Ukraine-Blog: Fotos, Fakes und FragenWie ein Plastikhai einen Meme-Streit zwischen Russen und Ukrainern auslöst
Normalerweise bekämpfen die proukrainischen «Fellas» russische Propaganda mit Memes im Internet. Bei einem Treffen ihrer Organisation sorgte jedoch etwas anderes für Empörung.
«Ich möchte euch grüssen und wünsche euch einen möglichst erfolgreichen Nafo-Gipfel», sagt Estlands Premierministerin Kaja Kallas in einem Video, das sie drei Tage vor dem Nato-Gipfel in Litauen auf Twitter gepostet hat. Im Hintergrund des Clips tauchen neben Kallas’ Kopf plötzlich zwei Cartoon-Hunde auf. Das Video erhielt 5,6 Millionen Klicks – und dürfte einige Twitter-User stutzig gemacht haben, worum es da genau geht.
Zum ersten Mal fand am Wochenende der Nafo-Gipfel in Vilnius statt. Dabei handelt es sich nicht etwa um die Zusammenkunft der Staats- und Regierungschefs der Nato-Mitgliedsstaaten, die fast zeitgleich ebenfalls in der litauischen Hauptstadt stattfindet. Sondern um ein Treffen der «North Atlantic Fellas Organization» (Nafo).
«Meme-Armee» gegen russische Propaganda
Die Nafo hat sich dem Krieg gegen die russische Desinformation verschrieben. Nach eigenen Angaben geht die dezentralisierte Gruppe von Freiwilligen im Internet mit Humor gegen russische Propaganda vor, bombardiert unter anderem russische Trolls mit Memes und sammelt Spenden für die ukrainischen Streitkräfte. Das Ziel: die russische Propaganda ins Lächerliche zu ziehen und sie damit zu entkräften.
Ihre Mitglieder nennen sich «Fellas», und ihr Markenzeichen sind Shiba-Inu-Hunde – wie in Kallas’ Video –, die auf den Profilbildern und in den Memes der «Fellas» zu sehen sind. Mit ihren Aktionen lösen sie immer wieder Reaktionen aus: So haben sie schon Propaganda-Blogger entlarvt oder russische Botschafter von Twitter vertrieben. Das ukrainische Verteidigungsministerium bedankte sich bei ihnen im vergangenen August für ihren «erbitterten Kampf gegen die Propaganda des Kreml und seine Trolle».
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Auch der erste Nafo-Gipfel am vergangenen Wochenende löste ein Echo in den ukrainischen und russischen sozialen Medien aus: In der Ukraine war das Hashtag #Nafo während fast 24 Stunden auf Platz eins der im Trend liegenden Hashtags. Und wurde damit noch mehr geklickt als Hashtags, die mit dem aktuellen – und für die Ukraine ausserordentlich wichtigen – Nato-Gipfel in Verbindung stehen.
Beim Nafo-Gipfel gab es laut den Veranstaltern Diskussionen mit Experten für Kriegspropaganda sowie mit ukrainischen Soldaten. Insbesondere eine Szene wurde auf Social Media breit diskutiert: Auf der Veranstaltungsbühne waren ein aufgeblasener Hai aus Plastik und Schwimmringe aufgestellt. Mitte Juni teilte ein Nafo-Mitglied ein Meme, das einen Hai als «Angestellten des Monats» kürte – in Anspielung auf den Haiangriff, bei dem ein russischer Mann in Hurghada vergangenen Monat ums Leben kam.
Viele User empörten sich über das vermeintliche Symbolbild, die oppositionelle russische Journalistin und Vorsitzende von Alexei Nawalnys Antikorruptionsstiftung Maria Pewtschich tweetete: «‹Moskau mit Humor bekämpfen›? Bin ich die Einzige, die nicht weiss, was daran lustig sein soll, dass ein Mann bei lebendigem Leib gefressen wird?» Der Tweet wurde 2,1 Millionen Mal angeklickt.
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Sogar das russische Aussenministerium kommentierte den Event. Pressesprecherin Maria Sacharowa tweetete: «Die Nafo verkörpert das, was die EU zu bekämpfen schien: Hassreden, Intoleranz und alle Formen von Fremdenfeindlichkeit.»
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Die Reaktion der «Fellas» auf die Empörung der russischen User liess nicht lange auf sich warten. Als Gegenreaktion teilten sie in gewohnt zynischer Manier zahlreiche Memes.
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«Spricht sie über Cartoon-Hunde?», fragt sich ein User in Bezug auf Sacharowas Tweet und fügt an: «Als ob irgendjemand einen zusätzlichen Beweis dafür bräuchte, dass Russland am Zusammenbrechen ist.»
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Eine ukrainische Userin verglich das Bild des umstrittenen Hais mit einem Bild des durch russischen Beschuss zerstörten Theaters von Mariupol, bei dem zahlreiche Zivilisten starben. Dazu schrieb sie: «Eines dieser Fotos sorgte für einen Aufschrei der Empörung unter den Russen weltweit.»
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Ob der Hai nun ein geschmackloses Symbolbild war oder nicht – laut der Nafo haben die «Fellas» ihr Ziel mit der Diskussion erreicht: «Was diese russischen Politiker nicht verstehen: Jede Sekunde, die sie damit verbringen, sich online mit Hunden zu streiten oder sich über die «Onlinebelästigung» mit Hai-Memes zu sorgen, sind Sekunden, in denen sie ihren Fokus nicht auf der Ukraine haben. Das ist es, was wir wollen.»
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