Brisantes Wiedersehen mit Bellingham Diesmal ist der Schiedsrichter für die Engländer schon vor dem Anpfiff der Schuldige
Der Referee beim Halbfinal zwischen England und den Niederlanden sorgt für Aufregung: Felix Zwayer trat vor knapp 20 Jahren im grossen Manipulationsskandal in Erscheinung.
Dass es Schiedsrichter beim englischen Boulevard nicht immer ganz einfach haben, ist nicht erst seit Urs Meier bekannt: Der musste nach dem Viertelfinal-Aus der Engländer bei der EM 2004 lesen, was für ein riesiges «Urs Hole» er doch sei. Vergleichsweise selten ist hingegen das Phänomen, dass der Referee für die englische Presse schon vor dem Anstoss der Schuldige ist.
Am Tag vor dem Halbfinal zwischen England und den Niederlanden titelte «The Sun» vorsorglich schon mal von einem «Reffin’ Nightmare» – ein Wortspiel, das selbsterklärend ist. Grund dafür ist der deutsche Schiedsrichter Felix Zwayer, der die Partie am Mittwoch (21 Uhr, im Liveticker) leiten wird.
Der 43-Jährige ist kein Unbekannter im internationalen Fussball. Zum einen, weil er in seiner Karriere über 200 Bundesliga- und 30 Champions-League-Partien geleitet hat. Zum anderen, weil er vor rund 20 Jahren im Zuge des Wettskandals um den deutschen Schiedsrichter Robert Hoyzer in Erscheinung getreten ist.
Sechs Monate vom DFB gesperrt
Zwayer sollen im Rahmen eines Spiels zwischen dem Wuppertaler SV und den Amateuren von Werder Bremen im Mai 2004 als Linienrichter 300 Euro von Hoyzer angeboten worden sein. Damit er die Fahne «unten lassen» oder das Spiel anders beeinflussen könne. Zudem habe er Hoyzers Anwerbeversuche nicht umgehend und ordnungsgemäss gemeldet.
«Mir wurde weder Geld angeboten, noch habe ich Geld angenommen», hat Zwayer Jahre später mal gesagt. Trotzdem wurde er im Jahr 2006 wegen «grob sportwidrigen Verhaltens» für sechs Monate vom DFB gesperrt. «Nur» sechs Monate, weil ihm nicht nachzuweisen war, dass er tatsächlich «sportwidrige Entscheidungen» getroffen habe, wie es hiess.
Weil der Schiedsrichter bei der Aufklärung des Skandals geholfen hatte und sich seine Aussagen strafmildernd auswirkten, durfte er nach seiner Sperre sogar wieder auf den Platz zurückkehren, während Hoyzer lebenslang gesperrt blieb. Das Urteil gegen Zwayer wurde sogar erst Jahre später bekannt gemacht, nachdem die Öffentlichkeit zuvor nichts davon erfahren sollte.
Doch spätestens seit Zwayers Verwicklungen in den Skandal öffentlich sind, wird er von seiner Vergangenheit regelmässig eingeholt.
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Denn nicht nur die englische Presse hat ihre Zweifel, was den Halbfinal vom Mittwoch angeht. Sondern auch ehemalige Berufskollegen und Weggefährten Zwayers: Der ehemalige deutsche Schiedsrichter Manuel Gräfe, der ebenfalls an der Aufklärung des Skandals beteiligt war, schrieb auf X zu der Ansetzung der Uefa: «Verantwortungslos allen gegenüber.»
Und dann gibt es ja noch Jude Bellingham.
Der Superstar der Engländer hat nämlich ebenfalls eine Vergangenheit mit Zwayer: 2021 hatte er – damals noch Spieler bei Borussia Dortmund – Zwayers Leistung nach umstrittenen Entscheidungen im Spiel gegen Bayern München kritisiert. «Man gibt einem Schiedsrichter, der schon Spiele verschoben hat, das grösste Spiel in Deutschland. Was erwartest du?», sagte Bellingham damals in einem Fernsehinterview nach dem Spiel.
Dieser indirekte Vorwurf des abermaligen Betrugs handelte Bellingham eine Geldstrafe ein. Sein Interview sorgte aber auch dafür, dass Zwayers Vergangenheit in der Öffentlichkeit wieder intensiv diskutiert wurde. Und nicht zuletzt, dass es auch vor dem zweiten Halbfinal bei dieser EM wieder ein grosses Thema sein wird.
Denn eines ist schon jetzt klar: Nicht nur die englische Presse wird ganz genau auf Schiedsrichter Felix Zwayer achten. Und bei jedem noch so kleinen Fehler werden sich viele fragen: Ist da alles mit rechten Dingen zugegangen?
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