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2. Schweizer Schwimm-Medaille
Noè Ponti verblüfft und powert bei seiner Olympiapremiere zu Bronze

Präsentiert voller Stolz seine Bronze-Medaille: der 20-jährige Noè Ponti.

Was für eine Bilanz für die Schweizer Schwimm-Delegation einen Tag vor Ende der Wettkämpfe in Tokio: Drei Finalteilnahmen, zwei Medaillen – zwei Medaillen nach fast 40 Jahren Dürre. Eine erfolgreichere Phase wie die vergangenen vier Jahre hat es nie gegeben, nicht einmal in den 1980er-Jahren, als die Schweizer ebenfalls mit einem starken Team unterwegs waren. Und die Bilanz ist nicht allein Jérémy Desplanches, dem 27-jährigen Routinier, dem WM-Silber- und nun auch Olympiabronze-Gewinner zuzuschreiben – für den grossen Coup sorgte in der Nacht auf Samstag Noè Ponti.

Der Tessiner war im Juni erst 20 Jahre alt geworden und hatte vor Beginn der Spiele gesagt: «Wenn ich über 100 m Delphin den Halbfinal erreichen würde, könnte ich über den Final nachdenken.» Das war – im Nachhinein gesehen – ein massloses Understatement. Denn erst qualifizierte sich Ponti brillant für den Final, und da holte er dann zum ganz grossen Schlag aus: In 50,74 powerte er die zwei Längen in Schweizer Rekordzeit hin und schlug als Dritter hinter Caeleb Dressel (USA) und Kristof Milak (HUN) an. Dressel schwamm bei seinem schon dritten Olympiasieg an diesen Spielen Weltrekord in 49,45, Europameister Milak Kontinentalrekord in 49,68.

Dritter und Bronzegewinner bei der ersten Olympia-Teilnahme – das schaffen nur Sportler von besonderem Format: Ponti, der 1,92 m grosse Modellathlet, war in diesen Tagen nicht nur physisch in Höchstform, sondern er vermochte mental alles auszublenden, was hätte stören können: Cool, fokussiert, unverfroren, unbekümmert. Nach seinem Triumph sagte er: «Es ist unglaublich, ich kann nicht mehr sagen. Es ist ein Traum und einfach unglaublich. Ein toller Start in meine Karriere. Mit der Medaille werde ich schlafen gehen, ich bin einfach mega zufrieden. Heute wird ein wunderschöner Tag, den ich in meinem Leben nie vergessen werde.» Das ist der Vorteil von Finalläufen, die am Morgen stattfinden – man hat noch den ganzen (Feier-)Tag vor sich.

Er hält sieben Schweizer Rekorde

Ein «toller Start» also in seine Karriere. Das ungefähr zeigt, wie Ponti, der immer extrem entspannt und gut gelaunt daherkommt, denkt. Eine Olympia-Bronzemedaille – das ist, was die grosse Mehrheit aller Athletinnen und Athleten in der ganzen Karriere, und sei sie noch so erfolgreich, nicht gewinnt. Möglicherweise wird das Ponti erst später und mit einigen Jahren Erfahrung mehr realisieren.

Der Tessiner aus dem Onsernonetal trainierte bis 2019 in Locarno, um dann ans Leistungszentrum in Tenero zu Trainer Massimo Meloni zu wechseln. Und dieser brachte ihn so richtig zum Blühen. Ponti wurde im selben Jahr noch Junioren-Europameister und hält derzeit sieben (sieben!) Schweizer Rekorde – auf allen Delphin-Distanzen, über 800 m Crawl und mit drei Stafflen. Ja, er ist vielseitig und glänzt nicht nur in den Delphin-, sondern auch Freistil-Disziplinen und ist deshalb auch ein wertvolles Staffelmitglied.

Bereit für den nächsten Schritt

Ponti ist natürlich längst auch den Talentspähern aus den USA aufgefallen, die in der ganzen Welt nach aussergewöhnlichen Schwimmern für ihre College-Teams suchen. Erst glaubte der Schweizer, er könne sein Studium und den Sport im Tessin nebeneinander betreiben, «doch da bräuchte ich fürs Studium fünf Jahre, und es wäre ein wenig kompliziert», sagte er. Deshalb wechselt er schon im August an ein College in North Carolina in Raleigh. Vorerst soll das ein Test sein. Und tatsächlich ist es ein gewagter Schritt, denn kaum ein Schweizer oder eine Schweizerin machte in der Vergangenheit gute Erfahrungen mit dem ganz anderen Sportsystem. Leistungssportchef Markus Buck sagt dazu: «Wir würden ihn natürlich liebend gern behalten. Aber er will sich nie vorwerfen müssen, er hätte es nicht versucht.»

Und als Ponti dann auf dem Podest stand und sich die Medaille vom Tablett heben durfte – war das schon das Next-Gen-Bild? In der Mitte der überragende 25-jährige Dressel, und neben ihm seine beiden Nachfolger? Milak, 21- und Ponti 20-jährig? Ponti weiss, dass es noch ein weiter Weg ganz hinauf aufs Podest ist, 1,3 Sekunden über 100 m sind eine halbe Welt. Aber er wird den Weg machen. Aber jetzt erst einmal den wunderschönen Tag geniessen.

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