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Nato plant Massnahmen für mögliches Aus des INF-Vertrags

Die Massnahmen sollen eine glaubwürdige Abschreckung und Verteidigung sicherzustellen: Nato-Generalsekretär spricht am Treffen der Verteidigungsminister in Brüssel. (Foto: Keystone)
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Die Nato will mit mehreren Massnahmen auf das drohende Aus des INF-Vertrags über das Verbot landgestützter atomarer Mittelstreckenwaffen reagieren. Das kündigte Generalsekretär Jens Stoltenberg am Mittwoch bei einem Treffen der Nato-Verteidigungsminister an.

«Die Minister haben heute darin übereingestimmt, dass die Nato reagieren wird, falls Russland nicht dazu zurückkehrt, die Vorgaben zu erfüllen», sagte Stoltenberg. Dazu habe Moskau noch bis zum 2. August Zeit. Es gehe darum, eine glaubwürdige Abschreckung und Verteidigung sicherzustellen. Dabei geht es vor allem um den Umgang mit den Bedrohungen, die von dem russischen Mittelstreckensystem SSC-8 (Russisch: 9M729) ausgehen. Zugleich stellte Stoltenberg klar: «Wir werden nicht spiegeln, was Russland tut. Wir wollen kein Wettrüsten.»

Neue Waffensysteme zur Abschreckung Russlands

Als mögliche Schritte für die Zeit nach dem INF-Vertrag nannte Stoltenberg Militärübungen sowie «Beobachtung, Überwachung und Aufklärung». «Wir werden uns auch unsere Luft- und Raketenabwehr und unsere konventionellen Fähigkeiten genauer ansehen.»

Konkret ist denkbar, dass die Nato-Staaten ihre Präsenz im östlichen Bündnisgebiet und in der Ostsee verstärken und den Schutz kritischer Infrastruktur durch Raketen- und Luftabwehrsysteme ausbauen. Zudem könnten neue wirkungsvolle konventionelle Waffensysteme entwickelt und stationiert werden, um Russland abzuschrecken.

Vorbereitung auf Welt ohne INF-Vertrag

«Die Nato bereitet sich auf eine Welt ohne INF-Vertrag vor», betonte Stoltenberg. Gleichzeitig appellierte er noch einmal an Russland, den Erhalt des INF-Vertrags zu gewährleisten. Ähnlich äusserte sich deutsche Verteidigungsministerin Ursula von der Leyen. Entscheidend sei zunächst einmal «die Aufforderung und die Bitte an Russland, sich an den Vertrag zu halten und im Vertrag zu bleiben».

Die USA hatten den INF-Vertrag Anfang Februar mit Rückendeckung der Nato-Partner gekündigt und diesen Schritt damit begründet, dass Russland das Abkommen seit Jahren mit dem Mittelstreckensystem SSC-8 verletze. Dieses soll in der Lage sein, Marschflugkörper abzufeuern, die sich mit Atomsprengköpfen bestücken lassen und mehr als 2000 Kilometer weit fliegen können.

Bildstrecke: USA kündigen Abrüstungsvertrag mit Russland

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Die NATO (im Bild Generalsekretär Jens Stoeltenberg) und ihre Partner stellen sich hinter die Entscheidung Washingtons.
US-Aussenminister Mike Pompeo erklärt den Austritt der USA aus dem INF-Vertrag. (1. Februar 2019)
Die Amerikaner und die Nato werfen den Russen vor, mit ihren Raketen vom Typ 9M729 (Bild) gegen den Vertrag zu verstossen.

Russland gibt die maximale Reichweite der SSC-8 hingegen mit 480 Kilometer an. Moskau betonte am Mittwoch, die Nato hätte einen Abbruch des Vertrags «bewusst herbeigeführt». Die USA und die Verbündeten seien für die komplizierte Situation verantwortlich, sagte Vize-Aussenminister Sergej Rjabkow der Agentur Tass zufolge.

Treffen von Trump und Putin geplant

Eine Entscheidung über die Nato-Reaktion auf die mutmassliche Vertragsverletzung durch Russland soll erst fallen, wenn am 2. August die sechsmonatige Kündigungsfrist ausläuft. Zuvor sollen noch einmal alle Möglichkeiten genutzt werden, um Russland zum Einlenken zu bewegen.

Für Anfang Juli wird derzeit ein Treffen des Nato-Russland-Rates vorbereitet. Zudem soll es am Freitag am Rande des G20-Gipfels ein Treffen zwischen US-Präsident Donald Trump und Russlands Präsidenten Wladimir Putin geben.

In Europa sind Militärexperten allerdings skeptisch, ob die USA überhaupt ein Interesse am Erhalt des Vertrages in seiner derzeitigen Form haben. Als Grund gilt die Tatsache, dass der aus der Zeit des Kalten Krieges stammende Deal nur Amerikaner und Russen bindet, nicht aber aufstrebende Militärmächte wie China. China soll mittlerweile über knapp 2000 ballistische Raketen und Marschflugkörper verfügen, die unter dieses Abkommen fallen würden.

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SDA