Charles Koch hilft RepublikanerinMächtiger Milliardär unterstützt Nikki Haley mit «vollem Gewicht der Ressourcen»
Ex-Präsident Donald Trump gilt als Favorit der republikanischen Wählerschaft – doch seine Mitbewerberin kann nun auf einen der vermögendsten Menschen Amerikas zählen.
Es läuft gerade recht gut für Nikki Haley, die sich weiterhin um die amerikanische Präsidentschaft bewirbt. In Umfragen liegt die Republikanerin im Kandidatenfeld ihrer Partei zwar weit hinter Ex-Präsident Donald Trump. Aber den Rivalen Ron DeSantis, bisher die abgeschlagene Nummer zwei der Republikaner, hat die Kandidatin Haley bereits eingeholt. Und nun bekommt sie sieben Wochen vor den ersten Vorwahlen Beistand von einem der vermögendsten Menschen der Welt.
Am Dienstag gab das Netzwerk Americans for Prosperity des US-Milliardärs Charles Koch bekannt, dass es sich für diese Bewerberin einsetze. «AFP Action ist stolz darauf, unsere volle Unterstützung hinter Nikki Haley zu stellen, die Amerika ermöglicht, das Blatt der aktuellen politischen Ära zu wenden, die republikanischen Vorwahlen zu gewinnen und Joe Biden im kommenden November zu besiegen», schreibt Emily Seidel, die leitende Beraterin von Kochs Lobbygruppe. Das könnte die Primaries im Januar in Iowa und anschliessend New Hampshire nachhaltig verändern.
59 Milliarden Dollar geschätztes Vermögen
Denn wer trotz Trumps Übermacht lange im Wettbewerb bleiben will, der braucht einen gewaltigen Wahlapparat und viel Geld. Beides hat der Koch-Clan. Die Familie des New Yorkers wird in der Rangliste von «Forbes» mit einem Vermögen von 59 Milliarden Dollar auf Rang 17 geführt, hinter Mark Zuckerberg von Facebook und gleichauf mit der Familie seiner Schwägerin, Witwe seines verstorbenen Bruders David Koch. Die Kochs sind Haupteigner des Konzerns Koch Industries, sie gehören zu den mächtigsten Strippenziehern und Wahlkampfspendern der Nation.
Von Trump hatte sich der Patron Charles Koch (88) bereits abgewandt. Jetzt wendet er sich mit seiner konservativen Organisation Americans for Prosperity offiziell dessen Rivalin Haley zu. Nikki Haley werde als Spitzenkandidatin die Kandidatinnen und Kandidaten stärken und die wichtigen unabhängigen und gemässigten Wählerinnen und Wähler gewinnen, «bei denen Trump keine Chance hat», so Seidel. «In krassem Gegensatz zu den letzten Wahlen», die von Trumps schlechtem Ruf dominiert worden seien.
Haley überzeugt in den TV-Debatten
In neuen Erhebungen der Meinungsforscher ist der frühere Präsident bei der republikanischen Wählerschaft klar die Nummer eins. Mehr als 60 Prozent der Befragten sind demnach dafür, dass der 77-jährige Trump wieder gegen den 81-jährigen Biden antritt, den mutmasslichen Nominierten der Demokraten. Mit einem Abstand von mindestens 50 Prozentpunkten liegen dahinter je nach Quelle der 45-jährige DeSantis, Gouverneur von Florida, oder eben die 51-jährige Haley. Sie war von 2011 bis 2017 Gouverneurin von South Carolina und unter Trump dann ein knappes Jahr lang US-Botschafterin bei den Vereinten Nationen.
Bei den republikanischen TV-Debatten ohne Trump hatte die Tochter von Einwanderern aus Indien bisher den überzeugendsten Auftritt, noch dazu hat sich der vormalige Vize Mike Pence inzwischen zurückgezogen. Sie gibt sich als die jüngere, moderate und staatstragende Alternative zu ihrem ehemaligen Boss Trump, den sie zwar allenfalls vorsichtig kritisiert, aber doch als Mann von gestern bezeichnet. Ausserdem ist sie in beiden grossen Parteien die einzige Frau, die sich ernsthaft um den Job im Weissen Haus bewirbt, eine Präsidentin hatten die USA noch nie.
Beim Thema Abtreibung setzt sie auf Toleranz
Auch scheint sie anders als reaktionäre Teile der Grand Old Party die Zeichen der Zeit erkannt zu haben. Beim Streitthema Abtreibung tritt die einst stramme Abtreibungsgegnerin zwar nach wie vor in der Abteilung «Pro Life» an, gleichzeitig setzt sie jedoch inzwischen auf Toleranz und freie Entscheidung. Das könnte damit zu tun haben, dass die meisten Landsleute offenkundig gegen flächendeckende Verbote von Schwangerschaftsabbrüchen sind, weshalb republikanische Hardliner zuletzt Wahl um Wahl verloren.
Der Kulturkämpfer DeSantis kommt da vergleichsweise verkrampft rüber, allerdings hat er einen enormen Vorrat an Spenden angelegt. Jeder Dollar für die Kandidatur von Nikki Haley solle dagegen «als Sachleistung an die Trump-Kampagne gemeldet werden», spottet ein Sprecher von DeSantis. Niemand habe eine stärkere Bilanz als Ron DeSantis, wenn es darum gehe, das Establishment zu schlagen.
Doch da kann er sich täuschen. «Nikki Haley», verkündet Emily Seidel von Kochs PR-Maschinerie, «wird das volle Gewicht und den Umfang der unübertroffenen Basisarmee und Ressourcen von AFP Action haben, um ihr zu helfen, die Unterstützung der Amerikaner zu gewinnen und die nächste Präsidentin der Vereinigten Staaten von Amerika zu werden.»
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