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Nordkoreas Atom-Emissär hingerichtet?

Sein Schicksal ist unklar: Kim Hyok-chol, Nordkoreas Sondergesandter für die USA.
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Nach dem ergebnislosen Gipfeltreffen von Hanoi im letzten Februar soll das Regime Nordkoreas seinen Sondergesandten für die USA hingerichtet haben. Kim Hyok-chol sei nach seiner Rückkehr im März am Mirim-Flughafen bei Pyongyang erschossen worden, berichtet die südkoreanische Zeitung «Chosun Ilbo» unter Berufung auf nicht näher genannte Quellen. Neben Kim Hyok-chol seien vier weitere hochrangige Mitarbeiter des nordkoreanischen Aussenministeriums nach einer «Untersuchung» hingerichtet worden. Den fünf hingerichteten Männern soll Spionage für die USA vorgeworfen worden sein.

Laut US-Aussenminister Mike Pompeo, der sich heute in Berlin aufhielt, wird die Trump-Administration dem Zeitungsbericht nachgehen. «Wir tun unser Bestes, um das zu überprüfen», sagte Pompeo. «Ich habe dem heute nichts mehr hinzuzufügen.» Die Informationen aus Nordkorea sind offenbar nicht neu für den US-Aussenminister. Anfang Mai hatte er in einem Interview mit dem TV-Sender ABC von der Möglichkeit gesprochen, dass Pyongyang ein neues Verhandlungsteam zusammenstelle.

«Schlechtes Signal an die USA»

Ob Kim Hyok-chol nicht mehr lebt, ist unklar. Es gibt keine Erklärungen von offizieller Seite. In der Vergangenheit haben sich südkoreanische Berichte über Hinrichtungen in Nordkorea manchmal als falsch erwiesen. So hatte die Zeitung «Chosun Ilbo» im Jahr 2013 berichtet, der Leiter des nordkoreanischen Symphonieorchesters sei wegen der Verbreitung von Pornographie erschossen worden. Dies traf allerdings nicht zu.

Hong Min, Forscher am Korea-Institut für Wiedervereinigung in Seoul, erklärte, dass eine Bestrafung von Kim Hyok-chol und anderen Offiziellen denkbar sei. Allerdings: «Personen wie Kim Hyok-chol abzusetzen oder sogar hinzurichten, würde ein schlechtes Signal an die USA senden.» Kim Hyok-chol sei das öffentliche Gesicht der Atomgespräche gewesen. Ohne ihn könne der Eindruck entstehen, dass die bisherigen Gespräche in Frage gestellt würden, sagte Hong Min der Nachrichtenagentur Reuters.

Nordkoreas Diktator und seine einstige «rechte Hand»: Kim Jong-un und Kim Yong-chol. Foto: Reuters

«Rodong Sinmun», offizielle Zeitung der Arbeiterpartei Nordkoreas, veröffentlichte einen verklausulierten Kommentar, der einen Bezug herstellt zu den mutmasslichen Säuberungsaktionen im Regime. «Es gibt Verräter und Abtrünnige, die nur mit Worten dem Führer treu sind und dem Zeitgeist folgend ihre Haltung ändern.» Ihnen werde es nicht gelingen, dem «strengen Urteil der Revolution» zu entgehen.

Das Parteiblatt betonte die Notwendigkeit des Kampfes. Es gebe Aktionen gegen die Partei und gegen die Revolution, die entschieden bekämpft werden müssten. Ähnliche Äusserungen hatte das Parteiblatt etwa Ende 2013 gemacht – dies im Zusammenhang mit der Hinrichtung von Jang Song-thaek, des Onkels von Diktator Kim Jong-un.

Der angeblich hingerichtete Atom-Emissär Kim Hyok-chol hatte zusammen mit dem US-Sondergesandten Stephen Biegun den Hanoi-Gipfel zwischen US-Präsident Donald Trump und Nordkoreas Machthaber Kim Jong-un vorbereitet. Biegun trifft sich an diesem Wochenende in Singapur mit Vertretern von Südkorea und Japan.

Kim-Vertrauter im Arbeitslager

Die mutmasslichen Strafaktionen des nordkoreanischen Diktators betreffen auch andere Personen. So soll Kim Jong-uns Übersetzerin Shin Hye-yong nach dem Gipfel in ein Gefangenenlager geschickt worden sein. Ihr wird vorgeworfen, dass sie ein neues Angebot Kims kurz vor dem Abbruch der Gespräche mit Trump nicht übersetzt habe.

Auch Kim Yong-chol, ein hochrangiger Vertreter der kommunistischen Partei Nordkoreas, soll sich mittlerweile in einem Arbeitslager befinden. Er galt als sehr enger Vertrauter des nordkoreanischen Machthabers. Sozusagen als «rechte Hand» von Kim Jong-un führte er die Verhandlungen mit US-Aussenminister Mike Pompeo.

Bei dem Gipfeltreffen in der vietnamesischen Hauptstadt Hanoi im Februar hatten Trump und Kim keine Einigung über Schritte zur atomaren Abrüstung Nordkoreas erzielt. Nordkorea hatte eine Aufhebung der Sanktionen gefordert, nach Angaben aus US-Regierungskreisen im Gegenzug aber nur angeboten, Teile der Atomanlage Yongbyon stillzulegen. Der Gipfel wurde von Trump dann vorzeitig abgebrochen.

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Gescheitert: TA-Auslandchef Christof Münger analysiert das Trump-Kim-Treffen in Hanoi. Video: Tamedia