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North Atlantic Fellas Organization
Die Nafo – eine «Meme-Armee» im Kampf gegen russische Propaganda 

Der Name und das Logo sind Anspielungen auf das Nato-Bündnis. 
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Sie bombardieren einen russischen Botschafter mit Memes auf Twitter, schwächen die Propagandamaschinerie von russischen Trollen und sammeln Spenden für ukrainische Streitkräfte. Die Rede ist von der North Atlantic Fellas Organization (Nafo). Eine dezentralisierte Gruppe von Freiwilligen, die in den sozialen Medien mit viel Humor gegen russische Falschinformationen kämpft. Zu erkennen ist die «Meme-Armee» an ihrem unverkennbaren Symbol – ein Shiba Inu. Der japanische Hund – von der Internetgemeinde auch «Doge» genannt – ist seit Jahren ein fester Bestandteil der «Meme-Kultur».

Um eine kollektive Identität zu schaffen, nutzen die Mitglieder der Bewegung dieselben Hashtags und die gleichen Symbole. «Der Fakt, dass sie Humor nutzen, ist eine wundervolle Idee. Es ist eine andere Herangehensweise, wie sie die Mängel der Argumente des russischen Staates aufzeigen können», sagte der leitende Forschungsbeauftragte des finnischen Instituts für internationale Angelegenheiten, Edward Hunter Christie, dem polnischen Fernsehsender TVP.

«Dadurch, dass wir uns alle zusammengetan haben und normalen Menschen eine unterhaltsame und integrative Möglichkeit zum Mitmachen geboten haben, wurde die Bewegung vorangetrieben und hat sich viral verbreitet», wie Oz Katerjiist dem «Sydney Morning Herald» erklärte. Er ist britisch-libanesischer Journalist und wichtiger Unterstützer der Bewegung. Die Nafo erhielt eine solche Bekanntheit, dass sogar der offizielle Twitter-Account des ukrainischen Verteidigungsministeriums sich bei der Gruppe bedankte.

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Die Nafo-Gemeinschaft besteht aus einer Gruppe von ukrainefreundlichen Analysten, Journalisten und Aktivisten, wie Katerjiist erklärte. Sie wehren sich nicht nur gegen russische Desinformation, sondern sammeln auch Spenden zur Unterstützung der ukrainischen Streitkräfte. Zuletzt unterstützten sie die Spendenaktion «Sign My Rocket». Die Betreiber der gleichnamigen Website personalisieren Geschosse und Kriegswaffen, um Spenden zu sammeln. Die Nafo liess einen 2S7-Pion – eine Kanone – mit den Symbolen der Bewegung beschriften.

Der Name der Artillerie wurde mit einer Onlineabstimmung entschieden: Der «Superbonker 9000». 

Wie sammelt die Bewegung Spenden? Sie ermutigt ihre Mitglieder, Social-Media-Konten, die russische Propaganda verbreiten, sperren zu lassen. Ein Screenshot wird dann als Beweis in den verschiedenen Nafo-Kanälen geteilt, und entweder der Poster oder ein anderes Mitglied spendet für einen proukrainischen Zweck.

Das Internetphänomen hat «Russlands Propagandisten behindert und sie dabei absurd und lächerlich gemacht», erklärte Katerjiist.

Russische Botschafter als Zielscheiben

Wie schlagkräftig die Nafo ist, zeigt der Fall des russischen Botschafters Mikhail Uljanow. Im Juni legte sich Uljanow mit den «Fellas» an und sorgte dafür, dass die Bewegung das erste Mal einer breiten Öffentlichkeit bekannt wurde. Mittlerweile ist die Aktivistengruppe so gross, dass gar der ukrainische Verteidigungsminister, Oleksii Reznikow, kürzlich sein Profilbild auf Twitter mit einem Bild der Nafo austauschte. Dazu schrieb er: «Die Nafo-Erweiterung ist nicht verhandelbar!»

Der russische Botschafter Uljanow veröffentlicht auf seinem Twitter-Account prorussische und antiukrainische Äusserungen. Ausserdem retweetet er Beiträge von offiziellen Kreml-Quellen. «Das beliebteste westliche Narrativ: Russland hat eine unprovozierte Invasion in der Ukraine unternommen. Unprovoziert? Der Beschuss der Zivilbevölkerung im Donbass durch die ukrainische Armee begann 2014 und hält bis heute an», schrieb der Botschafter im Juni auf Twitter. Dieser Tweet wurde ihm zum Verhängnis, die Antwort der Nafo liess nicht lange auf sich warten.

Das Nafo-Mitglied @LivFaustDieJung sah den Tweet und antwortete dem Diplomaten: «Sie: Wir müssen die gesamte ukrainische Zivilbevölkerung bombardieren, weil die Ukraine einen internen Krieg geführt hat und einige Zivilisten beschossen wurden.» Danach machte Uljanow den Fehler, dem Troll zu antworten. «Sie haben diesen Unsinn ausgesprochen, nicht ich», schrieb der Botschafter. Diese Antwort wurde ein Meme unter den «Fellas», und die «Meme-Armee» antwortete mit einer Flut von Tweets auf die Aussage des Botschafters. Die Hilfsorganisation Saint Javelin bietet mittlerweile auch T-Shirts mit dem Spruch zum Verkauf an, um damit Drohnen für die Ukraine zu finanzieren. 

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Uljanow versuchte, die Aktion herunterzuspielen, und schrieb auf Twitter, dass es sich wahrscheinlich um Bots handelte. Danach verschwand er eine Woche lang von Twitter. Am 1. Juli erklärte der Diplomat, er sei im Urlaub gewesen. «Jetzt ist es an der Zeit, wieder zu twittern», schrieb er. Die erste Antwort kam von einem Nafo-Konto. Bis heute lassen ihn die «Fellas» nicht in Ruhe.

«Die Nafo widerlegt die Vorstellung, dass es sich bei solchen Onlinebewegungen lediglich um Klickaktivismus handelt.»

Olga Boichak, Dozentin für digitale Kulturen an der University of Sydney 

Dadurch, dass die Bewegung nicht nur einen Informationskrieg betreibt, sondern auch Geld sammelt, beeinflussten ihre Aktionen auch die Welt ausserhalb des Internets. «Die Nafo widerlegt die Vorstellung, dass es sich bei solchen Onlinebewegungen lediglich um Klickaktivismus handelt, also um eine Art oberflächliche Kommunikation mit geringen Auswirkungen auf die reale Welt», wie Olga Boichak dem «Sydney Morning Herald» erklärte. Sie ist Dozentin für digitale Kulturen an der Universität von Sydney. Boichak beschreibt den Aufstieg der Bewegung als ein Beispiel für «partizipative Kriegsführung», die «direkt oder indirekt den Ausgang eines militärischen Konflikts vor Ort beeinflussen kann».