Anklage gegen Eric AdamsNew Yorks Bürgermeister tut so, als wäre nichts geschehen
Die Staatsanwaltschaft wirft Eric Adams Betrug und Bestechung vor. Im Zentrum der Ermittlungen steht seine Beziehung zur Türkei. Adams selber sieht sich als politisches Opfer.
- Eric Adams bleibt trotz Anklage im Amt.
- Anklagen gegen Adams umfassen Bestechung und Betrug und reichen zurück bis 2014.
- Adams’ Beziehung zur Türkei steht besonders im Fokus.
- Adams bestreitet Vorwürfe und sieht sie als politisch motiviert an.
Vergangene Woche verschickte das Büro des New Yorker Bürgermeisters Eric Adams eine E-Mail. Darin dankte Adams’ Team den Adressaten dafür, dass sie ihr Kommen zu einem Empfang des Bürgermeisters am Abend im Metropolitan Museum zugesagt hatten. Gelb unterlegt fand sich der Satz: «Die Veranstaltung findet immer noch statt.»
Dass Adams sich zu dieser Hervorhebung genötigt sah, lag daran, dass die New Yorker Staatsanwaltschaft ihn am Donnerstag unter anderem wegen Bestechlichkeit und Betrugs angeklagt hatte. Adams ist damit der erste amtierende New Yorker Bürgermeister, der strafrechtlich belangt wird. Er bestreitet sämtliche Vorwürfe. Mit seiner E-Mail wollte er offenkundig deutlich machen, dass er plant, sein Programm so abzuspulen, als wäre nichts geschehen.
Die Vorwürfe gegen Adams reichen zurück bis 2014
Der 64 Jahre alte Adams ist seit Januar 2022 im Amt. Einen Rücktritt lehnt er bisher kategorisch ab, obwohl selbst viele seiner demokratischen Kolleginnen und Kollegen bereits öffentlich gesagt haben, er könne auf keinen Fall im Amt bleiben. Einzig seine Parteifreundin Kathy Hochul, die Gouverneurin des Bundesstaats New York, könnte ihn feuern. Sie hat sich bisher nicht konkret zum Fall geäussert.
Nach Ansicht der Staatsanwaltschaft soll Adams jahrelang korrupt gewesen sein. Er habe sich Business-Class-Flüge unter anderem in die Türkei, nach China und nach Frankreich ebenso bezahlen lassen wie Aufenthalte in Luxushotels. Die Vorwürfe reichen zurück bis ins Jahr 2014, als Adams Bezirkspräsident des Stadtteils Brooklyn wurde. Zuvor hatte er mehr als zwei Jahrzehnte als Polizist in New York gearbeitet.
Zuwendungen der türkischen Regierung?
Besonders steht Adams’ Beziehung zur Türkei im Fokus. Ein namentlich nicht genannter Vertreter der türkischen Regierung soll ihn über Jahre hinweg mit Zuwendungen bedacht haben. Im September 2021, als klar war, dass Adams der demokratische Kandidat für die Bürgermeisterwahl und damit im von den Anhängern der Demokraten dominierten New York der sichere Sieger sein würde, habe laut Staatsanwaltschaft die Zeit der Rückzahlung begonnen.
Der türkische Vertreter habe gefordert, Adams solle sich bei der New Yorker Feuerwehr dafür einsetzen, dass dem soeben fertiggestellten neuen Generalkonsulat der Türkei die zur Eröffnung nötigen Sicherheitsbescheinigungen rasch ausgestellt werden. Das Gebäude sollte bei einem anstehenden Besuch von Staatschef Recep Tayyip Erdogan bereits nutzbar sein. An dem 36-stöckigen Bauwerk waren von der Feuerwehr jedoch Sicherheitsmängel festgestellt worden. Insbesondere der Brandschutz sei unzureichend.
In der Anklageschrift heisst es dazu: «Als Gegenleistung für kostenlose Reisen und andere Zuwendungen in den Jahren 2021 und 2022, die von dem türkischen Vertreter organisiert wurden, hat Adams getan, was von ihm verlangt wurde.» Dem Prüfer der New Yorker Feuerwehr sei aus dem Rathaus mitgeteilt worden, er verliere seinen Job, falls er das Gebäude nicht rasch für unbedenklich erkläre.
Auch Mitarbeiter von Eric Adams sind angeklagt
In den vergangenen Monaten sind mehr und mehr Mitarbeiter von Adams entweder zurückgetreten oder ihrerseits angeklagt worden. Staatsanwalt Damian Williams ist der Ansicht, dass es sich um ein kriminelles Netzwerk handele, mit Adams im Zentrum. Laut Williams habe Adams seine Mitarbeiter angewiesen, aktiv um Zuwendungen aus dem Ausland zu werben. «Diese Ermittlung läuft weiter», sagte Williams am Donnerstag in New York, «und wir werden noch mehr Leute zur Rechenschaft ziehen.»
Eric Adams hingegen sagt, die Vorwürfe gegen ihn seien politisch motiviert. Er müsse den Preis dafür zahlen, sagte Adams, dass er die Regierung von Präsident Joe Biden in Washington für ihre Migrationspolitik kritisiert habe. «Die Justiz behandelt diesen Fall unabhängig vom Weissen Haus», sagte eine Sprecherin zu diesen Anwürfen. Mehr werde sie zu dem Thema nicht sagen.
Fehler gefunden?Jetzt melden.