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Netto null bis 2040
Wie Zürich beim Klimaschutz vorankommt

Themenbild: Kamin von der Polyterasse aus gesehen..
05.12.2017
(Tages-Anzeiger/Urs Jaudas)
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Der Countdown läuft. Bis 2040 soll die Stadt Zürich ihre direkten Treibhausgasemissionen auf netto null reduzieren. Dies hat die Stimmbevölkerung im Mai 2022 entschieden. Im gleichen Zeitraum muss die Stadt ihre indirekten Treibhausgasemissionen um 30 Prozent pro Einwohner gegenüber 1990 reduzieren.

2,4 Tonnen pro Einwohner pro Jahr

Am Dienstag präsentierte die Stadtregierung ihren ersten Netto-null-Zwischenbericht. Er konzentriert sich auf die direkten CO₂-Emissionen, also auf jene, welche die Einwohnerinnen und Einwohner direkt auf Stadtgebiet verursachen. Sie liegen derzeit bei 2,4 Tonnen CO₂-Äquivalenten pro Jahr und entstehen vor allem in den Bereichen Gebäude, Mobilität und Entsorgung, wie es an der Medienkonferenz hiess.

Laut dem Bericht haben die direkten CO₂-Emissionen zwischen 2010 und 2022 um 35 Prozent pro Person abgenommen. Das sei «beeindruckend», sagte Stadtrat Andreas Hauri, und: «Die Richtung stimmt.»

Schätzungen zeigten, dass das Netto-null-Ziel für die direkten Treibhausgasemissionen auf Stadtgebiet bis 2040 «realistisch, wenn auch ambitioniert ist», sagte der Gesundheitsvorsteher. Allerdings sei es nur erreichbar, wenn auch die Bevölkerung und die Unternehmen mitziehen.

Um die direkten Emissionen weiter zu senken, setzt die Stadt vor allem auf Massnahmen in den Bereichen Gebäude, Mobilität und Entsorgung.

Die Sache mit dem Heizen

Rund 50 Prozent der direkten CO₂-Emissionen fallen in Zürich beim Heizen an. Noch immer sind fast 20’000 Öl- und Gasheizungen in Betrieb. Mit der Dekarbonisierung der Wärmeversorgung könne die Stadt daher viel zur Erreichung ihres Klimaziels beitragen, sagte Stadtrat Michael Baumer.

Im Zentrum steht der Ausbau der Fernwärmenetze. 30 Prozent des städtischen Siedlungsgebiets sind bereits an Fernwärmenetze angeschlossen, bis 2040 sollen es 60 Prozent sein, wie Baumer sagte.

Sanieren statt abreissen

Bei ihren eigenen Gebäuden will die Stadt die CO₂-Emissionen bis 2040 um nicht weniger als 96 Prozent reduzieren, wie Hochbauvorsteher André Odermatt sagte. Dies vor allem, indem fossile Heizungen durch klimafreundliche Varianten ersetzt und Gebäude energetisch saniert werden.

Zudem will sie vermehrt auf kreislauforientiertes Bauen achten, wo der Fokus auf der Sanierung statt einem Neubau und auf der Wiederverwendung von Materialien liegt.

«Die Richtung stimmt»: Die Stadtratsmitglieder Michael Baumer, Simone Brander, Andreas Hauri und André Odermatt am Dienstag vor den Medien.

«Es ist wichtig, dass wir mit unseren Gebäuden vorangehen», sagte Odermatt. «Aber allein können wir das Netto-null-Ziel nicht erreichen.» Es müssten «alle mitziehen», von den Zürcherinnen und Zürchern über private Bauherren und Hauseigentümerinnen bis zu Bund und Kanton, welche die gesetzlichen Rahmenbedingungen für den Klimaschutz setzten.

«Luft nach oben» gibt es laut Odermatt bei der energetischen Gebäudesanierung. «Da dürften die Privaten ruhig noch etwas mehr Gas geben.»

Verkehrswende «braucht Zeit»

Einen grossen Anteil am CO₂-Ausstoss hat auch der Verkehr. Hier sollen der Ausbau des ÖV, die Förderung der Elektromobilität und der Ausbau der Veloinfrastruktur zur Emissionsminderung beitragen. Tiefbauvorsteherin Simone Brander möchte in Zürich für eine «positive Velokultur» sorgen, wie sie sagte. Als Meilenstein bezeichnete sie den neuen Velotunnel unter dem Hauptbahnhof, der 2024 eröffnet wird.

Im Bereich Entsorgung soll eine Reduktion der Abfallmenge und vermehrtes Recycling den CO₂-Ausstoss verringern. Daneben will die Stadt aber auch auf Negativemissionen setzen, die der Klimabilanz gutgeschrieben werden. Bei sogenannten CO₂-Senken geht es darum, nicht fossiles CO₂ von der Klärschlamm- und der Kehrichtverbrennungsanlage abzuscheiden und zu speichern.

Privater Konsum als Knacknuss

Schwieriger gestaltet sich für die Stadt die angestrebte Reduktion der indirekten CO₂-Emissionen um 30 Prozent pro Einwohner gegenüber 1990. Dabei geht es um jene Emissionen, die ausserhalb des Stadtgebiets anfallen, wenn Zürcherinnen und Zürcher etwa in die Ferien fliegen, Kleider kaufen oder Fleisch essen.

Den CO₂-Ausstoss durch den allgemeinen Konsum kann die Stadtregierung nur bedingt beeinflussen. Bei der Förderung nachhaltiger Konsum- und Produktionsmuster gehe es vor allem auch ums Sensibilisieren und Motivieren, hiess es an der Medienkonferenz. Die Stadt sei auf die Veränderungsbereitschaft der gesamten Gesellschaft angewiesen. Nötig sei ein Umdenken, was allerdings seine Zeit brauche, sagte Simone Brander.

Online-Tool zeigt Fortschritte

Wie sich die Treibhausgasemissionen in Zürich entwickeln, können Interessierte ab sofort direkt mitverfolgen – dank eines neuen Online-Tools. Das «Netto-Null-Cockpit» auf der Website der Stadt zeigt die aktuellen Treibhausgasemissionen und die geplante Entwicklung bis 2040.