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Sorge wegen neuer Variante B.1.1.529
Schweiz verschärft Einreiseregeln – Börse auf Talfahrt

In Südafrika sind 22 Fälle der neuen Variante B.1.1.529 nachgewiesen worden: Blick auf Johannesburg.
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Die Ausbreitung einer neuen, möglicherweise sehr gefährlichen Variante des Coronavirus löst international Besorgnis aus. Die EU-Krankheitsbekämpfungsbehörde ECDC hält die Ausbreitung der zuerst in Südafrika entdeckten neuen Corona-Virusvariante Omikron in der EU für wahrscheinlich. Das Risiko einer Verbreitung des neuen Erregers in der EU und im europäischen Wirtschaftsraum sei «hoch bis sehr hoch», heisst es in einem am Freitagabend veröffentlichten Bericht der in Stockholm ansässigen Behörde. Experten befürchten, dass die Variante wegen ungewöhnlich vieler Mutationen nicht nur hochansteckend sei, sondern auch den Schutzschild der Impfstoffe leichter durchdringen könnte (zum Bericht über die ersten Erkenntnisse der Forschenden).

Die Weltgesundheitsorganisation WHO hat die zuerst in Südafrika neu festgestellte Variante als «besorgniserregend» eingestuft. Der Erreger mit der wissenschaftlichen Bezeichnung B.1.1.529 «weist eine grosse Zahl von Mutationen auf», begründete das zuständige WHO-Expertengremium am Freitag die Entscheidung. Die neue Variante wird «Omikron» getauft.

Es ist das erste Mal seit Monaten, dass die WHO eine Corona-Variante als besorgniserregend einstuft. Derzeit geht weltweit der allergrösste Teil der Neuinfektionen auf die Delta-Variante zurück, die ursprünglich in Indien entdeckt wurde. Auch die Beta-Variante galt einmal als «besorgniserregend», sie breitete sich jedoch nicht rasant aus.

Schweiz verschärft Einreiseregeln

Mehrere Länder, darunter die Schweiz, reagieren auf die neue Variante. Die Schweiz verschärft die Einreiseregeln für die Region Südafrika und andere Länder, in denen Omikron nachgewiesen wurde. Alle Direktflüge aus der Region des südlichen Afrika in die Schweiz werden verboten.

Zudem müssen sich alle Personen, die aus der Region Südafrika, aus Hongkong, Israel und Belgien einreisen, in Quarantäne begeben, wie der Bund mitteilte.

«Um eine Verbreitung der neuen Virusvariante B.1.1.529 in der Schweiz zu verhindern bzw. zu verlangsamen, hat der Bund umgehend Massnahmen beschlossen», heisst es in einer Mitteilung. Diese treten noch am Freitag um 20 Uhr in Kraft.

Sämtliche Flüge aus Botswana, Swasiland (Eswatini), Lesotho, Moçambique, Namibia, Zimbabwe und Südafrika sind für unbestimmte Zeit verboten. Das Bundesamt für Zivilluftfahrt kann für Rückführungen von Schweizer Bürgerinnen und Bürgern oder von Personen, die über eine Aufenthaltsgenehmigung in der Schweiz verfügen, Ausnahmebewilligungen erteilen, wie es weiter heisst.

Auch Deutschland, Grossbritannien und Israel schränken vorsorglich den Flugverkehr in die Staaten der Region ein. Der als neuer deutscher Gesundheitsminister gehandelte Gesundheitsexperte Karl Lauterbach schreibt auf Twitter: «Wir müssen Zeit gewinnen. Nichts ist schlimmer als eine neue Variante in eine laufende Welle hinein.»

Swiss fliegt weiterhin von Südafrika in die Schweiz

Die Swiss will weiterhin fliegen, wie sie am Freitagabend mitteilte. Man werde weiterhin von Südafrika in die Schweiz fliegen, jedoch nur die mit der Ausnahme gemeinten Personen befördern. Nach Ansicht der Airline sind Flugverbote «nicht ideal, um die Ausbreitung einer neu entdeckten Virusvariante zu unterbinden».

Am Freitagabend hob denn auch wie geplant eine Maschine von Johannesburg in Richtung Zürich ab. Deren Passagiere müssen für die Einreise neu einen negativen Covid-Test vorlegen, wie die Swiss schreibt. Von einer Quarantäne steht dagegen nichts. Zur Quarantäne sowie zu einem negativen Testresultat sind dagegen Reisende aus dem südlichen Afrika verpflichtet, die über eine Umsteigeroute in die Schweiz gelangen.

Am Freitagmorgen um 6.22 Uhr war eine Swiss-Maschine aus Johannesburg in Zürich gelandet. 12 Minuten zuvor war laut dem Portal Flightradar24 bereits ein Edelweiss-Flugzeug aus Kapstadt gelandet. Für die Passagiere habe es keine zusätzlichen Anweisungen der Behörden wie zum Beispiel Extra-Tests oder eine Quarantänepflicht gegeben, bestätigen die Airlines. Das heisst: Geimpfte Passagiere dieser Flüge dürfen sich ohne zusätzliche Tests frei in der Schweiz bewegen.

Am Flughafen Zürich beobachte man die Situation mit Sorge, sagt eine Sprecherin. Selber hat man keine speziellen Massnahmen getroffen. Ein solcher Entscheid, auch das Streichen von Flügen, liege bei den Airlines.

Auch die EU-Kommission will Reisen aus dem südlichen Afrika in die EU auf ein absolutes Minimum beschränken. Die Brüsseler Behörde werde den EU-Staaten vorschlagen, die dafür vorgesehene Notbremse auszulösen, um den Luftverkehr auszusetzen, teilte EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen auf Twitter mit.

Das deutsche Gesundheitsministerium teilt am Freitag mit, Südafrika gelte ab der Nacht zum Samstag als Virusvariantengebiet. «In der Folge dürfen Fluggesellschaften nur noch deutsche Staatsbürger nach Deutschland befördern.» Zudem müssten alle Eingereisten für 14 Tage in Quarantäne – auch wenn sie vollständig geimpft sind.

Europas Börsen geben deutlich nach

Die neu aufgetauchte Virusvariante hat an den Kapitalmärkten für Unruhe gesorgt. Die Kurse an den Märkten rund um den Globus gaben deutlich nach. Der DAX in Frankfurt brach um 4,2 Prozent ein oder der CAC 40 in Paris um 4,8 Prozent. Was sich daraus schliessen lässt, erklärt unser Wirtschaftsexperte Markus Diem Meier.

Der Schweizer Aktienmarkt ist am Freitag auf eine rasante Talfahrt geschickt worden. Der Leitindex SMI sackte 2,01 Prozent auf 12’199,21 Stellen ein. Im Vergleich zur Vorwoche resultierte ein Abschlag von 2,8 Prozent.

Die wachsenden Corona-Sorgen machten sich auch am Devisenmarkt bemerkbar: Der als «sicherer Hafen» geltende Schweizer Franken tendierte sowohl zum Euro als auch zum US-Dollar fester. Ausserdem gaben auch die Ölpreise stark nach.

Uhrenwerte brechen ein

Die Anleger trennten sich vor allem von Firmen, die unter neuerlichen Corona-Massnahmen und einem Konjunktureinbruch besonders leiden werden. Dazu zählen die Luxusgüteraktien von Swatch (–7,1%) und Richemont (–5,1%) oder die Papiere des Reisedetailhändlers Dufry (–12%) und des Flughafens Zürich (–6,9%).

Auf dem Verkaufszettel standen auch eine Reihe von Finanztiteln wie UBS (–5,8%), Swiss Re (–4,2%), Julius Bär (–3,9%), Zurich Insurance (–3,3%) oder CS (–3,5%). Händler verwiesen auf die stark rückläufigen Anleiherenditen, die den Finanzsektor belasten.

Die wenigen Gewinner wurden vom Computerzubehörhersteller Logitech (Aktie: +4,0%) angeführt, dessen Produkte für den Gebrauch im Homeoffice rege bestellt werden. Lonza gewannen 3,1 Prozent. Der Hersteller des Wirkstoffs für den Moderna-Impfstoff gilt ebenfalls als Gewinner der Krise.

22 Fälle nachgewiesen

Das südafrikanische Institut für Ansteckende Krankheiten NICD teilte am Donnerstag mit, es seien in Südafrika erste 22 Fälle der neuen Variante B.1.1.529 nachgewiesen worden. Mit mehr Fällen sei im Zuge der laufenden Genomanalysen zu rechnen. «Obwohl die Datenlage noch beschränkt ist, machen unsere Experten mit allen Überwachungssystemen Überstunden, um die neue Variante und die damit möglicherweise verbundenen Implikationen zu verstehen.»

Durch Mutationen entstehen neue Corona-Varianten: Genomsequenzierung mit Sars-CoV-2-Proben im Functional Genomics Center (FGCZ) der Universität und ETH Zürich.

Der südafrikanische Gesundheitsminister Joe Phaahla erklärte, die neue Variante bestätige die «Tatsache, dass dieser unsichtbare Feind sehr unvorhersehbar ist». B.1.1.529 sei «ernsthaft besorgniserregend» und könnte die Ursache für einen «exponentiellen» Anstieg der gemeldeten Fälle in seinem Land sein. Er rief die Südafrikaner auf, Masken zu tragen, Abstand zu halten und insbesondere sich impfen zu lassen. «Wir haben auch das zusätzliche Mittel der Impfungen, das uns helfen wird, schwere Erkrankungen zu vermeiden, einschliesslich, dass wir in der Klinik enden oder sogar dem Virus zum Opfer fallen», sagte er.

Die Zahl der täglich gemeldeten Corona-Neuinfektionen in Südafrika war zuletzt drastisch gestiegen. Am Mittwoch meldeten die Behörden 1200 Neuansteckungen binnen 24 Stunden. Anfang November hatte dieser Wert noch bei 106 Fällen gelegen. In Südafrika sind 35 Prozent der Erwachsenen vollständig gegen Covid-19 geimpft.

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Strengere Einreiseregeln in Israel und Grossbritannien

In Israel wurde nach offiziellen Angaben eine Person identifiziert, die sich mit einer zuerst in südafrikanischen Ländern entdeckten neuen Variante des Coronavirus infiziert hatte. Zwei weitere Personen seien Verdachtsfälle, die noch auf ihre Testergebnisse warteten, teilte das Gesundheitsministerium am Freitag mit. Sie befänden sich in Quarantäne. Eine Sprecherin der Behörde zur Corona-Bekämpfung bestätigte, dass es sich um die Variante B.1.1.529 handelt, die aus dem südlichen Afrika stammt.

Die infizierte Person sei aus Malawi nach Israel zurückgekehrt, hiess es weiter vom Ministerium. Die anderen beiden seien ebenfalls aus dem Ausland zurückgekehrt. Alle drei Personen seien geimpft worden. Ihr genauer Status werde derzeit überprüft. Es werde zudem nach weiteren Kontakten gesucht.

Israel stufte daraufhin die Länder Südafrika, Lesotho, Botswana, Zimbabwe, Moçambique, Namibia und Swasiland als «rote Länder» ein. Ausländer dürften aus diesen Ländern nicht mehr nach Israel einreisen, teilte das Büro des Ministerpräsidenten Naftali Bennett mit. Israelis müssen bei einer Heimkehr aus diesen Ländern für bis zu 14 Tage in Quarantäne in ein Corona-Hotel, können sich aber nach einer Woche mit zwei negativen PCR-Tests freitesten. Man werde die neue Variante genau beobachten, um eine Ausbreitung in Israel zu verhindern, hiess es.

Grossbritannien schränkt Reiseverkehr mit Südafrika ein: Passagiere am Thambo International Airport in Johannesburg.

Die britische Regierung schränkt wegen der neuen Virusvariante den Flugverkehr aus Südafrika, Lesotho, Botswana, Zimbabwe, Swasiland und Namibia ein. Zudem gelte für Ankommende eine strenge Pflicht zur Hotelquarantäne, teilte Gesundheitsminister Sajid Javid mit. Der Flugverkehr aus den sechs Ländern solle von Freitagmittag an eingestellt werden.

Erster Fall in Belgien

Bislang wurden in Grossbritannien keine Fälle mit der neuen Variante festgestellt, die etwa 30 Mutationen aufweisen soll. Doch täglich kommen laut der Nachrichtenagentur PA 500 bis 700 Menschen allein aus Südafrika in dem Land an. Über die Weihnachtszeit wird mit einer höheren Zahl gerechnet. PA zitierte einen Experten der britischen Behörde für Sicherheit im Gesundheitswesen mit der Einschätzung, bei B.1.1.529 handele es sich um «die schlimmste Variante», die bisher gesehen wurde. Bislang gebe es nur bestätigte Fälle in Südafrika, Botswana und Hongkong. Am Freitagnachmittag gab der belgische Gesundheitsminister Frank Vandenbroucke bekannt, dass auch Belgien einen ersten Fall mit der neuen Corona-Variante B.1.1.529 registriert hatte.

Dabei handele es sich um einen aus dem Ausland kommenden ungeimpften Menschen, sagte Vandenbroucke. Der belgische Virologe Marc Van Ranst schrieb auf dem Online-Dienst Twitter, die Variante B.1.1.529 sei bei einem aus Ägypten zurückkehrenden Reisenden festgestellt worden.

Der belgische Premierminister Alexander De Croo kündigte eine Reisebeschränkung für Einreisende aus Ländern im südlichen Afrika an. Es sei Vorsicht erforderlich, aber keine Panik, sagte Vandenbroucke. Gleichzeitig führt Belgien wieder strengere Regeln für private Feiern, in der Gastwirtschaft und im Nachtleben ein. «Die Situation heute ist schlimmer als alle Szenarien, die uns die Experten vorgerechnet hatten», sagte De Croo.

In Südafrika war vergangenes Jahr bereits die Beta-Variante des Virus entdeckt worden. Südafrika ist mit rund 2,95 Millionen Corona-Fällen und mehr als 89’600 Toten das nach offiziellen Zahlen am schwersten betroffene Land in Afrika.

red/SDA/