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Neuer Antisemitismusbericht
Beispiellose Zunahme von Anfeindungen gegen Juden

Dankens-Tafel am Tatort der Messerattacke in Zürich im Kreis 2 an der Verzweigung Brandschenkestrasse/Selnaustrasse, beim 2 Akt. Juedinnen und Juden aus Zuerich danke fuer die Zivilcourage.
08.03.2024
(URS JAUDAS/TAGES-ANZEIGER)
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Schmierereien, Beschimpfungen, Tätlichkeiten: Seit dem Terrorangriff der Hamas vom 7. Oktober und dem Krieg in Gaza haben die antisemitischen Vorfälle in der Deutschschweiz dramatisch zugenommen. Der heute publizierte Antisemitismusbericht des Schweizerischen Israelitischen Gemeindebunds (SIG) und der Stiftung gegen Rassismus und Antisemitismus (GRA) zeigt ein Ausmass, wie es in den letzten Jahrzehnten nie beobachtet wurde.

Im Vergleich zum Vorjahr mit 57 Fällen stiegen die antisemitischen Vorfälle in der realen Welt im Jahr 2023 auf 155 Fälle. Allein in den knapp drei Monaten zwischen dem 7. Oktober und Ende Dezember wurden 114 Fälle gemeldet. Das meiste davon waren Schmierereien und Beschimpfungen. Geringer war die Zunahme der erfassten Vorfälle in der digitalen Welt (2022: 853 Fälle; 2023: 975 Fälle).

Insgesamt gab es 2023 zehn körperliche Attacken auf jüdische Personen in der Deutschschweiz. Normalerweise wird maximal eine solche direkte Tätlichkeit pro Jahr registriert. In Zürich kam es vergangene Woche zum schwerwiegendsten antisemitischen Vorfall seit über 20 Jahren: Ein 15-Jähriger verletzte einen jüdisch-orthdoxen Zürcher Familienvater mit einem Messer lebensbedrohlich.

Es folgen einige Beispiel der gravierendsten antisemitischen Vorfälle in der Schweiz im vergangenen Jahr:

«Der Inhalt der Schmierereien und Zuschriften hat mit Todesdrohungen und Schoah-Vernichtungsfantasien eine in der Schweiz noch nicht gekannte Heftigkeit erreicht», sagt Jonathan Kreutner, Generalsekretär beim SIG.

Besonders bei Beschimpfungen und antisemitischen Aussagen ist zudem eine hohe Dunkelziffer anzunehmen, da viele Vorfälle weder dem SIG noch der Polizei gemeldet werden.

Für die Vorfälle sind gemäss SIG sowohl rechts- wie linksextreme Kräfte, islamistische Kreise, aber auch solche aus der Mitte der Gesellschaft verantwortlich. Online sei in der Schweiz vor allem Telegram jene Plattform, auf welcher Antisemitismus in vielen Chats ungehindert ausgelebt werden könne.

Die Antisemitismuswelle hat Auswirkungen auf das Verhalten der jüdischen Gemeinschaft in der Schweiz. «Sich in der Öffentlichkeit als jüdisch zu erkennen zu geben, wird vielfach von Besorgnis, Zurückhaltung bis Angst begleitet», sagt Kreutner.

Der Generalsekretär hat klare Forderungen an die Politik: «Es braucht dringend mehr staatliches Engagement beim Monitoring von Antisemitismus und Rassismus in der Schweiz. Es braucht endlich eine rechtliche Handhabe gegen Hassrede. Es braucht den Willen, auf Social-Media-Plattformen die Verbreitung von Antisemitismus zu unterbinden.»