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Endlager-Entscheid ist gefallen
Nagra will Schweizer Atommüll in Nördlich Lägern entsorgen

Das geologische Tiefenlager für radioaktive Abfälle wird gemäss Nagra-Entscheid im Haberstal erstellt, auf dem grünen Fleck zwischen den Waldstücken und angrenzend an den Hof von Bäuerin Ramona Keller.
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Wie die Tamedia-Zeitungen bereits am Mittwoch berichteten, will die Genossenschaft für die Lagerung radioaktiver Abfälle (Nagra) den Atommüll in der Zürcher Gemeinde Stadel in Nördlich Lägern entsorgen. Am Samstagnachmittag hat sie die Grundstücksbesitzer in der Region informiert. Bisher ging die Bevölkerung dort davon aus, dass es das Zürcher Weinland treffen wird – seit Jahren der Favorit der Nagra.

Das Zürcher Weinland hatte sich praktisch schon damit abgefunden, dass die Nagra ihren Standort für ein Tiefenlager vorschlagen wird. Denn vor sieben Jahren teilte sie mit, Nördlich Lägern habe im Vergleich zum Weinland deutliche Nachteile.

«Ein Tiefenlager in Nördlich Lägern - diese Vorstellung ist schon sehr schockierend», sagt Astrid Andermatt, ehemalige SP-Grossrätin aus Lengnau, die sich seit Jahren im Verein «Nördlich Lägern ohne Tiefenlager», kurz Loti engagiert. Und jetzt dieser Schwenker. «Die Nagra hat offenbar mitten im Verfahren die Kriterien anders gewertet», sagt Andermatt. «Das wirkt unseriös.»

Vergangene Woche äusserte sich bereits die Bäuerin und zweifache Mutter Ramona Keller. Im Haberstal, das zu ihrem Hof gehört, sollen die riesigen Oberflächenanlagen für das Lager hinkommen. Bisher war sie überzeugt, dass sie nicht betroffen sein wird. Nun setzt der Schock langsam ein. Die Situation sei noch sehr surreal. Mitte Woche sagte sie, dass sie den Hof mit ihrer Familie werde verlassen müssen. «Wir können ja nicht mit einem Tiefenlager im Garten leben.»

Für Ramona Keller und weitere Grundstücksbesitzer wird sich jetzt auch die Frage der Entschädigung stellen. Denn der Bau eines Lagers mag erst in mehr als zehn Jahren beginnen, nach der Bewilligung des Bundesrates und einer allfälligen Volksabstimmung. Aber die Immobilien im Gebiet werden schon vorher an Wert verlieren. Wahrscheinlich schon Montag, wenn die Nagra den Entscheid der Öffentlichkeit bekannt gibt.

Investitionen in ihre Häuser lohnen sich dann nicht mehr, ein Verkauf wird schwierig. Was sollen die Eigentümer dann tun? «So vieles ist unklar», sagt die Grüne Zürcher Kantonsrätin Wilma Willi, die ebenfalls ein Haus in der Nähe besitzt. «Es fällt jetzt ein unvorstellbar grosser Brocken auf unsere Füsse. Die Schweiz darf uns damit nicht alleine lassen», sagt sie.