Trumps Wahlkampfrede in TulsaNeustart der Peinlichkeiten
In Tulsa wollte Donald Trump den Neustart seiner Kampagne feiern, gar den Neustart des ganzen Landes. Der Schuss ging nach hinten los. Und das hatte nicht nur mit seiner wirren Rede in der halbleeren Halle zu tun.
Trump klatscht in die Hände, lächelt, zeigt mit dem Finger nach oben in die Ränge, als er im BOK Center von Tulsa, Oklahoma, auf der Rampe langsam zum Pult schreitet. Er wird wissen, dass die Kameras nur ihn im Fokus haben. Würden sie nach oben schwenken, dorthin, wo sein Finger hinzeigt, dann würden sie nichts als leere Ränge zeigen.
Eine gute Stunde vorher hatte Trumps Kampagne auf Twitter einen Hilferuf abgesetzt: Es sind noch Plätze frei! Kommt! Als das Vorprogramm beginnt, ist die Halle kaum zur Hälfte besetzt. Das hat es lange nicht gegeben. Für Trump sollte sein Auftritt in Tulsa nicht nur die Wiederaufnahme des Wahlkampfes sein, den er Ende Februar beenden musste. Diese Veranstaltung sollte der Startschuss für den postpandemischen Neuanfang in Amerika sein.
Entsprechend gross, nein, grossartig, musste alles sein. Fast eine Million Tickets seien vergeben worden, prahlte Trump Anfang der Woche. Die Halle werde bis zum Rand gefüllt sein. Es kamen dann so wenige, dass nicht mal mehr ein Ticket nötig war, um in die Halle zu kommen. Sie war am Ende vielleicht zu zwei Dritteln gefüllt, grosszügig geschätzt.
Trumps Leute hatten vor der Halle sogar eine Extrabühne aufgestellt. Erstmals auf einer seiner Kundgebungen wollte er auch vor denen sprechen, die es wegen Überfüllung nicht in die Halle geschafft haben. 40'000 Anhänger wurden erwartet. Mindestens. Die Bühne stand bereit, das Podium für US-Präsident Donald Trump war hergerichtet. Was fehlte, waren die Leute. Nur ein paar Dutzend Trump-Anhänger verloren sich vor der Bühne. Trumps Kampagnenmanager sagten den Auftritt kurzfristig ab.
Trump-Fans angeblich am Kommen gehindert
Trumps Chef-Wahlkämpfer Brad Parscale hatte schnell eine Erklärung für den Schlamassel. Auf Twitter schrieb er, radikale Demonstranten, angestachelt von apokalyptischen Medienberichten, hätten Trump-Fans auf dem Weg zur Arena aufgehalten. Beweise gibt es dafür nicht. Die Polizei von Tulsa meldet keine solchen Vorkommnisse. Trump wiederholt die Vorwürfe in seiner Rede.
Es war ein Neustart der Peinlichkeiten. Und das hatte nicht mal etwas mit seiner wirren Rede zu tun. Trump musste die Kundgebung nur wenige Tage zuvor um einen Tag verlegen. Denn der 19. Juni ist der «Juneteenth» genannte Feiertag, an dem in den USA des Endes der Sklaverei 1865 gedacht wird.
Trumps Wahlkampfmanager hatten zudem geglaubt, den Ort wohl gewählt zu haben: Eine Stadt mit einem Trump-freundlichen Bürgermeister in einem erzkonservativen Bundesstaat. Was Trump offenbar nicht auf dem Schirm hatte: In Tulsa wurde Ende Mai/Anfang Juni 1921 eines der schlimmsten Massaker an Afroamerikanern in der Geschichte der USA begangen. Weisse brachten fast 300 Schwarze um. In seiner Rede erwähnt Trump weder den Juneteenth noch das Massaker.
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