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Meinung

Kommentar zum zweiten Pandemiewinter
Homeoffice, Spazieren im Dunkeln - nicht schon wieder

Weihnachtsbeleuchtung, Glühwein – und Masken. Auch dieser Winter wird von der Pandemie geprägt: Passantinnen an der Zürcher Bahnhofstrasse. 
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Am Dienstag benutzte Bundespräsident Guy Parmelin an der Medienkonferenz ein Wort, das nicht zur Situation passen wollte: «Schockierend» sei die Corona-Lage mit der neuen Virusvariante aus Südafrika.

Einwand: Die Situation ist ernst, aber ein Schock ist sie nicht. Erstens war absehbar, dass im Winter die Infektionszahlen wieder steigen könnten, ebenso musste mit neuen Mutationen gerechnet werden. Zweitens haben wir das Allermeiste, was uns an schärferen Massnahmen bevorsteht, schon einmal durchgemacht. Wenn es in der Pandemie ein Gefühl nicht gibt, dann jenes des Schocks. Man nimmt das Geschehen eher wie eine ewige Wiederholung wahr.

Gesundheitsminister Alain Berset verglich die Pandemie einmal mit einem Marathon, und gerade fühlt es sich an, als würden wir vor dem Zieleinlauf nochmals auf eine Runde geschickt, bei der wir jedes Haus am Strassenrand, jede Kurve kennen, bloss dass jeder Schritt schmerzt und wir erschöpft sind.

Nun zwingen uns die steigenden Fallzahlen und die Omikron-Variante wieder zu deutlichen Einschränkungen, das soziale Leben wird heruntertemperiert.

Luxusprobleme angesichts der sich füllenden Intensivstationen? Möglicherweise.

Pandemiewinter, zweite Runde, das kann bedeuten: Lange, öde Tage im Homeoffice (oder wahlweise unproduktive, je nach Familiensituation), die Bildschirmzeit klettert wieder auf ein ungesundes Niveau. Abends in der Dunkelheit durchs Quartier spazieren, damit man wenigstens einmal am Tag rausgekommen ist. Maske im Fitness und beim Konzert. Und im Club, so es denn überhaupt noch ein Nachtleben gibt. Diskussionen, ob und wie man Weihnachten feiern soll. Ferien planen und wieder absagen. In Quarantäne geschickt werden.

Luxusprobleme angesichts der sich füllenden Intensivstationen? Möglicherweise. Doch ist die Frage, wie wir uns für einen weiteren Corona-Winter motivieren, alles andere als banal. Die einen verspüren Angst, Einsamkeit oder Depression; die anderen sind schlicht pandemiemüde, «pandemic fatigue» nennt es die Weltgesundheitsorganisation. «Wir sind alle müde», sagte Parmelin. Und im Gegensatz zum Winter vor einem Jahr kommt ein neues Gefühl dazu: Wut. Darauf, dass so viele unter uns nicht ihr Mögliches tun, diese Pandemie endlich zu stoppen, und sich nicht impfen lassen.

Vielleicht muss doch die sportliche Analogie her, so abgehangen Bersets Marathon-Metapher mittlerweile scheint: Wer in kleinen Etappen denkt, hält leichter durch. Anstatt das «Danach», die Normalität herbeizusehnen, könnten wir auf zeitlich nähere Fristen fokussieren. Beispielsweise das Jahresende als zeitlichen Horizont nehmen. Dann, das wissen wir mittlerweile, kann die Realität wieder anders aussehen.

Und wenn nicht: Gring ache u seckle. Nächste Runde.

Aktualisierte Version von 16.00 Uhr. In einer früheren Version dieses Artikels fehlte dieser Satz: «Und im Gegensatz zum Winter vor einem Jahr kommt ein neues Gefühl dazu: Wut. Darauf, dass so viele unter uns nicht ihr Mögliches tun, diese Pandemie endlich zu stoppen, und sich nicht impfen lassen.»