Schwester Anna aus CremonaNonne soll für die Mafia gearbeitet haben
Eine 57-Jährige steht im Zentrum einer Untersuchung gegen die Mafia. Sie soll zwischen ’Ndrangheta-Mitgliedern und Gefangenen vermittelt haben.
Schwester Anna Donelli, eine Ordensfrau aus Cremona, wurde im Rahmen einer vierjährigen Ermittlung der Staatsanwaltschaft Brescia unter Hausarrest gestellt. Die 57-Jährige wird beschuldigt, als Mittlerin für das ’Ndrangheta-Kartell tätig gewesen zu sein, indem sie den Austausch zwischen den Clanmitgliedern im Gefängnis ermöglichte und gegen Besuchsverbote verstiess. Ihre Rolle wird insbesondere in Bezug auf den kriminellen Boss Stefano Terzo Tripodi untersucht.
Aus abgehörten Gesprächen ging laut den Ermittlern hervor, dass Tripodi oft Bezug auf eine «Nonne» nahm, mit der er «einen Pakt» hatte. Beide trafen sich mehrmals, sodass Tripodi sogar von einer «umfangreichen Zusammenarbeit» sprach und Schwester Anna als Freundin bezeichnete. Tripodi, der ebenso wie 24 weitere Personen letzte Woche verhaftet wurde, führte eine Autoabbruchfirma in Brescia, ist aber laut der Staatsanwaltschaft ein wichtiger Boss der kalabrischen ’Ndrangheta. Die Ermittlungen führten zu einer Beschlagnahmung von 1,8 Millionen Euro.
Schwester Annas Anwalt, Robert Ranieli, bezeichnete die Vorwürfe als unbegründet und sieht keine direkten Beweise. Vielmehr gehe es um unbestätigte Gerüchte. Auch viele der Kolleginnen und Kollegen, die mit Schwester Anna in den Gefängnissen zusammenarbeiteten, äusserten sich skeptisch bezüglich der Vorwürfe.
Die Ordensfrau selbst zeigte sich erschüttert und betonte ihre gute Absicht, menschliche Beziehungen zu fördern. Fast fünfzehn Jahre lang war sie in verschiedenen Gefängnissen ehrenamtlich tätig.
Ein Netzwerk von Verdächtigen
Neben Schwester Anna gibt es weitere Verdächtige in der Untersuchung, darunter Francesco Giovanni Acri, ein Arzt und ehemaliger Kommunalpolitiker aus Brescia. Acri, der laut den Ermittlungen Verbindungen zur ’Ndrangheta hatte, wird beschuldigt, mit der kriminellen Gruppe kooperiert zu haben, vorwiegend durch beleidigende Äusserungen über den ermittelnden Staatsanwalt. Weitere Informationen stammen von den Aussagen von Mirko Legina, einem früheren Straftäter und Zeugen, der über die Aktivitäten von Tripodi und dessen Sohn Francesco berichtete, insbesondere in Bezug auf den Diebstahl und Handel mit gestohlenen Fahrzeugen.
Noch ist unklar, welche Rolle Schwester Anna in den illegalen Machenschaften spielte. Ihr Verhör steht bevor.
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