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Zwischennutzung verzögert sich
Nachbarn wehren sich gegen geplante Asylunterkunft auf dem Hardturm

Auf der Hardturm-Stadionbrache geht lange nichts: Auch der Bau einer möglichen Flüchtlingsunterkunft ist ungewiss.
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Als im vergangenen Herbst die Flüchtlingszahlen in die Höhe schnellten, präsentierte die Stadt Zürich einen überraschenden Plan: Auf der Hardturm-Brache sollte bei Bedarf innert kurzer Zeit, man rechnete mit sechs Monaten, ein Containerdorf für 320 Personen errichtet werden können. Kostenpunkt: rund 17 Millionen Franken. Vor wenigen Tagen haben Stadt und Kanton die Baubewilligung für die potenzielle Flüchtlingsunterkunft erteilt, wie die NZZ schreibt.

Die Stadt Zürich hatte vorsichtshalber alle angeschrieben, die den Baurechtsentscheid für die provisorische Asylunterkunft verlangt hatten und damit einspracheberechtigt sind. Eine Beschwerde konnte sie damit aber nicht verhindern: Der Verein «Komitee für Sicherheit und Lebensqualität im Hardturm-Quartier», der von Quartierbewohnern via Crowdfunding finanziert wird, hat angekündigt, juristisch gegen das geplante Flüchtlingsheim vorgehen zu wollen, wie Vereinsmitglied Fabrice Braun der NZZ sagte. Man wolle notfalls alle rechtlichen Mittel ausschöpfen.

Belastung für das Quartier befürchtet

Wie beim Stadion, dessen Bau seit über einem Jahrzehnt blockiert ist, kommt auch hier der Widerstand aus dem Quartier, nur sind es laut NZZ andere Personen. Ihre Befürchtung: Das Quartier sei durch das Bundesasylzentrum (BAZ) auf dem Duttweiler-Areal bereits stark belastet. Eine weitere Asylunterkunft verschärfe die ohnehin angespannte Situation weiter. Tatsächlich musste wegen Klagen über Belästigungen die Patrouillentätigkeit Ende 2022 verstärkt werden. Auch ein Supermarkt im Quartier stellte wegen Diebstählen mehr Sicherheitspersonal ein. Allerdings hat sich die Situation im Asylzentrum des Bundes inzwischen etwas entspannt: Im Januar lebten 450 Personen in der auf 360 Menschen ausgelegten Anlage, heute sind es gemäss NZZ noch 336.

Weil ihr ungutes Gefühl für eine Beschwerde nicht ausreicht, zweifeln die Rekurrenten auch an, dass die Zwischennutzung des Areals mit dem Gestaltungsplan vereinbar sei. Braun sagte zur NZZ: «Das Volk hat Ja zu einem Stadion und Wohnungen gesagt. Wenn stattdessen ein Containerdorf für Asylsuchende gebaut wird, entspricht dies nicht dem Willen der Bevölkerung.» Und sollte der Stadionbau scheitern, bleibe das Provisorium auf unbestimmte Zeit bestehen.

Weiterer Kritikpunkt: die Sicherheit. Im Provisorium wird die Asylorganisation Zürich für die Sicherheit zuständig sein. Dieser sei es im Vorgängerbetrieb des Bundesasylzentrums, dem Asylzentrum Juch, nicht immer gelungen, organisierter Kriminalität, Gewalt und Erpressung Einhalt zu gebieten.

Unterkunft nur sinnvoll, wenn sich Stadionprojekt weiter verzögert


Ob sich der Bau der Flüchtlingsunterkunft lohnt, hängt nun davon ab, wie lange die rechtlichen Verzögerungen beim Stadion- und beim Asylprojekt andauern: Beim Stadionprojekt «Ensemble» können die Rekurrenten über drei Instanzen bis vor Bundesgericht klagen. Ist der Gestaltungsplan dann rechtskräftig, kann die Stadt eine Baubewilligung erteilen. Auch diese kann wieder bis vor die höchste Instanz angefochten werden. Mindestens zwei Jahre dürfte es dauern, schreibt die NZZ, bis das juristische Hickhack ausgestanden sei. Bei der Flüchtlingsunterkunft können die Beschwerdeführer nur die Baubewilligung anfechten. Liegt diese vor, kann die Unterkunft auf der Hardturm-Brache innerhalb von sechs Monaten gebaut werden. Bis zur Realisierung dürften somit ebenfalls mindestens eineinhalb Jahre vergehen. Und bis zum Start der Bauarbeiten für «Ensemble» muss das Provisorium wieder abgerissen sein.

Man habe die Übergangswohnsiedlung stets als Option deklariert, sagt Heike Isselhorst, Sprecherin des Stadtzürcher Sozialdepartements, zur NZZ. Ob sie die beste Lösung sei, hänge davon ab, wie sich die Situation im Flüchtlingsbereich entwickle und welche Alternativen zum Zeitpunkt des Entscheids bestünden. «Eine Abwägung von Kosten und Nutzen wird selbstverständlich erfolgen.»