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Neue Funktion Broadcast-Kanäle
Die neuen Whatsapp-Kanäle sind ein Riesen-Erfolg

Woman in her 30s commuting through the streets of Manhattan, New York City. She is wearing a fake fur coat, on a sunny but cold winter day, checking messages on her smartphone.
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Was sind die Whatsapp-Broadcast-Kanäle?

Die neuen Broadcast-Kanäle wurden im Juni eingeführt und sind seit Mitte September in fast allen Ländern verfügbar, auch in der Schweiz. Sie richten sich an – Zitat aus der Ankündigung – «Organisationen, Sportteams, Kunstschaffende und Vordenkerinnen», die sich an ein grosses Publikum richten wollen.

Gegenüber den herkömmlichen Chats und den Communitys, die ebenfalls für grosse Gruppen gedacht sind, gibt es einen wesentlichen Unterschied: Es handelt sich um eine Einwegkommunikation. Die Abonnentinnen und Abonnenten der Kanäle dürfen Nachrichten mit Emoji versehen und sie können an Umfragen teilnehmen, aber sie haben nicht die Möglichkeit, eine Antwort zu verfassen.

Meta streicht ausserdem den Schutz der Privatsphäre heraus: Es ist nicht sichtbar, wer einen Kanal abonniert hat. Der Administrator des Kanals kann allerdings bei Interaktionen das Profilbild sehen. Die Kommunikation in den Kanälen ist jedoch nicht verschlüsselt.

Moment mal: Hat Meta hier gerade das Web neu erfunden?

Der Eindruck drängt sich auf: Die Kanäle funktionieren bis auf die Reaktionsmöglichkeiten mittels Emoji wie das Web 1.0. Sie erinnern an die Zeit, bevor das Internet interaktiv geworden ist.

Die Kanäle sind auf der Hauptseite zu finden (links). Rechts der Inhalt eines Kanals: Die einzelnen Posts können mit Emojis versehen, aber nicht beantwortet werden.

Im Vergleich zu einer klassischen Website gibt es einen Mehrwert: Es ist möglich, für Kanäle Benachrichtigungen zu aktivieren und sofort über neue Inhalte informiert zu werden. Allerdings werden alte Internethasen darauf hinweisen, dass es auch dafür einen offenen Standard gibt: Schon 2005 wurden die sogenannten RSS-Feeds erfunden. Sie erlauben es, Websites zu abonnieren und neue Inhalte zentral in einem Feedreader zu lesen.

DORTMUND, GERMANY - MAY 05: (EDITORS NOTE: Image has been digitally enhanced.)  A fan of Dortmund looks on his smartphone prior to the Bundesliga match between Borussia Dortmund and 1. FSV Mainz 05 at Signal Iduna Park on May 5, 2018 in Dortmund, Germany. (Photo by Lukas Schulze/Bundesliga/Bundesliga Collection via Getty Images )

Der entscheidende Unterschied zu einer klassischen Website besteht aber darin, dass die Inhalte nicht offen im Netz stehen, sondern nur für die Abonnentenschaft zugänglich ist. Ausserdem verschwinden die Postings nach 28 Tagen wieder und Administratoren haben die Möglichkeit, das Weiterleiten und Anfertigen von Screenshots zu unterbinden.

Warum sollten Unternehmen und Organisationen einen Kanal betreiben?

Meta spielt einen Trumpf eiskalt aus: Whatsapp hat eine riesige Anwenderschaft – um die zwei Milliarden dürften es weltweit sein – und die Nutzung der Kanäle ist maximal unkompliziert. Unternehmen, Organisationen oder Influencer, die einen Kanal starten, können auf eine riesige potenzielle Nutzerschaft zählen.

Beispiel Borussia Dortmund: Der Fussballverein erreicht mit seinem Kanal nach kürzester Zeit 3,3 Millionen Abonnenten. Der FC Bayern München kommt auf 2,7 Millionen, Netflix in den USA auf 18 Millionen und in der Schweiz erreicht «20 Minuten» immerhin schon 64’000 Leute.

HAMBURG, GERMANY - MAY 09: MontanaBlack (Marcel Eris) at the OMR Festival on May 9, 2023 in Hamburg, Germany. (Photo by Tristar Media/Getty Images)

Ausserdem entsteht in den Kanälen eine Art Halböffentlichkeit: Zwar kann jeder Whatsapp-Nutzer und jede Nutzerin die Kanäle abonnieren, aber sie werden über Suchmaschinen nicht erfasst und die Inhalte sind nur während eines Monats abrufbar. Das ist ein klares Indiz dafür, dass Meta einen Kommunikationskanal schaffen möchte, bei dem es nicht ganz so einfach ist, für jede – allenfalls auch unbedachte – Äusserung belangt zu werden.

Das klingt so, als wollte Whatsapp im Revier von Telegram wildern

Pavel Durov ist der Erfinder von Telegram, und er wird mitunter auch als «russischer Mark Zuckerberg» bezeichnet. Bei Telegram gibt es ebenfalls Kanäle, die jedoch anders als bei Whatsapp Gruppendiskussionen zulassen und bis zu 200’000 Mitglieder haben können. In diesen Kanälen kommt es zu Gewalt- und Hassaufrufen. Sie dienen als Verteilernetz für Verschwörungstheorien, werden in manchen Staaten aber auch von Dissidenten genutzt.

Als erfolgreiche Mischung zwischen Messenger und sozialem Netzwerk ist Telegram ohne Zweifel einer der grossen Konkurrenten von Facebook und Whatsapp. Als Gegenpol hat Meta aber schon im Januar die Communitys eingeführt, in denen bis zu hundert Gruppen zusammengefasst werden können.

Die neuen Kanäle hingegen zielen gegen X (vormals Twitter). Das ist die These des Techportals «The Verge». Es schreibt: «Whatsapp hat bemerkt, dass viele Regierungen, Verkehrsbetriebe und Unternehmen nach einem neuen Ort suchen, an dem sie ihre wichtigsten Updates teilen können» – aber ohne die Notwendigkeit, sich mit kritischen und trollhaften Antworten herumschlagen zu müssen.

Geht bei all diesen Neuerungen nicht der ursprüngliche Nutzen verloren?

Meta hat keine Skrupel, eine App bis zur Unkenntlichkeit weiterzuentwickeln – das zeigt sich an Instagram exemplarisch. Und auch bei Whatsapp haben die neuen Funktionen zu einer grundlegenden Veränderung geführt. Als es 2009 lanciert wurde, richtete es sich an kleine Gruppen, Freundeskreise und Familienverbände. Heute ist es auf dem Sprung zu einem Massenmedium. Aber nicht nur das: Meta experimentiert mit einer Bezahlfunktion in Whatsapp, die auch bei den Kanälen Verwendung finden könnte.

Das deutet darauf hin, dass Meta aus Whatsapp eine Art «Everything-App» oder «Super-App» machen möchte. Eine solche App nach dem Vorbild der chinesischen Wechat-App würde nicht nur Kommunikation, sondern auch Zahlungsmöglichkeiten, Dienstleistungen aller Art und Onlineshopping abdecken.

epa10772439 An illustration pictures shows a user holding a mobile phone displaying the 'X' logo, in Los Angeles, California, USA, 27 July 2023. Twitter announced on 23 July that it will rebrand to X. EPA/ETIENNE LAURENT

Das Gleiche hat Elon Musk auch mit Twitter vor, wie anlässlich der Umbenennung in X bekannt wurde. Damit dürfen wir das Rennen um die «Everything-App» als eröffnet betrachten.

Zu guter Letzt: Wie findet und nutzt man Broadcast-Kanäle?

Die Broadcast-Kanäle erscheinen in der App auf der Startseite bei «Aktuelles». Sie finden hier die Rubrik «Kanäle suchen» und auch die Kanäle, die Sie abonniert haben. Über die Suche und «Alles anzeigen» erscheint eine Übersicht, in der auch die neuen, beliebstesten und aktivsten Kanäle zu sehen sind. Sie können Kanäle unverbindlich inspizieren und über den Knopf «Abonnieren» rechts oben zu Ihrer Auswahl hinzufügen. Nach dem Abonnieren haben Sie über das Glocken-Symbol rechts oben die Möglichkeit, sich über neue Beiträge benachrichtigen zu lassen oder diese Mitteilungen stummzuschalten.