einer Leistung von total rund 280 Megawatt zusammenkommen. Diese Menge entspricht einem Viertel der vom Bund geplanten Winterstromreserve. Diese beträgt etwa 1000 Megawatt und besteht aus mehreren Elementen, unter anderem aus dem fossilen Kraftwerk in Birr im Kanton Aargau. Zum Vergleich: Das Kernkraftwerk Leibstadt, das pro Jahr gegen 10 Terawattstunden Strom produzieren kann, hat eine Leistung von 1200 Megawatt. 

Die Akquirierungsfrist läuft diesen Mittwoch ab. Wie sich zeigt, ist das Ziel aber bei weitem nicht erreicht. «Wir haben derzeit eine Kapazität von insgesamt 105 Megawatt zusammen», sagt BFE-Geschäftsleitungs­mitglied Marianne Zünd. 

Mit der Suche nach Firmen sind die Stromkonzerne BKW und Axpo sowie deren Tochterunternehmen CKW beauftragt. Mitte Januar gaben sie bekannt, mit insgesamt 50 Interessenten im Gespräch zu sein. Würden alle zusagen, wäre mit 240 Megawatt die geplante Energieleistung schon fast erreicht. Dem ist nun aber nicht so. Axpo und CKW haben zusammen elf Verträge mit Betreibern von Notstromanlagen abschliessen können, bei der BKW sind es sieben. 

Suche wird verlängert 

Dass die Zahl nicht höher liegt, hat mehrere Gründe, unter anderem war laut BKW für einige Interessenten die Umsetzungszeit aus technischer oder organisatorischer Sicht zu kurz. Andere Anlagen erreichen die vom Bund geforderte Minimalleistung von mehr als 750 Kilowatt im Betrieb nicht. 

Das BFE reagiert nun auf die harzige Suche: Es verlängert die Akquirierungsphase bis Ende März. Axpo und CKW stehen bereits mit weiteren Betreibern von Notstromanlagen in Kontakt. «Wir rechnen in diesem Winter mit zusätzlichen Vertragsabschlüssen, durch die wir weitere rund 25 Megawatt Leistung bündeln könnten», sagt Axpo-Sprecherin Jeanette Schranz. Auch die BKW führt Gespräche mit weiteren Interessenten. Deren Anlagen hätten eine Gesamtleistung «im tiefen zweistelligen Bereich». 

Das zusätzliche Potenzial scheint also begrenzt, das anvisierte Ziel von 280 Megawatt dürfte zumindest vorderhand unerreicht bleiben. Kurzfristige Folgen dürfte das jedoch kaum haben, gilt es doch als immer unwahrscheinlicher, dass die Schweiz in diesem Winter noch in eine Mangellage geraten wird. 

Firmen droht Pflicht 

Marianne Zünd vom BFE macht denn auch klar: Die verlängerte Suche nach Betreibern von Notstromanlagen erfolgt «insbesondere auch schon im Hinblick auf die kommenden Winter». Das Risiko von Strommangellagen wird nämlich bestehen bleiben, unter anderem weil unklar ist, ob es gelingt, die für die Stromproduktion wichtigen Gasspeicher in Europa über den Sommer wieder aufzufüllen. 

Der Bund hat also grosses Interesse daran, für den kommenden Winter genügend Notstromanlagen als Back-up in der Hinterhand zu haben. Notfalls kann er Unternehmen zur Teilnahme verpflichten. Das sieht die entsprechende Verordnung vor, die der Bundesrat erlassen hat. Ob das BFE diese Zwangsklausel aktivieren wird, ist unklar. Marianne Zünd sagt, für eine Aussage sei es noch zu früh, es gelte, Ende März eine erste Bilanz zu ziehen.