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Proteste im Iran
Nichte von Revolutionsführer Khamenei nach Regime-Kritik verhaftet 

«Mörderisches und Kinder-tötendes Regime»: Farideh Moradchani kritisiert die iranische Führung.
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Im Iran ist eine Nichte des geistlichen Oberhaupts Ayatollah Ali Chamenei festgenommen worden. Dies weil sie offenbar scharfe Kritik an der Führung in Teheran geäussert hatte. In einem Video, das ihr Bruder Mahmud Moradchani bei Youtube teilte, bezeichnete sie die iranische Führung als «mörderisches und Kinder-tötendes Regime».

Moradchani ist die Tochter von Chameneis Schwester Badri, die sich in den 1980er Jahren mit ihrer Familie überwarf und in den Irak floh. Ihre Tochter sass bereits mehrfach im Iran im Gefängnis. Sie hat sich einen Namen als Gegnerin der Todesstrafe gemacht. 

In ihrem jüngsten Video kritisiert Farideh Moradchani die mangelnde internationale Reaktion auf die Niederschlagung der derzeitigen Proteste im Iran. Die gegen Teheran verhängten Sanktionen nannte sie «lächerlich» und beklagte, die Iraner würden in ihrem Kampf für Freiheit «alleine» gelassen. Wann das Video aufgenommen wurde, war unklar.

Geistlicher Führer für die einen, skrupelloser Diktator für die anderen: Ayatollah Khamenei bei einem Treffen mit Militärs. 

Der Iran wird seit Mitte September von einer landesweiten Protestwelle erschüttert. Auslöser war der Tod der 22-jährigen Kurdin Mahsa Amini im Polizeigewahrsam – sie war von der Sittenpolizei festgenommen worden, weil sie ihr Kopftuch nicht ordnungsgemäss getragen haben soll. Die Behörden gehen mit zunehmender Härte gegen die Demonstrierenden vor. Der UN-Menschenrechtskommissar Volker Türk spricht von über 300 Toten und 14’000 Festnahmen.

Regime wirft Rapper «Korruption auf Erden» vor

Zu den prominenten Festgenommenen gehört auch der Rapper Toomaj Salehi. Weil er die gewaltsame Niederschlagung der Proteste im Iran kritisiert hatte, droht dem 38-Jährigen die Todesstrafe. Die Anklageschrift werfe Salehi neben «Korruption auf der Erde» vor, ein «Feind Gottes» zu sein, zitierte das Justizportal «Misan Online» am Sonntag den Leiter der Justizbehörde der Provinz Isfahan, Assadollah Dschafari. 

«Korruption auf Erden» gehört zu den schwerwiegendsten Anklagen im Rechtssystem der Islamischen Republik. Laut Dschafari wird dem Rapper in Einzelnen vorgeworfen, «Lügen im Internet sowie Propaganda gegen den Staat» verbreitet zu haben. Zudem habe er «illegale Gruppen gebildet und angeführt und zur Gewalt aufgerufen, mit dem Ziel, in Zusammenarbeit mit einer feindlichen Regierung die Sicherheit des Landes zu untergraben».

Demonstranten halten ein Plakat hoch mit dem Bild des iranischen Rappers Toomaj Salehi. 

Salehi hatte Ende Oktober im kanadischen Sender CBC das Vorgehen der Behörden scharf kritisiert: Es handle sich um eine «Mafia», die bereit sei, «eine ganze Nation zu töten, um ihre Macht, ihr Geld und ihre Waffen zu behalten».

Kurz darauf wurde der in der iranischen Rap-Szene bekannte Musiker festgenommen. In einem am 2. November von der staatlichen Nachrichtenagentur Irna verbreiteten Video gestand er dann «einen Fehler» ein; Aktivisten glauben allerdings, dass es sich um ein «erzwungenes Geständnis» handelt.

AFP/nlu