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Umstrittenen Referenten ausgeladen
ETH sagt Vortrag von Hamas-Unterstützer ab

Themenbilder ETH Zürich



05.08.2019
(Andrea Zahler/TAMEDIA AG)

Der französische Architekt und linke Politaktivist Léopold Lambert hätte an der ETH Zürich einen Vortrag zum Thema «Siedlerkolonialismus» in Palästina halten sollen. Der Vortrag war als offizielle Lehrveranstaltung angekündigt, organisiert jedoch von Studierenden.

Nun hat die Schulleitung der ETH entschieden, das Referat abzusagen, wie die NZZ als Erste berichtete. Dies auch, weil unklar geblieben sei, ob Lambert «bereit ist, sich glaubhaft und genügend explizit von Gewalt zu distanzieren».

«Schön, wie eine zerstörte Gefängnistür»

Der Vortrag hatte im Vorfeld Kritik ausgelöst. Denn Lambert spart nicht mit Kritik an Israel. Architektur versteht er als «Waffe der Kolonialherren», also der Israelis, die er alle als «Siedler» bezeichnet. Den Hamas-Terror verteidigt er als «Dekolonisation».

«Schön, wie eine zerstörte Gefängnistür», kommentierte er die Bilder von Baggern, die am 7. Oktober israelische Grenzzäune zerstörten. Dass sie der Hamas den Weg bahnten zum grössten Massaker an Juden und Jüdinnen seit dem Zweiten Weltkrieg, erwähnte er in seinem Tweet nicht.

Begeisterung für Terror? «Schön, wie eine zerstörte Gefängnistür», kommentiert Lambert die Bagger, die am Tag des Angriffs der Hamas auf ein Musikfestival israelische Grenzzäune zerstörten.

Lambert spricht von Zensur

In der Lehrveranstaltung, welche die ETH-Studierenden mit ihm planten, sollten seine Thesen über «koloniale Gewalt in Palästina» in einem Workshop vertieft werden. Lambert reagierte geharnischt auf die Absage seines Vortrags: «Du kannst deine Meinung frei äussern, solange wir mit dir einverstanden sind.» Er hat auf der Website seines Magazins «Funambulist» einen offenen Protestbrief lanciert. Lambert spricht von «Zensur» und wirft der ETH vor, sie habe sich dem Druck von rechten Medien gebeugt.

Die Forschungs- und Meinungsfreiheit, schreibt die ETH-Schulleitung, sei ein «besonders schützenswertes Gut». Deshalb habe man über mögliche Alternativveranstaltungen mit Rede und Gegenrede diskutiert, darauf aber verzichtet.

Grundsätzlich solle am Architekturdepartement zu politischen Aspekten der Raumplanung oder des Siedlungsbaus geforscht werden können. Dass dabei auch bestehende Strukturen kritisch hinterfragt und kontroverse Themen wie die Folgen der israelischen Siedlungspolitik diskutiert würden, stehe ausser Frage.