Norman Ritter aus KöthenAuch der Sohn der berühmtesten deutschen «Nazi-Familie» ist gestorben
Er wurde als Sohn der «Nazi-Familie» aus der Sendung «Stern TV» bekannt. Sein Tod ist ein weiteres Kapitel einer tragischen Familiengeschichte. Norman Ritter wurde 40 Jahre alt.
- Norman Ritter starb mit 40 Jahren an den Folgen seiner Leberzirrhose.
- Die Familie Ritter wurde in den 90ern durch «Stern TV» bekannt.
- Sie lebte unter schlimmen Bedingungen in einer Obdachlosenunterkunft.
- Die Familie pflegte Kontakte zur Neonaziszene.
Norman Ritter aus Köthen ist verstorben. Wie sein Bruder gegenüber der «Bild» bestätigt, erlag er am Mittwoch seinen schwerwiegenden gesundheitlichen Problemen. Der 40-Jährige litt seit längerer Zeit an Leberzirrhose.
Seit den 90ern wird die Familie Ritter, mit Mutter Karin und den drei Söhnen Andy, Christopher und Norman, immer wieder in «Stern TV»-Beiträgen porträtiert. Die drei Söhne sind zum Zeitpunkt der ersten Doku, die 1994 ausgestrahlt wurde, zwischen 7 und 9 Jahre alt. Der Wohnort der Ritters, die ostdeutsche Stadt Köthen in Sachsen-Anhalt, ist damals von den Folgen der Wende geprägt. Viele ziehen in den Westen, und diejenigen, die bleiben, sind mit Strukturwandel und einer hohen Arbeitslosigkeit konfrontiert.
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Die sozialen Missstände, Verwahrlosung und rechtsextreme Tendenzen der Ritters machten den Fernsehsender auf die Familie aufmerksam. Damals lebt die Mutter Karin mit ihren drei Söhnen in einer Obdachlosenunterkunft. Sie hat insgesamt sechs Kinder aus zwei Beziehungen, beide Väter sind abwesend. Die Familie lebt unter miserablen Bedingungen: Weder Duschen noch Heizung gibt es in der von Schimmel befallenen Massenunterkunft.
Norman Ritters Traumberuf: Skinhead
In den Fernsehbeiträgen zeigen die Buben den Hitlergruss, schlagen mit Äxten auf Nachbarn ein und sagen vor laufender Kamera, dass sie Ausländerinnen und Ausländer «blau schlagen» wollen. Denn diese würden ihren Eltern die Berufsmöglichkeiten stehlen, seien schuld daran, dass sie arbeitslos seien. Traumberuf des damals 9-jährigen Norman Ritter: Skinhead.
Mutter Karin war wegen Volksverhetzung vorbestraft und pflegte Kontakte zur Neonaziszene. Der Rassismus wird zum Markenzeichen der «Nazi-Familie», wie Familie Ritter in den deutschen Medien genannt wurde. Die «Stern TV»-Beiträge sind beliebt, bieten ein Fenster in eine Welt, die von Alkoholismus, Rechtsextremismus und Hartz IV geprägt ist. Fast schon voyeuristisch kann man den Söhnen beim Aufwachsen zusehen.
Norman wird unterdessen für einige Jahre in ein Heim geschickt und scheint dort eine Veränderung zu durchleben. Er spielt mit seinen Altersgenossen, integriert sich, blüht auf. Doch dann muss er wieder nach Hause, wo er eine Ausbildung zum Maurer anfängt. Auch wird er tatsächlich Skinhead. In seinem Zimmer in der Obdachlosenunterkunft hängen diverse Flaggen des Deutschen Reichs und Objekte mit Nazisymbolen. Die Brüder bekommen Probleme mit den Behörden, müssen alle eine Weile ins Gefängnis.
Alkohol- und Drogenmissbrauch sind Alltag bei Familie Ritter
Abseits der Dreharbeiten verstirbt der Vater. Für Mutter Karin ist das der Hauptgrund für die Gewaltausschreitungen und die beginnende Alkohol- und Drogenabhängigkeit der Brüder. In einem Beitrag erzählt sie, dass Norman in seinem Zimmer «alles kaputt geschlagen» habe. Er mache das nachts, nachdem er Fotos von seinem Vater angeschaut habe, sagt sie. Norman selbst ist vor der Kamera oft betrunken, muss sich mehrmals wiederholen, damit man ihn versteht. Nebenbei tätowiert er, er ist der Einzige, der eine Beschäftigung ausübt. Der übermässige Alkoholkonsum führt schliesslich zu seinem Tod.
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