«Hatten einen sehr substanziellen Meinungsaustausch»
Kim Jong-un und Wladimir Putin trafen sich zum ersten Mal. Beide Staatsmänner hoffen beim Gipfel in Wladiwostok auf eine Annäherung bei atomaren Fragen.
Im ostrussischen Wladiwostok hat das Gipfeltreffen von Russlands Präsident Wladimir Putin mit Nordkoreas Machthaber Kim Jong-un begonnen. Nordkoreas Machthaber hat seine Gespräche mit Russlands Staatschef beim ersten Gipfeltreffen als «sehr substanziell» bewertet. «Wir hatten gerade einen sehr substanziellen Meinungsaustausch zu Themen von gemeinsamem Interesse», sagte Kim nach den knapp zweistündigen Gesprächen mit Putin.
Russlands Präsident sagte, beide Seiten hätten auch darüber gesprochen, wie die Lage auf der koreanischen Halbinsel verbessert werden könne. «Wir konnten über die Geschichte unserer Beziehungen und über das Heute sowie die Entwicklung des bilateralen Verhältnisses sprechen», sagte Putin.
Putin und Kim trafen sich am Donnerstag auf einem Gelände der Fernöstlichen Universität auf der Insel Russki. und gaben sich die Hand. Der russische Präsident sagte, er wolle sich für «positive» Entwicklungen auf der koreanischen Halbinsel einsetzen. Ausserdem gebe es viel Raum für eine Verbesserung der wirtschaftlichen Beziehungen beider Länder. Kim sagte, er wolle die «traditionellen Verbindungen» zu Moskau stärken.
Video: Der erste Handshake
Kim wolle mit dem russischen Präsidenten über das nordkoreanische Atomprogramm sprechen, wie der nordkoreanische Machthaber dem TV-Sender «Rossija 24» am Mittwoch sagte. «Ich hoffe, dass der Besuch erfolgreich und nützlich sein wird.» Russland ist wie die USA an einer atomaren Abrüstung des Nachbarlandes interessiert. Zugleich setzt sich Moskau im Gegenzug für ein Entgegenkommen beim Atomprogramm für eine Lockerung der Sanktionen gegen Pyongyang ein.
Auch wirtschaftliche Zusammenarbeit werde ein Thema sein, so Kim weiter. Wegen der Sanktionen droht Zehntausenden nordkoreanischen Gastarbeitern die Ausreise aus Russland. Beide Seiten wollen das verhindern.
Vier-Augen-Gespräch
Nach russischen Angaben ist in Wladiwostok zunächst ein Vier-Augen-Gespräch der beiden Staatschefs geplant. Im Anschluss sollen Delegationen beider Länder zusammenkommen. Nach offiziellen russischen Angaben ist aber nicht geplant, dass die beiden irgendwelche Vereinbarungen unterzeichnen oder eine gemeinsame Gipfelerklärung abgeben. Der Gipfel spiegelt die Bemühungen Russlands wider, sich als wichtiger Akteur in der Nukleardebatte um Nordkorea zu positionieren.
Kim war nach seiner Ankunft am Mittwoch in Wladiwostok in Begleitung einer Delegation eine Strecke zu Fuss gegangen. Eine Militärkapelle spielte die Hymnen beider Länder. Er habe schon jetzt einen bleibenden guten Eindruck in seinem Herzen, hatte Kim am frühen Morgen bei einem Zwischenhalt am russischen Grenzpunkt Chassan gesagt. Dort empfingen ihn russische Mädchen mit Blumen und – nach alter Tradition – mit Salz und Brot.
Video: Spezielle Anreise
Vor gut zwei Monaten war ein Gipfeltreffen Kims mit US-Präsident Donald Trump in Vietnam vorzeitig abgebrochen worden. Beide konnten sich nicht auf zentrale Fragen der atomaren Abrüstung Nordkoreas einigen. Erst kürzlich hatte Trump einen weiteren Gipfel für möglich erklärt.
Vor einer Woche hatte der für Nordkorea zuständige US-Sondergesandte Stephen Biegun Moskau besucht. Beide Seiten hätten ihr Ziel einer vollständigen und kontrollierbaren Denuklearisierung Nordkoreas bekräftigt, teilte die US-Botschaft danach mit.
Museumsbesuch
Nach seinem Grenzübertritt hatte Kim auch das Kim-Il-Sung-Museum besucht, ein 1986 in der russischen Stadt Chassan eröffnetes Haus. Dort hielten sich der Grossvater des Machthabers, Kim Il Sung, und Vater Kim Jong-il bei Reisen kurzzeitig auf. Insgesamt dauerte die Zugfahrt von Nordkoreas Hauptstadt Pyongyang bis Wladiwostok rund 20 Stunden. Viele Delegationsteilnehmer, darunter auch eine Jugendgruppe aus Nordkorea, reisten aber mit dem Flugzeug an.
Russland hatte Kim bereits im Mai vergangenen Jahres eingeladen. Zuletzt war es im Jahr 2011 zu einem Gipfel zwischen den Staatsoberhäuptern Russlands und Nordkoreas gekommen. Damals hatte sich der mittlerweile gestorbene Kim Jong-il mit dem damaligen russischen Präsidenten Dmitri Medwedew getroffen.
sda/afp/red
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