Nach SRF-Dok über MisshandlungenLäderach baut Sicherheit in Filialen aus
Seit bekannt wurde, dass der frühere Schoggi-Patron Jürg Läderach Kinder an einer christlichen Privatschule geschlagen haben soll, stehen private Sicherheitsleute in Verkaufsfilialen.
Der Mann im Anzug und weissen Hemd weiss offenbar nicht recht, was er tun soll. Er steht in der kleinen Läderach-Filiale im Shopville im Zürcher Hauptbahnhof und rückt die Auslage im Gestell zurecht. Unschwer erkennbar handelt es sich bei diesem neutral gekleideten Mann um einen Angestellten eines privaten Sicherheitsdienstes. Ähnlich gekleidete Männer stehen seit vergangener Woche etwa in den Filialen in Oerlikon und in der Zürcher Bahnhofstrasse – sowie auch in anderen Schweizer Städten wie zum Beispiel Basel.
Am vergangenen Donnerstag enthüllte «Dok» von SRF, dass der frühere Patron des Schokoladenherstellers, Jürg Läderach, in den 1990er-Jahren im St.-gallischen Kaltbrunn Schulkinder geschlagen haben soll. Der Schoggi-Patron hatte dort eine christliche Privatschule mitaufgebaut. Jürg Läderach wehrte sich in einer eidesstattlichen Erklärung gegen die Vorwürfe.
Die Läderach AG, die inzwischen in dritter Generation von Johannes Läderach geführt wird und an der sein Vater J¨ürg Läderach nicht mehr beteiligt ist, will sich nicht zum Sicherheitskonzept äussern. «Unsere Kunden und Mitarbeitenden können aber davon ausgehen, dass wir für ihre Sicherheit sorgen», sagt Mediensprecher Matthias Goldbeck auf Anfrage. Bisher sind keine Aktionen gegen eine der weltweit 150 Boutiquen des Schokoladeherstellers bekannt.
Anders in der Vergangenheit. Jürg Läderach warnte in den vergangenen Jahrzehnten immer wieder vor einem «allgemeinen moralischen Niedergang» und sprach sich aktiv gegen Homosexualität aus. Ausserdem engagierte er sich im Organisationskomitee des «Marsch fürs Läbe» von rechtskonservativen Christen, die Frauen das Recht auf Abtreibung aberkennen wollen. Deshalb kam es in Zürich mehrfach zu Sachbeschädigungen in Läderach-Filialen, in Basel gab es einen Buttersäureanschlag, und in Zug protestierten Aktivistinnen und Aktivisten friedlich unter dem Motto «Liebe ist ein Menschenrecht». Ähnliche Proteste gab es auch schon in Chur.
Grösser als der materielle Schaden in Filialen war bisher der Imageschaden für das Unternehmen nach den Enthüllungen über ihren ehemaligen Patron. So will etwa das Zurich Film Festival nicht mehr mit dem Schokoladenhersteller zusammenarbeiten. Bereits 2020 hatte die Fluggesellschaft Swiss die Zusammenarbeit mit Läderach nicht verlängert. Zuvor war bekannt geworden, dass sich Mitglieder der Familie Läderach aktiv gegen Homosexualität und Abtreibung engagieren. Ein Zusammenhang zwischen der Berichterstattung und dem Ende der Zusammenarbeit bestehe allerdings nicht, sagte ein Swiss-Mediensprecher laut einem Urteil des Kantonsgericht Glarus, über das «persoenlich.com» berichtet hat.
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