Nationale Wahlen in ZürichJunge Stadtzürcherinnen beteiligten sich so stark an den Wahlen wie noch nie
Junge Frauen, ältere Männer und Eingebürgerte haben die Wahlbeteiligung in der Stadt nach oben gedrückt. Es wurden gar neue Rekordwerte erreicht.
Mit 51,6 Prozent lag die Wahlbeteiligung am 22. Oktober in der Stadt Zürich um 4,1 Prozentpunkte höher als bei den Wahlen 2019. Besonders stark gestiegen ist die Stimmbeteiligung bei den jungen Frauen: Von den 18-jährigen stimmberechtigten Stadtzürcherinnen beteiligten sich 45,4 Prozent an den Wahlen. Das sind gut 9 Prozentpunkte mehr als 2019, wie Statistik Stadt Zürich am Dienstag mitgeteilt hat.
Von den 18-jährigen Männern nahmen nur 36,5 Prozent am Urnengang teil, was 3 Prozentpunkte mehr sind als 2019. Erst ab dem 34. Lebensjahr lag die Beteiligung der Frauen unter derjenigen der Männer. Erstaunlich: Bei 95-jährigen Männern lag die Wahlbeteiligung immer noch bei über 54 Prozent, jene der gleichaltrigen Frauen jedoch nur bei 28 Prozent.
Der diesjährige Wahlpokal geht an die 77-jährigen Männer: 69,1 Prozent der Wahlberechtigten gingen an die Urne. 2019 hatten die damals 78-Jährigen genau diesen Höchstwert erreicht. Den Bestwert der letzten fünf Wahlgänge erreichten im Jahr 2007 die 79-jährigen Männer mit einer Wahlbeteiligung von 72,9 Prozent.
Noch deutlicher als bei den jungen Frauen ist die Beteiligung bei einer anderen Gruppe Stimmberechtigter angestiegen: bei den Eingebürgerten.
Rund 50'000 Stadtzürcher und Stadtzürcherinnen konnten im Oktober erstmals an nationalen Wahlen teilnehmen. Sie sind seit den vorangehenden Wahlen 2019 also entweder zugezogen, volljährig oder eingebürgert worden. Innerhalb dieser Gruppe beteiligten sich die Eingebürgerten mit 56,9 Prozent am häufigsten. Das sind 13 Prozentpunkte mehr als noch 2019 – und fast 37 Prozentpunkte mehr als noch 2007.
Auch die Beteiligung der Zugezogenen ist nach einem Taucher im Jahr 2015 (22,8 Prozent) wieder auf fast 50 Prozent gestiegen. Von den in den vier Jahren volljähig gewordenen jungen Männern und Frauen sind 39 Prozent an die Urne gegangen, was ebenfalls mehr sind als in den Vorjahren.
Grosse Unterschiede gibt es auch unter den Stadtquartieren. Besonders wahlfreudig waren dieses Jahr das Quartier Oberstrass mit einer Beteiligung von sagenhaften 67,4 Prozent. Kurz dahinter folgen Fluntern (67,2) und Hottingen sowie Escher-Wyss (je 64,5).
Die Schlusslichter sind in Zürich-Nord zu finden. In Hirzenbach bemühten sich mit 32,8 Prozent am wenigsten an die Wahlurne beziehungsweise an den Briefkasten. In Schwamendingen-Mitte lag die Wahlbeteiligung bei 37,6 Prozent, in Saatlen bei 38,9 Prozent.
Nationale Wahlen populärer als kantonale
Die nationalen Wahlen mobilisierten in jeder Altersklasse mehr Wählende (51,6 Prozent) als die kantonalen Wahlen vom Februar 2023 (38,3 Prozent). Während bei jungen Menschen die nationale Wahlbeteiligung deutlich höher war als die kantonale, war der Unterschied bei älteren Menschen geringer.
Mit steigendem Alter nähert sich die Wahlbeteiligung bei den kantonalen Wahlen derjenigen bei den nationalen Wahlen. Junge Frauen wiesen den grössten Unterschied zwischen der Beteiligung an den kantonalen und an den nationalen Wahlen auf. So lag der Unterschied bei den 25-jährigen Frauen bei 19 Prozentpunkten. Bei den gleichaltrigen Männern betrug er 14,9 Prozentpunkte.
Hochrechnung durcheinander gewirbelt
Die Stimmbeteiligung in der Stadt lag am 22. Oktober mit 51,6 Prozent über derjenigen des ganzen Kantons (47,5 Prozent). Und die Resultate der Städte Winterthur und Zürich, die am Wahltag oft erst gegen Schluss eintreffen, brachten die Hochrechnungen des statistischen Amts des Kantons Zürich durcheinander.
In der ersten Hochrechnung wurde der SVP ein 3,3 Prozentpunkte höherer Wähleranteil als 2019 prognostiziert. Die SP sollte 0,2 Prozentpunkte zulegen. Am Ende waren es lediglich 0,7 Prozentpunkte für die SVP, aber 3,8 Prozentpunkte für die SP.
Ob es nun tatsächlich diejenigen Gruppen mit einer besonders hohen Stimmbeteiligung – die jungen Frauen und die Eingebürgerten – waren, die letztlich für das unerwartet starke Ergebnis der SP in der Stadt Zürich sorgten, lässt sich aufgrund der Auswertung von Statistik Stadt Zürich nicht sagen.
Die Stimmrechtsausweise wurden für die Untersuchung getrennt von den Wahldokumenten analysiert.
SDA/pu
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