Corona-Impfungen in LateinamerikaNiemand immunisiert so schnell wie Chile – auch dank Izkia Siches
Die 35-jährige Ärztin ist das prominenteste Gesicht einer Impfkampagne, die alle Rekorde bricht.
Am Wochenende stellte Izkia Siches das Bild eines Babybetts in ihr Profil bei Instagram. «Bald ist es so weit», schrieb die 35-Jährige, es folgten Herzchen und Glückwünsche, ein Nutzer schrieb aber auch: «Ruhen Sie sich aus – und dann weiter ins Präsidentenamt!»
Ganz ernst gemeint war das natürlich nicht. Wären aber morgen Wahlen in Chile, hätte Izkia Siches Pastén wohl dennoch gute Chancen, Staatschefin ihres Landes zu werden. Sie gilt als eine der beliebtesten öffentlichen Figuren in ihrer südamerikanischen Heimat, vor allem aber als prominentestes Gesicht einer Impfkampagne, die alle Rekorde bricht.
Impfzentren in Fussballstadien
Seit 2017 ist Siches Präsidentin der einflussreichen chilenischen Ärztevereinigung Colegio Médico und Teil des runden Tischs, den Chiles Präsident Sebastian Piñera einberief, um die Pandemie im Land zu bekämpfen, aber auch, um die Impfkampagne zu organisieren. Dabei hat sich Izkia Siches Pastén besonders hervorgetan. In kürzester Zeit hat das Land Millionen Einwohner immunisiert, mit Impfzentren in Fussballstadien, Parks und Schulen. Teilweise wurden Spritzen einfach durchs offene Autofenster verabreicht, Impftermine und Immunisierungen werden automatisch in einer Datenbank organisiert.
Ein Viertel der Bevölkerung Chiles wurde so schon mit mindestens einer Dosis geimpft, ein Zehntel der Chilenen ist vollständig immunisiert. Kein Land der Welt impft derzeit so schnell wie Chile. 1,5 Dosen pro 100 Einwohner wurden in den letzten sieben Tage im Schnitt pro Tag verabreicht. In Israel, dem bisherigen Impf-Champion, waren es nur 1,02 Dosen.
All das ist umso erstaunlicher, wenn man bedenkt, dass die Nation an der Südspitze Südamerikas letztes Jahr noch zu den Ländern gehörte, die am schwersten von der Pandemie getroffen wurden. Gleichzeitig ist eine Impfkampagne allein schon wegen der riesigen Ausdehnung des Landes eine Herausforderung. Auf über 4000 Kilometer erstreckt sich der Staat in der Länge, das entspricht in etwa der Strecke Zürich–Riad.
Eine junge Alternative
Doch schon kurz nachdem Anfang März letzten Jahres der erste Corona-Fall in Chile registriert worden war, gab es Verhandlungen mit Unternehmen. Ein paar Monate später folgten erste Verträge, die heute fast alle grossen Hersteller weltweit umfassen. Die Konditionen sind weitestgehend unbekannt, was für Kritik sorgte, die aber bald verstummte. Bei der Verteilung konnte sich das Land auf ein historisch gut ausgebautes Impfsystem stützen, weshalb auch Izkia Siches immer wieder betont, es sei eigentlich gar nicht ihr Erfolg, dass die Immunisierung so schnell vorangehe, sondern das Verdienst der vielen medizinischen Mitarbeiter.
Viele Chilenen sehen in Siches eine junge Alternative zur ewig gleichen grauen politischen Elite des Landes. Sie kommt aus einer Aymara-Familie, ist politisch eher links, gehört aber keiner Partei an. 2017 wurde sie zur Präsidentin des Colegio Médico gewählt, als erste Frau und erste mit indigenen Wurzeln. Während der Pandemie kritisierte sie die konservative Regierung, genauso lobte sie sie öffentlich, wenn etwas gut lief. Was die Präsidentschaft angeht, winkt sie ab: Ihr fehle die Erfahrung, sagt die 35-Jährige. Dazu habe sie auch erst mal andere Prioritäten: In ein paar Wochen soll ihr Kind zur Welt kommen.
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