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«Black Doves» auf Netflix
Hinter Keira Knightleys Mutter-Maske versteckt sich eine eiskalte Mörderin

Sie changieren souverän zwischen verletzlich und rabiat: Helen (Keira Knightley) und Sam (Ben Whishaw).
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Na, auch im Weihnachtsstress? In London spürt Helen Webb dasselbe: Mutter von Zwillingen, Ehefrau, voll im Festtagsfieber – und mitten in einer heissen Affäre. Ihr Mann allerdings, das kommt dazu, ist Verteidigungsminister. Und sie selbst, das kommt auch noch dazu, Topspionin und Berufskillerin. Im Geheimen. Und dann wird auch noch ihr Lover tot aufgefunden.

Es kommt ja vor, dass die Dinge sich vor Weihnachten zuspitzen. Aber so extrem wie in der neuen Netflix-Serie «Black Doves» dann doch nur selten. Serienschöpfer Joe Barton hat da ein tolles Chaos angerichtet, in den Strassen und in den Herzen und auf den Fluren der Macht, und dann auch noch zwischen verschiedenen Genres. Wie gut, dass Helen wenigstens der Killerkollege Sam Young zu Hilfe kommt.

Und zwar in einer wirklich sensationellen Szene. Helen steckt schon bis zum Hals in Schwierigkeiten, gerade hat sie es mit einer Polizistin zu tun, die gar keine echte Polizistin ist. Sekunden später ist diese Frau auch schon tot, ihr Blut strömt noch über Helens Gesicht. Und völlig baff steht die da und blickt auf ihren lange verschollenen Kompagnon.

Helen: Sam.

Sam: Hi, Darling.

Helen: Die Schrotflinte?

Sam: Ich hatte nur die dabei.

Helen: Du bist wirklich hier.

Nun spielen nicht irgendwer Helen Webb und Sam Young, sondern Keira Knightley und Ben Whishaw. Und die dürfen dann auch gleich beides sein – heillos gefühlig und eiskalt mörderisch. Als Duo sind sie das Agenten-Pairing des Jahres und als Serienpaar fast noch reizvoller als Kristen Bell und Adam Brody im Herbst-Hit «Nobody Wants This». Sie changieren souverän zwischen verletzlich und rabiat.

Selten sieht man britische Spione so zerstreut wie Sam Young in «Black Doves».

Wenn Knightley nächtliche Eindringlinge in ihrer Einbauküche überwältigt oder Whishaw im Unterhemd Kugeln sprechen lässt, geht es Schlag auf Schlag. Aber wenn die eine um ihren toten Lover trauert und der andere nach langer Zeit einem Verflossenen wiederbegegnet, fühlt man sich in eine Romcom versetzt.

Und selten sah man britische Spione so zerstreut wie Sam, als sein wiedergewonnener Lover Michael ihm Liebesgeständnisse per Textnachricht schickt, mitten in einem gefährlichen Einsatz. Credo: Auch Auftragskiller haben ein Herz.

Keira Knightley in dieser Rolle ist grandios

«Black Doves» ist schnell, überraschend und brutal. Ein bisschen Tarantino, ein bisschen «Killing Eve», ein bisschen wie «Knives Out». Mit herrlich trockenem britischem Humor und liebevollen Anspielungen.

In einer Szene reden die Auftragskiller sogar über ihre Lieblingsweihnachtsfilme, bei denen «The Holiday» mit Cameron Díaz und Kate Winslet ganz oben steht. Den Gag, hier den noch grösseren Klassiker «Love Actually» von 2003 zu verwenden, in dem die zwanzig Jahre jüngere Keira Knightley mitspielt, haben sich die Macher laut «Guardian» verkniffen.

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Zu Recht, denn diese Alltime-Weihnachtsschnulze verfolgt Knightley ohnehin auf Schritt und Tritt. Ihr Image als schönste Braut der Filmgeschichte verdankt sie diesem Film. Es bildet hier aber nur die Kontrastfolie für die tollen neuen Facetten, die sie endlich zeigen darf.

Der Mord an Webbs Lover war nicht der einzige Todesfall, vieles hängt zusammen, und irgendwann landet die Chose beim Prime Minister. Mittendrin auch Webbs Ehemann Wallace, der Minister. Irgendwann sieht alles nach Staatskrise aus. Der Trick ist aber, dass dann wieder Comedy, Thriller, Action und Romantik kommen und alles durcheinanderwirbeln.

Verwirrend? Unlogisch? Ja klar. Aber egal. Weil in toller Aufmachung und hervorragender Besetzung: Sarah Lancashire erinnert als eiskalte Chefin der «Black Doves»-Agentinnen an Judi Dench als M in den James-Bond-Filmen, Kathryn Hunter («Poor Things») gibt eine wunderbar verhutzelte Clanchefin.

Und was ist mit dem Weihnachtsspirit?

Bekommt Wallace wirklich gar nichts von den heimlichen Aktivitäten seiner Ehefrau mit? Lässt sich eine Top-Agentin wirklich so von ihren Gefühlen leiten? Und wieso arbeitet eine Ministergattin überhaupt für die gefährlichen Operationen der «Black Doves»? Das kann man fragen, aber wer bei dieser Serie mit Logik kommt, verdirbt sich den Spass am chaotischen Genremix.

Und der Weihnachtsspirit, war da nicht was? Der steht insofern über allem, als beim Fest selbst dann wirklich alles – leider – vorbei sein muss. Als Mutter weiss Helen Webb schliesslich, dass nun ihre Zwillinge dran sind. Geschenke, der Truthahn, das ganze Brimborium – aber geht doch.

Black Doves, auf Netflix.