Neuerung bei ChatnachrichtenWhatsapp öffnet sich für andere Messenger – was das für Sie bedeutet
Die Isolation hat ein Ende: Bald werden die Messenger-Apps auch untereinander Nachrichten austauschen können.
Die Chancen stehen gut, dass das Messenger-Chaos bald ein Ende hat. Whatsapp will sich für die Konkurrenz öffnen: Nutzerinnen und Nutzer werden bald nicht mehr nur untereinander Mitteilungen austauschen können, sondern auch mit Leuten, die eine andere App verwenden. Das weckt die Hoffnung, dass wir bald mit allen Kontakten aus einer App heraus korrespondieren können – und uns nicht mehr verzetteln, weil Mutter nur über iMessage erreichbar ist, der beste Freund aber nur per Telegram chattet.
Freiwillig führt Whatsapp diese Neuerung nicht ein. Sie ist eine Folge des Digital Markets Act der EU, der die grossen Messenger-Dienste zur Öffnung zwingt. Auch Apple hat im November des letzten Jahres mitgeteilt, man werde in der Nachrichten-App ab 2024 RCS unterstützen. Dieser Standard wurde als Nachfolger fürs SMS entwickelt. Bislang führt er bloss ein Schattendasein, doch mit Apples Ankündigung wird sich das nun ändern.
Besser geschützt als SMS
Vor einigen Tagen hat Whatsapp Details zur Öffnung bekannt gemacht. Der Nachrichtenversand über die Apps hinweg wird mit Ende-zu-Ende-Verschlüsselung erfolgen. Das gewährt einen besseren Schutz der Privatsphäre, als das typischerweise bei der Kommunikation zwischen mehreren Anbietern gegeben ist: Bei Mail, SMS, aber auch beim SMS-Nachfolger RCS gibt es standardmässig keine Verschlüsselung.
Zu Beginn werden nur Chats mit zwei Beteiligten möglich sein. Whatsapp ermöglicht auch den Austausch von Fotos, Videos, Dateien und Sprachnachrichten, aber vorerst keine Gruppenchats und Anrufe – diese einzubauen, werde noch Jahre dauern, sagte Dick Brouwer, einer der Chefentwickler bei Whatsapp, dem Magazin «Wired». Die Chats mit Nutzern anderer Messenger werden in einem separaten Bereich der Inbox angezeigt. Schliesslich müssen die Nutzerinnen und Nutzer der Integration von Drittdiensten zustimmen, weil die auch als Einfallstor für Spam und betrügerische Nachrichten sein kann.
Eine weitere Möglichkeit für Meta, Daten zu sammeln?
Das ist nicht das einzige Problem mit dieser an sich positiven Neuerung. Für Nutzerinnen und Nutzer besteht die Gefahr von Kompatibilitätsproblemen, konkret: Nachrichten, die nicht vollständig oder nicht richtig ankommen. Es ist auch nicht absehbar, wie viele Dritt-Apps überhaupt mit Whatsapp interagieren wollen.
Threema und Signal gingen bereits auf Abstand: Diese beiden Messenger stellen die Privatsphäre der Nutzerinnen und Nutzer in den Vordergrund, und sie befürchten, mit einer Whatsapp-Anbindung zum unfreiwilligen Datenlieferanten des Whatsapp-Mutterkonzerns Meta zu werden. Denn während die Betreiber der kleinen Chat-Apps so wenig Informationen über Chats und User wie möglich speichern, ist Metas Datenhunger berüchtigt.
Wem hilft diese Öffnung am Ende? Die EU verfolgt mit dem Digital Markets Act das Ziel, die Wettbewerbsbedingungen der kleinen Anbieter gegenüber den grossen Konzernen zu verbessern. Im vorliegenden Fall ist die Wahrscheinlichkeit gross, dass der gegenteilige Effekt einsetzt und Meta als Sieger vom Platz gehen wird. Zwar wird es Leute geben, die Whatsapp von ihren Telefonen löschen, weil sie ihre Freunde und Bekannten dort nun über eine ihnen genehmere App erreichen. Umgekehrt sinkt für Whatsapp-Nutzerinnen und -Nutzer die Notwendigkeit, sich Dritt-Apps zu installieren. Und da Whatsapp mit Abstand die grösste Nutzerschaft hat, wird dieser Effekt überwiegen.
Die sicheren Alternativen aus der Nische
Threema und Signal tun gut daran, Distanz zu wahren und sich auf ihre Stärken zu besinnen. Und genau das machen sie auch: Signal hat am Dienstag eine Neuerung zur Verbesserung des Privatsphären-Schutzes angekündigt. Die Telefonnummer, die bisher für alle Kontakte sichtbar war und auch für die Personensuche verwendet werden konnte, lässt sich jetzt verbergen. Kontaktanfragen werden dann über den Benutzernamen abgewickelt.
Auch die Schweizer App Threema setzt weiterhin auf sichere Kommunikation. Seit letztem Herbst unterstützt der Messenger neben den Textnachrichten auch verschlüsselte Gruppen-Anrufe mit und ohne Video.
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