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Filmfestival trennt sich von Läderach
Erst der Support, dann das Aus – steckt Schawinski hinter der Kehrt­wende?

*Interview mit Roger Schawinski* Zum wohl endgueltigen Ende seiner TV-Karriere.

17.02.2023
(SILAS ZINDEL/TAGES-ANZEIGER)

Die Ereignisse überschlagen sich, nachdem eine SRF-Recherche Missstände an einer christlichen Schule in Kaltbrunn SG publik gemacht hat. Mitgründer der Schule war der Chocolatier Jürg Läderach. Das Zurich Film Festival (ZFF) gehört zu den Partnern der Schokoladefirma gleichen Namens.

Am letzten Freitag, am Tag nach der Ausstrahlung im Schweizer Fernsehen, teilt das ZFF mit, man stehe zur Partnerschaft, weil nach einem Generationenwechsel in der Unternehmensleitung andere Werte gelebt würden. Ausserdem hätten sich die heutigen Verantwortlichen bei Läderach von der Vergangenheit distanziert und stünden für Toleranz und Diversität. Patron Jürg Läderach hat 2018 die Unternehmensleitung an seine Kinder weitergegeben. Er hat mittlerweile auch keine Aktien mehr und ist seit 2021 nicht mehr im Verwaltungsrat.

Doch einen Tag später kommt die Kehrtwende: Die Filmveranstaltung gibt bekannt, die Partnerschaft mit dem Chocolatier doch zu beenden – und zwar per sofort. Was ist passiert?

«Ganz feig und unglaublich schwach»

Radiomacher Roger Schawinski will eine Rolle gespielt haben. Das sagt er zumindest in seiner letzten Sendung «Roger gegen Markus». Er habe Christian Jungen, den Chef des Zurich Film Festival, am letzten Freitagabend angerufen und ihm gesagt, er solle «die SRF-Recherche unbedingt schauen», sagt Schawinski im Gespräch mit «Nebelspalter»-Chefredaktor Markus Somm. Jungen habe daraufhin am Freitagabend den Bericht geschaut und «bis halb zwei Uhr nachts nicht geschlafen». Traumatisch sei das gewesen für Jungen, so Schawinski.

Am darauffolgenden Samstag trennte sich das ZFF von Läderach. «Es wäre anders gekommen, wenn Christian Jungen den Film nicht gesehen hätte», kommentiert Schawinski diesen Entscheid gegenüber Somm. Dieser fasst spöttisch zusammen: «Roger Schawinski war also entscheidend für diesen Boykott.» Worauf ein Schlagabtausch zwischen den beiden Journalisten folgt, Somm quittiert den «Hösi-Entscheid» des ZFF als «ganz feig und unglaublich schwach». Man bestrafe Leute für die Taten ihrer Vorgänger. Schawinski wiederum zeigt sich «entsetzt darüber, dass sein Gesprächspartner derart ausrastet».

Das ZFF steckt mitten in den Vorbereitungen, das Filmfestival geht am Donnerstag los.

Jungen bestätigt auf Anfrage die Äusserungen von Schawinski. Er habe die SRF-Recherche geschaut, nachdem ihn Schawinski darauf aufmerksam gemacht habe. Jungen sagt aber auch: «Ich bin nicht für das Sponsoring beim ZFF zuständig.» Er verweist auf Managing Director Jennifer Somm. Diese sagt, die Kehrtwende habe damit zu tun gehabt, dass man «etwas Zeit gebraucht hätte».

Die SRF-Dokumentation habe alle aufgewühlt. Man sei mit Läderach in einen Austausch getreten und habe «gemeinsam entschieden, die Partnerschaft zu beenden». Am Festival werden keine Läderach-Schöggeli mehr verteilt. Somm will den Fall nicht weiter kommentieren. Das ZFF steckt zurzeit mitten in den Vorbereitungen, weil das zweitgrösste Filmfestival im deutschsprachigen Raum am Donnerstag losgeht.

SBB stoppen Partnerschaft, Schwingfest nicht

Parallel dazu haben auch die SBB eine Massnahme ergriffen. Sie führten das «House of Läderach» als Inspiration für Ausflüge mit dem ÖV-Gruppenbillett auf ihrer Website auf. Jetzt nicht mehr: «Die SBB haben die Bewerbung des Angebots vorübergehend gestoppt, um die Situation neu zu beurteilen.»

Anders klingt es beim Eidgenössischen Schwing- und Älplerfest 2025 Glarnerland (Esaf). Es wird die Zusammenarbeit mit Läderach Chocolatier nicht beenden, wie es am Dienstag mitteilt. Das Esaf wolle die nun aktive Generation nicht für die Vergehen der Elterngeneration verantwortlich machen. Läderach ist beim Schwingfest im eigenen Kanton Glarus einer der Hauptsponsoren.