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BAG-Experte zu den Intensivstationen
«Natürlich waren die Spitäler überlastet»

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Ob das Land nicht langsam pandemiemüde werde, fragte ein Journalist an der Corona-Medienkonferenz des Bundes. Für Patrick Mathys, Leiter Sektion Krisenbewältigung und internationale Zusammenarbeit beim Bundesamt für Gesundheit (BAG), war das der Steilpass, um einmal etwas Grundsätzliches loszuwerden. «Die grosse Schwierigkeit für den Bundesrat ist es, den richtigen Zeitpunkt für zusätzliche Massnahmen zu finden», sagte er zunächst in ruhigem Ton. «Ergreift der Bundesrat zu früh Massnahmen, wird es laute Kritik geben – tut er es zu spät, ist eine qualitativ hochstehende Gesundheitsversorgung nicht mehr gewährleistet.»

Er beneide den Bundesrat nicht, diese Entscheidungen treffen zu müssen, so Mathys. Doch dann wurde sein Ton lauter, und der BAG-Vertreter steigerte sich in einen Appell an die Bevölkerung hinein. «In vier bis sechs Wochen könnten wir in einer Situation sein, in der die Spitäler am Anschlag sind.» Es gebe aber auch Faktoren, die dagegen sprechen würden.

Im Volk heisse es immer wieder, die Spitäler seien in dieser Corona-Pandemie gar nie überlastet gewesen. Mathys dazu: «Natürlich waren die Spitäler überlastet.» Eine Überlastung der Spitäler bedeute nicht, dass Menschen gar nicht mehr gesundheitlich versorgt werden könnten. Der BAG-Mann erinnerte aber daran, dass «die Gesundheitsversorgung teilweise nur gewährleistet war, weil 30’000 Wahleingriffe verschoben wurden». Viele von diesen hätten noch immer nicht nachgeholt werden können. «Es darf nie eine 100-prozentige Auslastung der Intensivstationen geben, damit wir alle Notfälle aufnehmen können.» Man wolle nie in eine Situation kommen, wo das Alter über einen Eingriff entscheiden müsse. «Das wäre der Schweiz unwürdig.»

Mathys brach zusätzlich eine Lanze fürs Gesundheitspersonal, das seit Beginn der Pandemie unter Hochdruck steht. Es sei despektierlich dem Personal gegenüber, das über Monate an den Grenzen dessen war, was machbar sei, und jetzt wieder vor einer schwierigen Situation stehe.

Motivation «erstaunlich hoch»

Die Personaldecke in den Spitälern sei nach wie vor dünn, die Motivation «erstaunlich hoch», eine gewisse Ermüdung vorhanden. Vor diesem Hintergrund gebe es eine «gewisse Frustration, weil neun von zehn Spitalpatienten mit Covid-19 nicht geimpft sind», meinte Urs Karrer, Vizepräsident der wissenschaftlichen Taskforce, am gleichen Anlass.

Das sei für das Pflegepersonal zuweilen «schon schwierig zu schlucken». Doch man behandle selbstverständlich alle Patienten, egal, mit welcher Vorgeschichte. «Aber das geht schon nicht spurlos an einem vorbei», erklärte Karrer.

/fal